TEST // CELTIC

TEST // CELTIC

Der Keltenfürst vom Glauberg liegt im Sterben und es muss ein Nachfolger ernannt werden! Als keltische Familienanführer reist ihr in CELTIC durch die Wetterau, eine der ältesten Kulturlandschaften Deutschlands. Sammelt in der umliegenden Region Handelswaren und erfüllt die Aufträge eures Stammes. Denn nur wer die einflussreichste Familie anführt, kann der nächste Keltenfürst werden.

 

infos zum spiel

Wir haben CELTIC selbst gekauft.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!

 

Eine Reise beginnt mit dem ersten Schritt…

 

Der Spielplan von CELTIC stellt die Heimat des Keltenfürsten vom Glauberg dar: die Wetterau. Dabei reist jeder Spieler zu den Orten, die ihm seine Zielkarten vorgeben. Über diese erfüllten Auftragskarten und das geschickte Sammeln von Warenkarten an Handelsorten erhalten die Spieler am Ende Einflusspunkte. Der Spieler mit dem größten Einfluss, wird zum Sieger und zum nächsten Keltenfürsten gekrönt.

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Alle Spieler starten mit einem Türmchen aus acht aufeinandergestapelten Spielsteinen ihrer Farbe im gemeinsamen Keltendorf, in der Mitte des Spielplans. Neben der Landschaft aus Wiesen, Wäldern und Flüssen zeigt die Wetterau-Karte viele verschiedene Orte. Diese werden als Kreise dargestellt, auf denen die Zeugnisse keltischer Kultur abgebildet sind: Bienenkörbe, Felle, Fischfangmethoden, regionale Obstsorten, keltische Werkzeuge, Waffen, Schmuck, Gefäße, Nutztiere usw. Diese Orte sind über Wege miteinander verbunden. Jeder erhält zu Beginn 2 Zielkarten. Diese zeigen zwei oder drei dieser Bilder, die analog zum Spielplan die Zielorte darstellen. Jeder Spieler versucht nun mit einem oder mehreren seiner Spielsteine diese Orte zu erreichen. Sobald ein Spieler dies in seinem Zug geschafft hat, darf er die Zielkarte ausspielen und eine neue ziehen.

Gespielt wird im Uhrzeigersinn. Ist ein Spieler am Zug, bewegt er einen oder mehrere seiner Spielsteine von einem Ort entlang der Wege um einen oder mehrere Orte weiter. Dabei ist der Spieler frei zu wählen, wie viele Steine er bewegt, solange sie am selben Ort starten und denselben Zielort haben. Es darf also unterwegs keiner verloren gehen!

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Der besondere Clou beim Reisen besteht darin, dass auch jeder andere Spieler, dessen Spielsteine auf dem Startfeld des aktiv Reisenden stehen, mitreisen darf. Dabei stapelt er ein oder mehrere seiner Steine auf die Steine des aktiven Spielers und wird von diesem an den Zielort ,,mitgetragen“. Auch beim Mitreisen darf unterwegs nicht ,,ausgestiegen“ werden.

Unterwegs gibt es aber nicht nur Zielorte zu erreichen, sondern auch sieben Handelsorte. An jedem Handelsort kann eine andere Handelsware erworben werden (Bronze, gelbe und blaue Töpferwaren, Fell, Wein, Bernstein und Schmuck). Erreicht ein Spielstein einen Handelsort, erhält der Besitzer eine entsprechende Handelskarte, muss aber auch einen seiner Spielsteine zurück auf das Keltendorf setzen. Die gesammelte Karte wird verdeckt vor dem Spieler abgelegt.

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Erfüllt ein Spieler seine vierte Zielkarte, zieht er keine mehr nach. Das Spiel endet, wenn ein Spieler seine fünfte Zielkarte erfüllt. Hat ein Spieler jede Handelsware mindestens einmal gesammelt, darf er die Karten nun aufdecken und auch über diesen Weg das Spiel sofort beenden.

