TEST // KYOTO
1997 trafen sich über 150 Länder auf einer Weltklimakonferenz in KYOTO, dem namensgebenden Ort dieses Spiels. Die Nationen versuchten, verbindliche Klimaziele zu verhandeln. Genau darum geht es in diesem Spiel. Ihr müsst als eine von fünf Nationen beziehungsweise als eine Union verhindern, dass die Umweltzerstörung so weit vorangetrieben wird, dass der Planet nicht mehr zu retten ist. Gleichzeitig versucht ihr, den Wohlstand eures Landes bestmöglich zu sichern und die Interessen von Lobbys zu berücksichtigen.
Wir haben KYOTO mit einem Presserabatt von PEGASUS gekauft.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Wieviel Umweltzerstörung können wir uns erlauben?
In KYOTO treten drei bis sechs Spieler an, um durch gezielte Umweltmaßnahmen einen kritischen Umweltschaden zu verhindern. Dabei versucht jeder Spieler, möglichst viel Wohlstand zu behalten und seine Agendakarten zu erfüllen, um Siegpunkte zu sammeln. Gespielt wird über 12 Runden oder so lange, bis einer der drei Umweltfaktoren (Tiere, Erderwärmung und Luftverschmutzung) seinen kritischen Zustand erreicht hat. In dem Falle, dass der Planet gerettet werden kann, gewinnt der Spieler mit den meisten Siegpunkten. Tritt die kritischen Umweltzerstörung ein, hat sich der Spieler mit den meisten Siegpunkten zu wenig eingebracht und der Zweitplatzierte gewinnt.
Bevor die Verhandlungen der Weltkonferenz losgehen können, sucht sich jeder Spieler ein Land (USA, Kanada, Australien, Russland oder China) oder die Union (Europa) aus, erhält Geld, Wohlstandskarten und drei Agendakarten, von denen zwei behalten werden. Die Agendakarten beinhalten Ziele, die bei Erfüllung am Spielende Siegpunkte einbringen. So gibt es Karten, die viel oder wenig Umweltzerstörung in einem der drei Bereiche erfordern oder bestimmte Lobbysymbole in der Auslage verhindern wollen.
Anschließend beginnen die Verhandlungsrunden, welche jeweils aus vier Phasen bestehen:
1. Vorsitzvergütung: Das Land mit dem Vorsitz erhält 2 Millionen Dollar aus dem Umweltfonds und die Wohlstandskarten, die unter der eigenen Flagge liegen, zurück auf die Hand.
2. Studienverlesung: Der Spieler mit dem Vorsitz nimmt sich zwei Karten vom Studienstapel, wählt eine aus und platziert diese auf dem Pult, so dass nur der drohende Schaden zu sehen ist und nicht die verborgenen Schäden. Die andere Karte kommt verdeckt in die Spielschachtel zurück. Anschließend liest der Spieler mit dem Vorsitz die Studie vor, welches Reduktionsziel sie hat und welche sichtbaren drohenden Schäden zu erwarten sind.
3. Verhandlungsphase: Nachdem die Studie verlesen worden ist, wird ein 90-Sekunden-Timer gestartet (nicht im Spiel enthalten). Während der 90 Sekunden dürfen alle Spieler entscheiden, bis zu zwei Wohlstandskarten und beliebig viel Geld aus der eigenen Staatskasse zur Erfüllung der Umweltmaßnahme beizutragen. Dabei darf frei diskutiert werden. Es dürfen andere Länder bestochen werden, damit diese ihre Wohlstandskarten zurückziehen, indem sie diese verdeckt unter ihre Flagge legen (einige der Agendakarten wollen nicht, dass Wohlstandskarten mit bestimmten Symbolen zur Erfüllung von Umweltmaßnahmen genutzt werden). Nach 90 Sekunden oder wenn das Reduzierungs- und Finanzierungsziel erreicht ist und alle mit dem vorzeitigen Ende einverstanden sind, endet die Runde.
