TEST // 50 CLUES – LEOPOLD

TEST // 50 CLUES – LEOPOLD

Verfasst von Michael Tomiak am . Veröffentlicht in Brettspieltest

In 50 CLUES – LEOPOLD lautet dein Name Maria. Du bist Insassin einer forensischen Psychiatrie. Doch im Grunde ist das egal, da nicht du es bist, um die es hier geht, sondern um deinen Sohn. Er ist der Schlüssel im Kampf gegen Leopold, den du mit allen Mitteln stoppen musst, bevor er die Welt ins Unheil stürzt. Bewaffnet mit einer Spritze, einer Zange und einem Feuerzeug beginnst du damit, die lang geplante Flucht in die Tat umzusetzen. Doch es liegt ein weiter Weg mit vielen Rätseln und Gefahren vor dir, bevor du am Ziel angelangt bist.

50 CLUES – LEOPOLD wurde uns freundlicherweise von NORSKER GAMES für eine Review zur Verfügung gestellt. Dies hatte natürlich keinerlei Einfluss auf unsere Bewertung des Spiels.

Skandinavien-Krimi aus Dänemark

50 CLUES ist ein Escape-Room-Spiel, das neben dem Lösen herausfordernder Rätsel auch Wert auf die Geschichte legt. Die SpielerInnen werden nicht nur mit Rätseln konfrontiert, die sie wiederum vor neue Rätsel stellen, sondern bewegen sich auch innerhalb einer Handlung, die sie mit jeder Lösung neue Orte entdecken lässt und einen Schritt in der Geschichte weiterbringt. Die LEOPOLD-Trilogie umfasst die Teile DAS PENDEL DER TOTEN, WEISSER SCHLAF und LEOPOLDS SCHICKSAL. Jedes Spiel kann zwar problemlos für sich selbst gespielt werden, wir empfehlen allerdings, die Teile chronologisch zu spielen.

Für das Spiel werden eine Internetverbindung und ein Browser benötigt. Vor Beginn eines Spiels ist es erforderlich, sich auf der 50 CLUES-Webseite mit der im Innenteil des Deckels befindlichen Seriennummer zu registrieren. Die Seriennummer kann insgesamt 30x genutzt werden. Nach der Registrierung steht ein schlichtes Menü zur Verfügung, das zweckmäßig gestaltet ist und zudem auch problemlos mit einem Smartphone genutzt werden kann. Die Installation einer App ist zum Spielen nicht erforderlich.

Der Spielablauf erinnert ein wenig an die UNLOCK!-Reihe. Auf Karten werden Zahlen und Rätsel angezeigt, die Interaktionen mit der Webseite ermöglichen und dadurch die SpielerInnen vorankommen lassen. Werden auf der Karte Zahlen in einer roten Box angezeigt, können diese mit Zahlen einer anderen roten Box kombiniert werden. Dies geschieht einfach, indem beide Zahlen in den roten Feldern der Webseite eingetragen werden. Bei einer Zahl in einer schwarzen Box, kann diese für eine Interaktion auf der Webseite eingegeben werden. Meist ist dies erforderlich, wenn die Wahl zwischen verschiedenen Handlungsmöglichkeiten besteht. Last but not least gibt es dezente Zahlen in transparenten Boxen, zu denen die entsprechende Karte gezogen werden darf.

Bei einem Lösungsversuch wird durch Text in einer roten Box angezeigt, dass die Antwort falsch war und weiter versucht werden muss, die passende Lösung einzugeben. Ist die Antwort richtig, wird dies durch einen Text in einer grünen Box angezeigt, zusammen mit einer Wertung aus X von 5 Sternen. Je nach Anzahl der Fehlversuche, gibt es Punktabzüge. Vereinzelt gibt es auch Rätsel, bei denen ein Timer läuft. Hierbei richten sich die Sterne nach der verstrichenen Zeit. Am Ende des Spiels wird eine Gesamtwertung in Prozent angezeigt.

Wer zu einem Rätsel keine Lösung findet, kann auf den HINWEIS-Button klicken und erhält zunächst einen vagen Hinweis, in welche Richtung das Rätsel zielt. Reicht dies noch nicht aus, geht es beim nächsten Klick weiter mit einer direkteren Richtungsangabe. Wenn alles nichts hilft, gibt es danach direkt die Lösung. Somit ist ausgeschlossen, dass die SpielerInnen an einer Stelle nicht weiterzukommen.

Der gespielte Dänenkrimi

Der Inhalt jeder Schachtel besteht aus 54 großformatigen Karten von widerstandsfähiger Qualität. Die Gestaltung der Boxen ist sehr gut gelungen und erinnert an Kriminalromane der besseren Sorte. Die Zeichnungen auf den Karten sind skizzenhaft, passen aber stilistisch sehr gut zum Thema.

Die Anleitung ist auf einer Karte aufgedruckt und erklärt die nicht sonderlich komplexen Spielregeln auf leichtverständliche Art und Weise. Zur weiteren Verdeutlichung gibt es auf der 50 CLUES-Homepage zudem noch ein deutsches Erklärvideo, in dem an Hand eines Beispielfalls der Ablauf des Spiels erklärt wird. Besser geht es nicht!


