TEST // PANDORIA

TEST // PANDORIA

Verfasst von Deniz Jansen am . Veröffentlicht in Brettspieltest

Viele, die das Brettspiel-Hobby von außen betrachten, assoziieren das Thema Brettspiel zumeist mit Klassikern wie RISIKO, MONOPOLY, CARCASONNE, und CATAN. Auch beim ersten Blick auf PANDORIA schwingen ähnliche Assoziationen mit, da es rein äußerlich sehr an eine Mischung aus CARCASONNE, mit KINGDOM BUILDER und einer Prise CATAN erinnert. Aber wie sieht ein Spiel überhaupt aus, das aus einer Mischung von so bekannten Titeln zu bestehen scheint und kann es sich mit dieser Idee auf dem Brettspielmarkt behaupten?

 

infos zum spiel

Um diese Fragen zu beantworten, wurde uns eine Kopie des Spiels von IRON GAMES zur Verfügung gestellt.
Auf diese Bewertung hat das keinen Einfluss.

 

Darum geht es im Spiel

 

Bei PANDORIA übernehmen 2-4 Spieler die Rollen von Völkern, die jeweils versuchen, ihre Machtposition auf dem neuen Kontinent Pandoria zu stärken. Den Kern des Ganzen bilden dabei die Ressourcen, die das Land zur Verfügung stellt, und die optimierte Nutzung dieser. Das Ziel des Spiels ist dabei nicht am Ende des Spiels X,Y oder Z zu erreichen, sondern während des Spiels die meisten Siegpunkte erlangt zu haben.

Bei PANDORIA findet so gut wie keine Endwertung statt, sodass sich alle wichtigen Elemente und Mechaniken der Siegpunkteverteilung während der Spielrunden abspielen! Zu Beginn des Spiels erhält jeder Spieler ein Spielertableau, auf dem das jeweilige Volk abgebildet ist. Das Spiel empfiehlt, die Auswahl der Völker dem Zufall zu überlassen. Der Grund dafür ist, dass die Völker bestimmte einzigartige Vorteile haben, die besonders im fortgeschrittenen Spiel relevant werden können.

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Diese Vorteile der Völker beschränken sich dabei nicht nur auf die unterschiedlichen Startressourcen der Spieler, sondern geben auch spezielle Fähigkeiten, die nur von der jeweiligen Rasse genutzt werden können. Die Spielertableaus erfüllen dabei ihren Job, Auskunft über alle nötigen Informationen des Spiels zu geben, sehr gut. Im Zentrum befinden sich 3 Spalten, die jeweils mit anderen Farben für 3 von 4 Ressourcen des Spiels eingefärbt sind. Diese Spalten geben anhand eines Holzmarkers an, über welche Anzahl der jeweiligen Ressource ein Spieler verfügen kann. Am unteren Rand befinden sich Bauplätze für spätere Gebäude und am oberen Rand wird ein Ablauf einer typischen Spielrunde anhand von Symbolen erklärt.

Sobald jeder Spieler seine Spielfarbe und sein Spielertableau erhalten hat, ziehen die Spieler ein Doppelplättchen aus einem Beutel, auf dem sie 2 Ressourcen abgebildet sehen. Diese Plättchen werden während der Spielrunde des jeweiligen Spielers auf dem Spielfeld platziert und bauen somit nach und nach das Spielfeld aus. In seiner Rohfassung enthält das Spielfeld dabei nur 2 Start-Doppelplättchen, 11 vorgeschriebene Ressourcenfelder und spezielle Ressourcenrandfelder, die im späteren Verlauf noch weiter beleuchtet werden.