Nun folgt die Wertung. Diese wird Schritt für Schritt auf einem beiliegenden Wertungsblock für jeden Spieler notiert. Dabei werden zunächst in der Auslage eines jeden Spielers die Anzahl der Zielkarten plus eins gezählt, was wiederrum die Anzahl der wertbaren Handelskarten (für jede Art) bestimmt. Die gesammelten Handelswaren sortiert jeder Spieler nach Häufigkeit. Die Anzahl jeder Art wird in absteigender Häufigkeit notiert. Bei Gleichstand, ist die Reihenfolge egal. Für jede Karte der Art, von der der Spieler die meisten gesammelt hat, erhält er einen Einfluss. Für jede Karte der Art, von der er am zweithäufigsten gesammelt hat, erhält er zwei Einfluss. Für jede Karte, der drittmeisten Art drei Einfluss usw. Dazu kommen noch die Punkte, die auf den erfüllten Zielkarten aufgedruckt sind: je 15 für leichtere oder 20 für schwerere Aufträge. Wer den größten Einfluss erzielen konnte, gewinnt das Spiel.

 

Werkstoffe der Kelten und der Neuzeit

 

Der große Spielplan besticht direkt durch eine stimmungsvolle Optik: Die Bilder der Orte sind realistisch und groß illustriert. Ein Startmarker aus Holz wird mit beiliegenden Stickern beklebt und stellt einen kleinen Keltenfürsten dar. Ein großer Stapel Waren- und Zielkarten aus hochwertigem Papier, sowie einige Zippbeutel und ein Wertungsblock liegen bei. Die Spielsteine sind aus buntem Plastik. So richtig will dieser Werkstoff nicht zur Spielthematik passen. Holzsteine wären hier atmosphärischer und haptisch schöner gewesen. Dafür lässt sich vermutlich das Stapeln der Steine durch deren Leichtigkeit besser bewerkstelligen. Der Karton ist sehr groß für vergleichbar wenig Spielmaterial, dies liegt aber an dem sehr großen Spielbrett. Es ist noch zu erwähnen, dass einem beim Öffnen des Spiels eine kleine Broschüre mit Informationen über die Region der Wetterau in die Hände fällt. Ein netter Zusatz für Geschichtsinteressierte.

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Die Spielanleitung besteht aus insgesamt vier Seiten. Der kleingedruckte Text wird einige wenige Male von bebilderten Beispielen für Züge und Wertung unterbrochen. Die Regeln sind zwar klar und knapp, aber nicht immer eindeutig formuliert und lassen einige Fragen offen. Gerade das komplizierte Wertungssystem ist unserer Meinung nach nicht ausführlich genug beschrieben.


In einer Partie mit vier Spielern fällt die größte Stärke des Spiels sofort ins Auge: es entsteht absolut keine Downtime (Wartezeit). In seinem eigenen Zug kommt ein Spieler nur ein oder zwei Felder voran. Das Mitreisen mit den Mitspielern ist sehr lukrativ, denn hier wird viel mehr Wegstrecke gut gemacht. Dadurch entsteht ein simultanes Spielgefühl. Abschalten oder kurz auf die Toilette gehen, sollte vermieden werden. Jeder muss zu jederzeit seine Zielkarten im Auge behalten, um zu entscheiden, ob und mit wie vielen Steinen er mitreist.

Dadurch, dass nicht jeder Ort mit dem Nachbarort direkt verbunden ist, muss immer die geschickteste Route anvisiert werden.

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Wurde die komplizierte Wertung am Ende einmal verstanden, ergeben sich auch durch das Sammeln der Handelswaren strategische Überlegungen. Vor allem das Verhältnis zwischen Zielkarten und Handelskarten und die Anzahl verschiedener gegenüber gleicher Handelskarten, sollte überlegt sein. Diese Elemente machen das Spiel in seiner Mechanik strategisch.