50 CLUES hat mich wegen der Gestaltung der Schachteln direkt angesprochen. Wegen ihrer nüchternen Art erinnerten mich die Cover sofort an Skandinavien-Krimis, egal ob diese nun mit der A-Gruppe, Kurt Wallander, Carl Mörck oder Mikael Blomkvist in den Hauptrollen sind. Dies zusammen mit meiner Liebe zu Escape-Room-Spielen war mehr als Grund genug, mich näher mit der Spiel-Trilogie zu beschäftigen.

Die einfache und dadurch zweckmäßig gehaltene Gestaltung der Webseite gefiel mir ebenfalls sofort gut. Sie stellt sicher, dass mobile Geräte genauso gut damit klarkommen, wie PCs. Dass zu Beginn die Seriennummer eingegeben werden muss, mag auf den ersten Blick ärgerlich erscheinen, da dadurch eine Art Verfallsdatum integriert wurde. Wird allerdings bedacht, dass 30 Aktivierungen bei einem Spiel, das rund 15 € pro Box im Verkauf kosten dürfte, möglich sind, ist das mehr als fair. Immerhin handelt es sich bei 50 CLUES um ein Spiel, das in der Regel nur 1x gespielt wird, da anschließend alle Rätsel bekannt sein dürften.

Beim Rätseldesign hatten wir bei DAS PENDEL DER TOTEN noch leichte Probleme. Nicht alles erschien uns gleich klar und wir mussten immer wieder einmal 1-2 Hinweise in Anspruch nehmen. Am Ende reichte es so nur zu einem Gesamtergebnis von 54%. Bei WEISSER SCHLAF und LEOPOLDS SCHICKSAL sah dies dann ganz anders aus. Hier fand ich die Herleitung der Lösung der Rätsel in den allermeisten Fällen sehr logisch und am Ende reichte es dann auch für jeweils rund 80%. Bei den Rätseln kommt es des Öfteren vor, dass zwei Gegenstände kombiniert oder etwas näher untersucht werden müssen. Oft werden Rätsel gestellt, bei denen es gilt, Zahlreihen zu erkennen, Muster auszumachen oder etwas logisch herbeizuführen. Die Logikrätsel waren teils recht fordernd, aber in der Regel immer fair.

Die ablaufenden Timer-Sequenzen fanden wir hingegen durchweg unpassend. Ohne Warnung lief die Stoppuhr los und blinkte munter vor sich hin. Dann hieß es sich erst einmal darüber klarzuwerden, welche Situation gerade besteht und was der Lösungsansatz sein könnte. Fairerweise muss gesagt werden, dass es uns zumindest nicht passiert ist, dass ein länger laufender Timer negative Auswirkungen hatte, abgesehen der 0 von 5 Sternen. Dennoch fehlte uns hier ein wenig der Mehrwert des Ganzen.

Bei der Geschichte gefiel mir der erzählerische Aspekt recht gut. Mit jedem gelösten Rätsel ging es ein Stück weiter und es mussten neue Rätsel gelöst werden, damit die Geschichte weitererzählt wurde. Im Verlauf der Geschichte wird es stellenweise recht blutig und in der Regel ist es so, dass für die Anwendung brutaler Gewalt keine Alternative besteht. Dies hat uns vor allem hinsichtlich des großen Finales immer wieder rätseln lassen, wo die Geschichte hinführt. Und hat für freudige Erwartung auf das große Finale gesorgt.

Genau hier hat die Trilogie dann leider auf der ganzen Linie versagt. Als nach meiner Ansicht eine finale Erklärung, eine Auflösung hätte stattfinden müssen, gab es - nichts. Die Geschichte von Maria mit ihren Aufs und Abs, den erlebten Erfahrungen und Momenten wirkte am Ende wie zahlreiche lose Enden. Es ist schwer näher darauf einzugehen, ohne zu Spoilern, weswegen ich an dieser Stelle darauf verzichte. Hätte es am Ende mehr als nur eine pure Prozentzahl für die eigene Leistung gegeben, einen Epilog, der die einzelnen Taten in ein Gesamtbild rückt, 50 CLUES hätte auf erzählerischer Ebene wirklich rund wirken können. So sind wir am Ende ernüchtert zurückgeblieben, weil wir das Gefühl hatten, das etwas fehlt.

Nichtsdestotrotz sollten sich Rätselfreunde und -freundinnen nicht davon abhalten lassen, 50 CLUES näher unter die Lupe zu nehmen. In seiner Kernkompetenz, den Rätseln, versteht es die Trilogie, zu fesseln. Wir hatten soviel Freude daran, dass wir trotz riesigem SPIEL’19-Loot alle Teile an 3 Abenden durchgespielt haben. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja noch eine weitere 50 CLUES-Trilogie, in der dann ein wenig mehr über Maria und den Geschehnissen rund um LEOPOLD erzählt wird. Ich würde mich freuen und gleich die nächsten 3 Abende dafür reservieren!

Zu kaufen gibt es 50 CLUES aktuell nur im Webshop von Norsker Games. Es laufen aber bereits Verhandlungen mit deutschen Publishern und es sieht gut aus, dass die Trilogie Anfang 2020 auch in Deutschland verfügbar sein wird.

Bilder zum Spiel

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Tags: Detektiv, Krimi, Escape Room, Deduktion, 1-5 Spieler, Solospiel

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