4. Auswirkungen: Sofern die Verhandlungsrunde erfolgreich war, darf der Spieler mit dem Vorsitz die exakt benötigte Menge Geld für das Finanzierungsziel aus den beigesteuerten Geldscheinen nehmen und in den Umweltfond legen. Ebenso nimmt der Spieler mit dem Vorsitz die benötigte Menge an Wohlstandskarten für das Reduzierungsziel und legt diese in den Bereich mit reduziertem Wohlstand. Überzählige Geldscheine und Wohlstandskarten gehen zurück an die Besitzer. War die Verhandlung jedoch nicht erfolgreich, so erhalten alle Spieler ihr beigesteuertes Geld zurück und legen ihre Wohlstandskarten unter die eigene Flagge. Anschließend wird die Studienkarte komplett enthüllt. Die sichtbaren und verborgenen Umweltschäden werden ausgeführt und die entsprechend Plättchen (Tiere, Wolken oder Thermometerstufen) umgedreht. Jetzt wird geprüft, ob eine Art von Umweltschaden zum fünften Mal ausgeführt worden ist und das Spiel endet. Ist dies nicht der Fall und es gibt weitere Karten auf dem Studienstapel, wird die nächste Runde vorbereitet, indem das Pult und die Vorsitzkarte an den nächsten Spieler im Uhrzeigersinn weitergereicht werden.
Spielmaterial
Die Spielschachtel enthält weder einen Sortiereinsatz noch Beutel, so dass der Großteil des Zubehörs durcheinanderfällt. Das meiste Material ist aus stabiler Pappe, so dass dieses keinen Schaden davontragen sollte. Plastikbeutel wären bei einem Klimaspiel auch nicht angebracht. Die thematisch und stimmig illustrierten Karten können in einer Pappschachtel geschützt untergebracht werden.
Die Spielanleitung ist verständlich geschrieben und enthält ein Beispiel einer Verhandlungsrunde zur Veranschaulichung. Zudem gibt es einen Zusatz zu den Agendakarten, wodurch einige Karten erklärt werden.
KYOTO ist ein Spiel, welches sich mit dem Thema Umweltschutz und den Auswirkungen des Lobbyismus auf politische Entscheidungen beschäftigt. Mechanisch handelt es sich um ein Verhandlungsspiel, bei dem der Lobbyismus einen wichtigen Bestandteil darstellt. Hierdurch wird der Zwiespalt zwischen Wohlstandserhaltung und Umweltschutz deutlich spürbar. Dass der Spieler, der am wenigsten zum Umweltschutz beiträgt, automatisch verliert, sofern es zur Katastrophe kommt, ist passend. Dies kann wiederum dazu führen, dass sich der Zweitplatzierte aus den Verhandlungen zurückzieht und es auf die Katastrophe ankommen lässt, um den Erstplatzierten zum Beitrag zu zwingen. Es wird deutlich, dass Umweltschutz alle betrifft und sich keiner heraushalten sollte.
Interessant ist die Bestechungsmechanik, mit der die eigene Agenda gezielt verfolgt werden kann. Wenn jedoch früh im Spiel entdeckt wird, welche Symbole ein Spieler nicht im Bereich mit reduziertem Wohlstand sehen will, dann werden diese erst recht gespielt. Bei kleiner Spieleranzahl lohnt sich hier die Bestechung weniger, da die Spieler schneller an die Karten unter ihrer Flagge kommen und diese erneut spielen können. Möglicherweise ist dies gewollt, um Kritik an Bestechung zu üben. Da das Spiel auf Grund der aktuellen Situation nicht mit fünf oder sechs Spielern getestet werden konnte, kann nur vermutet werden, dass sich dort die Bestechung mehr rentiert.
Das Spielgeschehen sieht zunächst komplex aus, ist aber schnell verstanden, spätestens nach den ersten Runden. Lediglich die Funktion der Agendakarten sollte den Mitspielern genau erklärt werden, damit es hier nicht zu Missverständnissen kommt. Die verschiedenen Agendakarten und Studien haben zwar Auswirkungen auf die Ziele der Spieler, wodurch sich die Verhandlungen etwas verändern, der Rundenverlauf bleibt dennoch weitestgehend gleich. Da sich die zu erfüllenden Studien alle sehr ähnlich spielen und die Abwechslung bei den Agendakarten nicht sonderlich hoch ist, ist der Wiederspielwert dementsprechend niedrig.
Obwohl das Thema mechanisch, grafisch und materialtechnisch stimmig umgesetzt ist, lässt sich das Spiel nur eingeschränkt empfehlen, denn Spielspaß kam bei den Testrunden nicht richtig auf. Dies liegt an dem ernsten Thema, dem geringen Widerspielwert sowie dem repetitiven Spielablauf. Allerdings könnte das Spiel im Bildungssektor eingesetzt werden, weil es einen Einstieg in die Themen Umweltschutz und Lobbyismus bietet.
Bilder vom Spiel
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Tags: 3-6 Spieler, 30-45 Minuten, Verhandlung, Handmanagement