Dabei ist CELTIC aber immer noch ein Familienspiel. Durch die schönen, großen Bilder auf dem Spielplan, finden sich auch jüngere Spieler beim Reisen zurecht. Die Zielkarten rufen dabei jedoch geteilte Meinungen hervor: Darauf wird mittig die Karte des Spielplans umrissen, die hervorgehobenen Zielpunkte darauf sind durch Linien nach oben und unten mit den Bildern der Zielorte verbunden. Nicht jeder Spieler fand das in unseren Runden wirklich übersichtlich, da manche Linien nach unten zum Bild führen, obwohl der Ort eigentlich oben auf dem Spielplan zu finden ist. Sitzt der Spieler dann auch noch so, dass der Spielplan vor ihm auf dem Kopf steht, werden sämtliche perspektivischen Kompetenzen gefordert. Das führt oft zu langem und wiederholtem Suchen der Zielorte.

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So kommunikativ und semi-kooperativ das Spiel ist, so wenig konfrontativ ist es. Man kann anderen Spielern keine Wege versperren oder erschweren. Jeder spielt für sich und nutzt dabei die Züge des anderen. Dadurch kann es zwar leicht, aber auch repetitiv ,,heruntergespielt“ werden.

Zu zweit ist CELTIC wirklich nicht zu empfehlen. Dabei kann sich die eigentliche Mechanik und damit auch der Spaß des Spiels nicht entwickeln: das gemeinsame Reisen. Zu wenige Spielsteine bewegen sich in zu viele verschiedene Richtungen auf zu langen Wegen. Stupide werden die Orte bereist und Zielkarten erfüllt.

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Als Negativpunkt ist unserer Meinung nach auch noch die Anleitung zu erwähnen. Auf wenigen Seiten wird das wichtigste beschrieben. Genauigkeit und gelegentliche Ausführlichkeit auf einer Seite mehr, hätte dabei jedoch gut getan. Viele Fragen, die sich während des Spiels ergaben, blieben unbeantwortet und einige Regeln (wie z.B. die Anzahl beim Ziehen der Handelswaren) lassen zu viel Interpretationsspielraum zu.

Über die Wertungsregeln haben wir lange diskutiert und mussten diese auch oft lesen. Sie ist nicht unbedingt zugänglich und wirkt eher künstlich kompliziert aufgebläht. Dadurch wird nicht ganz klar, was CELTIC eigentlich sein möchte: Familienspiel, Kennerspiel oder strategisches Familienspiel? Um Kennerspieler zu locken, ist die Spielmechanik zu banal und für Familienspieler ist die Wertung dann doch zu komplex. Ein so kompliziertes Wertungsverfahren wäre unserer Meinung für ein Familienspiel daher gar nicht nötig gewesen.

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Insgesamt ist die Mechanik des Mitreisens mit vier Spielern eine spaßige Angelegenheit. CELTIC schafft es dadurch eindrucksvoll, absolut keine Wartezeiten entstehen zu lassen und alle Spieler aktiv beim Spielgeschehen zu halten. Wirklich nachhaltig überzeugen konnte uns das Spiel aber nicht. Durch die fehlende Varianz und begrenzte Aktionsauswahl wird das Spiel wohl nur in leichteren Familienrunden mit vier Personen öfter auf den Tisch kommen. Durch die Beilage der Broschüre, in der die Region der Wetterau beworben wird, und die ansprechenden Illustrationen, versprüht CELTIC durchaus Charme. Mechanisch kommt das Thema jedoch nicht wirklich durch und wurde auch beliebig ersetzt: CELTIC ist letztendlich eine Neuauflage des 2013 bei PEGASUS erschienenen Spiels WUNDERLAND mit geänderter Thematik. Als Käufer kann ich mich also entscheiden, ob ich eher Fan der Kelten oder von Modelleisenbahnen bin. Spielerisch bieten beide exakt dasselbe.

 

Wertung zum spiel

 

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Bilder vom Spiel

Tags: Geheime Ziele, 45-60 Minuten, 2-4 Spieler, Eurogame, TSD20

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