TEST // TERRORS OF LONDON

TEST // TERRORS OF LONDON

Verfasst von Michael Tomiak am . Veröffentlicht in Brettspieltest

In den Straßen des viktorianischen Londons macht sich der Terror breit. Mächtige Overlords, düstere Kreaturen und von Rachsucht getriebene Sterbliche lassen in TERRORS OF LONDON die Straßen zu einem Kampfgebiet werden, in dem bis zum letzten Blutstropfen gekämpft wird. Dabie werden Geister, Untote, Bestien und Sterbliche in die Schlacht geschickt, aus der am Ende nur einer als Sieger hervorgehen kann.

TERRORS OF LONDON wurde uns freundlicherweise von KOLOSSAL GAMES kostenlos zur Verfügung gestellt. Dies hatte natürlich keinerlei Einfluss auf unsere Bewertung.

In den düsteren Hinterhöfen der Straßen von London

Ziel im reinen 2-Spieler Deckbuilder TERRORS OF LONDON ist es, den gegnerischen Overlord dadurch zu besiegen, dass seine oder ihre Lebensenergie auf 0 sinkt. Es beginnt mit der Wahl des eigenen Overlords und 2 der 4 dazugehörigen Spezialkarten. Hinzukommen 5 Akolythen, die Münzen bringen, und 3 Kultisten, die Schaden verursachen. Das Startdeck besteht somit aus 10 Karten und wird gemischt. Wer beginnt, zieht 4 Karten auf die Starthand, der andere Overlord 5. Los geht es sodann mit der Aktionsphase, in der die wesentlichen Aktionen so oft durchgeführt werden können, wie es die Ressourcen und Reliquien zulassen.

Wie bei Deckbuildern üblich, gehört das Erhalten von Zahlungsmitteln zu einem wesentlichen Teil des Spiels. In diesem Fall sind dies MÜNZEN, welche Akolythen (jeweils 1 Münze) auf der Starthand einbringen, wenn sie ausgespielt werden. Die über das Ausspielen angesammelten Münzen können während des Zuges genutzt werden, um neue Karten zu kaufen. Die Auslage ist in diesem Fall eine Straße, auf der Monster und Reliquien angeboten werden. Schaden wird über MACHT-Punkte zugefügt und auf der Starthand gibt es für diese Aktion Kultisten, die dem gegnerischen Overlord 1 schlanken Punkt Schaden zufügen.

Wenn das Deck mit der Zeit mächtigere Karten enthält, wird das Timing beim Ausspielen immer wichtiger, da viele Fähigkeiten erst ausgelöst werden müssen, nachdem sie ausliegen. Beim Ausspielen einer Karte wird zunächst der komplette Text der Karte abgehandelt. Neben MÜNZEN und MACHT können darin noch zahlreiche andere Fähigkeiten genutzt werden. Dazu gehört u.a. die FLUCH-Funktion, wodurch der Gegner sich entscheiden muss, ob er lieber 2 Schaden nimmt oder eine seiner Handkarten auf den Ablagestapel legt. Wird eine OPFER-Funktion ausgelöst, darf der Spieler eine seiner eigenen Karten aus dem Spiel entfernen, wodurch der Gegner 1 Schaden erleidet und das eigene Deck effektiver wird. Aber Achtung: Sind die kleinen Karten bereits geopfert worden, müssen nun auch andere Karten geopfert werden, da die Fähigkeit nicht optional ausgelassen werden darf!

Wird eine FORDERUNG gespielt, kann ein gekauftes Monster auf das Deck, anstatt auf den Ablagestapel gelegt werden. Wird WUT gespielt, entscheidet der Spieler, ob er sich selbst um 2 Punkte heilt oder dem Gegner 2 Schaden zufügt. Bei ZERSTÖREN kann wahlweise eine Karte von der Straße aus dem Spiel genommen werden oder aber eine ausliegende Karte des Gegners wird auf dessen Ablagedeck gelegt. Ausliegende Karten können neben Monstern auch Reliquien sein, von denen jeder 3 besitzen darf und die in jeder Runde einmal aktiviert werden können. ERHOLUNG bringt Lebenspunkte zurück, APPEL erweitert die Starthand für den nächsten Zug um eine Karte und ein BEFEHL ermöglicht es, ein Monster mit Kaufwert bis zu 3 aus dem Ablagestapel direkt ins Spiel zu bringen.

Einige Monster haben eine SPUK-Fähigkeit, die bewirkt, dass das entsprechende Monster am Ende des Zuges nicht auf den Ablagestapel gelegt werden muss, sondern bis zur nächsten Runde im Spiel bleibt und dann direkt noch einmal seine Fähigkeiten ausspielt. Bonus-Fähigkeiten können ausgespielt werden, wenn einzelne Monster eine Horde bilden. Im Spiel gibt es die 4 Fraktionen Untote, Bestien, Sterbliche und Geister. Auf jeder Fraktionsmonsterkarte gibt es unten Verknüpfungen, die anzeigen, mit welcher Fraktion eine Horde gebildet werden kann. Passen die Anforderungen bei beiden Karten zusammen, kann eine der unten angezeigten Fähigkeiten genutzt werden. Wird die Horde anschließend noch um ein weiteres Fraktionsmonster erweitert, das an eine der beiden Seiten passt, kann eine weitere Fähigkeit genutzt werden, die bis dahin noch nicht genutzt wurde.