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Beginnt ein Spieler nun seine Runde, so platziert er sein Doppelplättchen angrenzend an ein bereits bestehendes Doppelplättchen und hat nun die Wahl, ob er einen Arbeiter auf eines der beiden neuen Ressourcenfelder legen möchte. Zum Beispiel könnte der Spieler ein Doppelplättchen, das aus einer Gold- und einer Holzressource besteht, so positioniert haben, dass es mit einem bestehenden Goldgebiet ein größeres Goldgebiet formt. Ähnlich wie bei Carcassonnes Burgen werden diese Gebiete aber erst „gewertet“, sobald das Gebiet vervollständigt worden ist, was hierbei bedeutet, dass das Gebiet vollständig von anderen Ressourcenplättchen umschlossen worden ist, ohne, dass eine weitere Goldressource diesem Gebiet hinzugefügt werden könnte.

Ebenso wichtig ist dabei die bereits angesprochene Positionierung des Arbeiters. Befindet sich nämlich ein Arbeiter in einem Gebiet, dass soeben vervollständigt worden ist, so wird dieser aus dem Gebiet entfernt, ohne dabei Ressourcen beanspruchen zu können. Jeder Arbeiter, der sich jedoch angrenzend zu diesem Goldgebiet befunden hat, nimmt nun an der Wertung teil, wobei die Anzahl der Arbeiter als Multiplikator dient (das bedeutet, dass Spieler A aus einem Gebiet mit 8 Gold, um das er einen Arbeiter stehen hatte, 8 Gold erhält, während Spieler B mit 2 Arbeitern um dieses Gebiet 16 Gold bekommt).

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Die Positionierung des Arbeiters ist aber in keinem Fall bindend, da ein Spieler sich dazu entscheiden kann, einen Arbeiter wieder in seinen Vorrat aufzunehmen, anstatt einen zu positionieren. Hier treten die Randgebiete in Erscheinung, da diese einem großen Gebiet gefährlich werden können. Verbindet ein Spieler nämlich ein Gebiet mit einem passenden Randvorkommen, kann das Gebiet nicht mehr abgeschlossen und damit auch nicht mehr gewertet werden!

Die richtige Positionierung der Doppelplättchen und der Arbeiter ist damit entscheidend. Hat ein Spieler ein Gebiet nun abgeschlossen, hat dieser die Wahl, eine Karte aus dem Marktplatz mit seinem Gold zu kaufen. Diese Karten sind in zwei Hälften unterteilt, wobei die obere Hälfte einen Zauberspruch und die untere Hälfte ein Gebäude darstellt. In seinem nächsten Zug kann der Spieler sich nun entscheiden, ob er diese Karte einsetzen und damit eine der beiden Hälften nutzen möchte. Zaubersprüche verbrauchen Kristalle und dienen einem einmaligen Effekt, während Gebäude mit Holz errichtet werden und dauerhafte Boni einbringen. Zusätzlich können Gebäude mit Monumenten überbaut werden, wobei diese um die Kosten des Gebäudes vergünstigt werden und eine große Menge an Siegpunkten einbringen.

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Wie bereits angesprochen wurde, besitzt PANDORIA keine Mechaniken, die zu einer großartigen Endwertung zählen könnten. Alle Siegpunkte werden auf verschiedenste Weise während der Spielrunden gesammelt. Die wichtigste Quelle für Siegpunkte sind die Siegpunktressourcengebiete, die wie jedes andere Ressourcengebiet behandelt werden. Die zweite Möglichkeit bildet dabei der Bau von Monumenten, die jedoch den Nachteil haben, dass sie einen möglichen Bauplatz für Gebäude belegen.

Die letzte Möglichkeit der Siegpunktgewinnung findet sich in den normalen Ressourcen. Hat ein Spieler zum Beispiel bereits das Maximum an Holz (10) erreicht und würde nun mehr Holz erhalten, so erhält er für jeweils 3 Holz über dem Maximum einen Siegpunkt. Durch Gebäude kann diese Mechanik weiter ausgebessert werden, sodass jeder Spieler individuelle Siegpunktquellen errichten kann. Sobald das letzte Doppelplättchen gezogen wurde, endet das Spiel, wobei nun jede übrige Ressource im bereits erwähnten Verhältnis von 3:1 in Siegpunkte umgewandelt wird. Der Spieler, der nun die meisten Siegpunkte besitzt, gewinnt das Spiel.