Die Werkzeuge der dunklen Mächte

Die stimmungsvoll gestaltete Box mit Klappdeckel von TERRORS OF LONDON ist ein wenig zu groß für die darin enthaltenen Karten, hat so aber zumindest den Vorteil, dass die Erweiterungen darin auch noch Platz finden können. Das Material der in der Box befindlichen Karten macht einen stabilen Eindruck und die Marker sind aus festem Karton.

Die Anleitung ist mit zahlreichen Bildern und Beispielen versehen, lässt aber nach dem Lesen noch einige Fragen offen. So wird z.B. die SPUK-Funktion sehr umständlich erklärt, weswegen es hier bei uns zu Beginn zu einigen Verständnisproblemen gekommen ist. Aus den Spielregeln ergibt sich auch nicht, welches Symbol für welche Fraktion steht, weswegen dies erst selbst zusammengereimt werden muss. Bei FORDERUNG wird angegeben, dass beim Kaufen von Karten mit FORDERUNG diese auf den Nachziehstapel gelegt werden können, was aber vermutlich bedeutet, dass FORDERUNG vorher über eine andere Karte aktiviert werden muss, da es sich dabei um eine zu aktivierende Fähigkeit handelt. Die erste Partie hat wegen einiger Unstimmigkeiten relativ lange gedauert, da einiges durch Nachschau in der Anleitung geklärt werden musste. Aber bereits bei der 2. Partie ging das Spielen relativ flüssig und schnell vonstatten.


TERRORS OF LONDON ist für mich eine der großen Überraschungen der SPIEL’19. Ich hatte im Vorfeld bereits gelesen, dass das Spiel ein guter Deckbuilder sein soll. Als er dann zum ersten Mal auf dem Tisch lag und die harte Aufgabe des Regelnerlernens hinter mir lag, hatte mich das Spiel gleich in seinen Bann gezogen. Das viktorianischen London und die Horrorkreaturen sorgten direkt für gute Atmosphäre am Tisch. Das Spiel hat den stimmungsvollen Eindruck dann zum Glück weitergetragen und auch die Mechanik liefert.

Im Herzen ist das Spiel ein Deckbuilder mit relativ üblichen Mechaniken. Stärkere Karten werden gekauft, schwächere aus dem Deck entfernt. Dauerhafte Effekte werden jede Runde aktiviert und es gibt die Möglichkeit, Kombo-Effekte auszulösen. Für mich hebt sich TERRORS OF LONDON aber durch sein schnelles Spiel und seine einfachen, aber dennoch sehr effektiven Mechaniken von anderen Spielen seiner Art ab. Mächtige Reliquien könnten schnell zum Problem werden, doch dank ZERSTÖREN-Funktion kommen sie auch erst einmal wieder auf den Ablagestapel. Die SPUK-Mechanik eröffnet interessante Möglichkeiten und durch Bilden von Horden können selbst kostengünstige Karten dabei helfen, wichtige Fähigkeiten zu aktivieren.

TERRORS OF LONDON bietet einiges an Möglichkeiten, um kleinere Fehler zu reparieren. Durch verschiedene Strategien ist es möglich, auch während des Spiels umzulenken, sollten keine passenden Karten in der Straße zu finden sein oder die aktuelle Strategie nicht greift. Ist z.B. kein Monster aus der eigenen Fraktion vorhanden, um die Effekte auf den Overlord-Karten auszulösen, besteht immer noch die Möglichkeit die Monster so zu kaufen, dass die Hordenfähigkeiten ausgelöst werden können.

Beim Balancing haben wir in unseren Spielen ein Problem mit dem Overlord Azazael entdeckt. Dieser hat nicht nur besonders viele Leben, sondern kann zudem auch noch jede Runde eine Handkarte opfern, wodurch anfangs zwar weniger Ressourcen zur Verfügung stehen, das Deck dafür aber sehr schnell, sehr mächtig wird. Einzig mit Lilith sind wir in unseren Partien einmal ein wenig in Schlagnähe gekommen, weil sie auch über OPFER-Karten in ihrem Spezialset verfügt. Verloren hat sie am Ende dann aber doch. Vielleicht gab es beim Kickstarter passende Gegner oder vielleicht bringen die Erweiterungen die notwendige Balance mit. Mit den 3 anderen im Grundspiel zur Verfügung stehenden Overlords ist Azazael aber leider nur schwer beizukommen. Der Overlord kann somit sicherlich dazu genutzt werden, um unerfahrenen Spielern und Spielerinnen einen ausgleichenden Vorteil zu geben. Bei einem Duell auf Augenhöhe ist dieser Overlord auf Grund seiner vielen Lebenspunkte und seiner Sonderfähigkeit allerdings sehr stark und nur sehr schwer zu besiegen.

Auch wenn Azazael der Overlord unter den Overlords ist und die Spielanleitung teils eine fast noch größere Herausforderung darstellt, hat mir TERRORS OF LONDON extrem viel Spaß gemacht und ich hole es immer wieder gerne auf den Tisch. Durch die große Vielfalt an Möglichkeiten fühlt sich kaum eine Partie wie die andere an. Wer Deckbuilder mag, sollte sich unbedingt in die Straßen des viktorianischen Londons wagen und unter Beweis stellen, dass er oder sie der wahre Overlord unter den Kreaturen der Nacht ist.

Bilder zum Spiel

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Tags: Horror, 2 Spieler, Deckbauspiel

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