 

Variationen und Erweiterungen

 

PANDORIA bietet im Grundspiel drei Spielvarianten an.

Spielvariante A dient überwiegend als Einsteigervariante, da es hierbei bereits Starthandkarten und keine gesonderten Volksfähigkeiten gibt, um einen vereinfachten Spielverlauf zu gewährleisten.

Spielvariante B besitzt keine Starthandkarten, dafür aber die bereits benannten Volksfähigkeiten, die dem Spiel eine größere Spieltiefe und mehr Kombinationsmöglichkeiten für unterschiedliche Spielstile bieten.

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Bei Spielvariante C handelt es sich um einen Teammodus, der ausschließlich für 4 Spieler gedacht ist und 2 Teams gegeneinander antreten lässt. Die Spieleranzahl ist bei PANDORIA, bis auf die Möglichkeit des Teammodus, nicht sehr bedeutend. Eine Partie mit 2 Spielern hat zwar seine eigenen Herausforderungen im Vergleich zu einer 3 oder 4 Spielerpartie, jedoch funktioniert PANDORIA mit jeder Spieleranzahl.

Die Erweiterung PANDORIA – ARTIFACTS fügt dem Spiel dabei eine weitere Variante hinzu, wobei neue Doppelplättchen und ein neuer Weg der Siegpunktgewinnung durch das Verkaufen der namensgebenden Artefakte hinzugefügt wird.

 

Was ist in der Box?

 

Die Spielschachtel von PANDORIA bietet keine größeren Überraschungen im Spielmaterial. Enthalten sind 5 Spielertableaus, Holz-Meeple und Holzmarker in 4 verschiedenen Farben (Rot, Gelb, Blau und Schwarz), 44 Marktkarten sowie 48 Doppelplättchen. Besonderheiten lassen sich dabei in der Verarbeitung des Materials finden, da, besonders bei den Meeple und den Holzmarkern, keine Standard-Marker genutzt wurden, sondern alle eine eigene Form besitzen und dem Spiel damit mehr Charakter verleihen.

Auch das Design und das Artwork des Spielfeldes sind sehr farbenfroh und gut durchdacht, was unter anderem auch der bekannten Brettspiel-Retrooptik geschuldet sein kann. Negativ ist dabei jedoch die Gestaltung der Charaktere auf den Spielertableaus zu vermerken, da diese unserer Meinung nach sehr aus der generellen Gestaltung der Spielwelt herauszustechen scheinen. Bis auf das Volk der Elfen wirken die Völker eher uninspiriert und etwas lieblos dargestellt.

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Die Verarbeitung des Materials ist solide. Die Doppelplättchen und das einseitige Spielfeld bestehen dabei aus solider Pappe und auch die Holzmarker weisen eine gute Qualität auf. Die Karten besitzen leider keine Unterstützung durch Kunststoff oder einem ähnlich widerstandfähigen Material, wodurch bei häufiger Nutzung Kartenhüllen anzuraten wären. Insbesondere die Spielertableaus sind aus sehr dünner Pappe, die zwar ihren Zweck voll und ganz erfüllt, ein vorsichtiger Umgang mit dem Material aber dennoch beachtet werden sollte.

Das vorliegende Regelbuch erklärt das Spiel sehr schnell und verständlich. Die Regeln werden auf 4 Seiten sehr kompakt, aber ausführlich erklärt, sodass ein schneller Start in das Spiel gewährleistet werden kann, auch wenn die Regeln erst beim Spielaufbau gelesen werden.


Spiele wie CARCASONNE und CATAN gelten nicht ohne Grund als Klassiker der Brettspielgeschichte und PANDORIA scheint sich dessen sehr wohl bewusst zu sein. Trotz des angelehnten Designs schafft es PANDORIA durch viele kleine Kniffe aber doch einen eigenen Stempel aufzudrücken und etwas frischen Wind mitzubringen.

Durch die innovative Kombination von bekannten Mechaniken fühlt sich PANDORIA bereits zu Beginn wie ein altbekanntes Spiel an, wobei durch die eigenen Innovationen das Interesse der Spieler hochgehalten wird. Damit meine ich besonders die fehlende Endwertung des Spiels. Brettspiele sind heutzutage sehr auf ihre Endwertung und das Bauen des perfekten Siegpunktelagers aus, wobei die Spieler in einigen Fällen zu keinem Zeitpunkt wissen, wer denn nun eigentlich führt.

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Bei PANDORIA ist diese Information zu jedem Zeitpunkt ein offenes Buch, was insbesondere bei 3 oder 4 Spielern zu Allianzen der Spieler gegen den führenden Spieler sorgen kann, sodass der perfekte Zeitpunkt gefunden werden muss, ab dem man den Anderen mit den Siegpunkten davon rennt. PANDORIA weist dabei aber auch eine sehr ausgeprägte Spieltiefe auf. Jedes Volk spielt sich anders und ist mit Gebäuden und Zaubersprüchen individuell kombinierbar, was zu sehr unterschiedlichen Spielstilen und einem hohen Wiederspielwert führen kann. Grundsätzlich wirken die Mechaniken sehr aufeinander abgestimmt, wodurch ein sehr flüssiger Spielverlauf ohne Regelbuchlektüre möglich wird.

Für mich als Strategie- und Taktikspieler war es auch sehr erfreulich, dass der Zufallsfaktor im Spiel sehr gering ist. Natürlich ist es Zufall, welches Doppelplättchen aus dem Beutel gezogen wird und welche Karten im Marktplatz schlussendlich feilgeboten werden. PANDORIA bietet den Spielern aber sehr gute Möglichkeiten, mit unterschiedlichen Ergebnissen umzugehen. Oh. Dein Gegner hat ein riesiges Goldgebiet erschaffen? Alles klar, einfach die Gebiete seiner angrenzenden Arbeiter fertigstellen, sodass er diese entfernen muss und damit nichts mehr von seinem Gebiet hat. Nicht möglich? Alles klar, bau so schnell wie möglich deine Arbeiter um dieses Gebiet, sodass auch du etwas von seinem Kuchen abbekommst. Was sein ist, ist auch dein. Gelebter Kommunismus.

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Allerdings ist meinem Zwergenherzen die Darstellung der Völker auf den Spielertableaus nicht sonderlich gut bekommen, da die Völker, wie schon angesprochen wurde, nicht sehr vorteilhaft abgebildet wurden. Grundsätzlich wirken die Abbildungen etwas zu realistisch in Bezug auf die Lebensumstände in einer solchen Fantasiewelt und den bestehenden Hygienebedingungen. Zum Beispiel erinnerte mich mein Zwerg eher an einen etwas haarigen Samurai, der sehr lange von Zuhause weg war. Natürlich ist das alles eine Sache des Geschmacks und über Geschmack lässt sich bekanntlich nun einmal streiten, erwähnt sollte dies aber trotzdem werden.

Die Nähe PANDORIAS zu seinen Vorbildern, so gut sie auch umgesetzt worden sein mag, könnte aber auch einigen Spielern etwas negativ aufstoßen, da sich die großen Innovationen des Spielgenres in Grenzen halten. Ein großer Faktor ist nun einmal, dass in diesem Bereich durch seine mannigfaltigen Interpretationen der vorherigen Veröffentlichungen sehr viele Mechaniken und Innovationsmöglichkeiten bereits genutzt wurden.

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PANDORIA gestaltet sich somit als ein gelungenes und (zum Großteil) sehr schön gestaltetes Spiel, das besonders nostalgische Spieler interessieren dürfte, die zwar gerne die alten Klassiker spielen, aber auch offen für Innovationen sind.

 

Wertung zum spiel

 

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Bilder vom Spiel

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Tags: Ressoucenmanagement, Worker Placement, Area Control, 2-4 Spieler

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