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TEST // CIVILIZATION - TERRA INCOGNITA - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel

philipp meine meinung

Ein Civilization-Spiel mit mittelmäßigem Komplexitätsgrad und einer moderaten Spielzeit von etwa 2 Stunden. Das ist ein Versprechen, das Spieler:innen schon häufig gehört haben, das aber bisher selten eingehalten werden konnte. Als ich 2018 vom Grundspiel gehört hatte, war ich von dieser Idee begeistert. Nachdem ich aber bemerkt hatte, wie sehr das Spiel dafür abstrahiert und reduziert werden musste, blieb ich doch lieber beim Vorgänger CIVILIZATION: DAS BRETTSPIEL. Dieses fühlte sich mehr nach dem Civilization an, das ich vom PC kannte, auch wenn einige der Mechaniken merklich veraltet waren und die Spielzeit mit teilweise vier Stunden und mehr für mich deutlich zu hoch war. Die TERRA INCOGNITA ERWEITERUNG hat mich allerdings dazu gebracht, das alte Spiel aus dem Jahr 2010 endgültig zu verkaufen und CIVILIZATION – EIN NEUES ZEITALTER wieder aus dem Schrank zu holen.

Das neue Erkundungselement ist absolut essenziell und ich würde nie wieder mit der vollständig aufgedeckten Karte aus dem Grundspiel spielen wollen. Die Regeln dafür sind simpel, aber doch restriktiv genug, sodass man keine absolut abenteuerlichen Karten zusammenstellt. Und auch die neuen Armeen verbessern die Militäraktionen ungemein. Wo zuvor nur die Kontrollmarker waren und ein abstraktes Gerüst von wirklichem Kampfgeschehen, so können mit den Armeen gegnerische Städte oder Festungen jetzt direkt eingenommen werden. Das Spiel lässt sich dadurch durchaus drehen, denn bereits ein eingenommener Kontrollmarker kann einen Sieg verhindern. Das bringt eine Menge Dynamik in die Partien und erweitert das Spiel um einen Aspekt, der zu den wichtigsten in der Videospiel-Vorlage zählt.

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Die vielen verschiedenen Völker machen immer noch Spaß und wurden um einige besonders interessante Völker erweitert. Die Inka können beispielsweise einen weiteren Kontrollmarker platzieren, nachdem sie zuvor einen auf einem Berg-Geländefeld gelegt haben, was diesen Effekt wiederum aufs Neue auslösen kann. Dadurch verbreiten sich die Inka rasend schnell durch alle Gebirge, insofern welche auf den Spielplanteilen des Inka-Spielers vorhanden sind. Auch die Niederlande haben eine spannende Fähigkeit, die besonders auf ein neues Spielelement eingeht. Denn sie dürfen Wasserfelder für die Auswertung der eigenen Bezirke wie freundliche Felder eines beliebigen Typs nutzen. Das verbessert die ohnehin schon starken Bezirke noch einmal deutlich und macht ihre Platzierung leichter.

Negativ erwähnt werden muss leider immer noch die Anleitung. Zwar werden alle neuen Regeln gut mit Beispielen und Bildern erklärt, allerdings fehlt nach wie vor der rote Faden. Zusätzlich erschwert werden die ersten Spieldurchgänge dadurch, dass die neuen Regeln nur unzureichend in Verbindung mit den alten Regeln erklärt werden. Die Spieler:innen müssen zum Beispiel für die Kampfregeln in beide Regelhefte schauen, um wirklich alles zu verstehen und miteinander verknüpfen zu können. Was außerdem zur Unübersichtlichkeit beiträgt ist die Tatsache, dass es einige Fehler auf Spielmaterialien gibt. Deswegen gibt es bereits eine mehrere DIN A4-Seiten umfassende Errata mit Regelklarstellungen und Ersatzkarten zum Download. Im Endeffekt sind es also drei Regelbücher, die die Spieler:innen in bestimmten Situationen immer wieder durchblättern müssen, was für einige Frustmomente sorgt.

Ein weiterer Kritikpunkt sind für mich die Siegkarten. Diese sind zwar erweitert worden, fühlen sich aber dennoch etwas restriktiv an. So ist ein Volk wie die Chinesen, das die eigenen verstärkten Kontrollmarker verbessert, sehr interessant. Aber wenn keine Siegkarte ausliegt, die ebendiese verstärkten Kontrollmarker verlangt, dann lohnt es sich kaum auf sie zu spielen. Die Zielkarten, die noch dazu keine allzu große Varianz an Siegbedingungen präsentieren, geben einem das Gefühl eines recht eng geschnürten Korsetts. Bewegungsfreiheit ist etwas anderes.

Für mich persönlich ist das Spiel nicht konfrontativ genug. Zwar ermöglichen die Armeen einem etwas direkteren Zugriff auf die Gegner, durch die Erkundung nach außen bauen die Spieler:innen aber weiter voneinander weg, was zu deutlich weniger Reibungspunkten führt. Die neuen Festungen, die dies etwas ausbalancieren und das Militär sind wichtige Aspekte, die man zu keiner Zeit vernachlässigen sollte, jedoch wollen sie sich nicht wirklich geschmeidig in das Spiel integrieren. Sie fühlen sich eben genau so an, als wären sie hauptsächlich dem Spiel hinzugefügt worden, damit die Militärkarten relevanter werden. Dass es in der Videospiel-Vorlage dieses Spielelement ebenfalls nicht gibt, lässt die Festungen noch etwas deplatzierter wirken.

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Insgesamt war der Aufbruch ins Unbekannte für CIVILIZATION – EIN NEUES ZEITALTER mit der TERRA INCOGNITA Erweiterung aber ein Schritt in die richtige Richtung. Es fühlt sich deutlich mehr nach dem an, was es ursprünglich sein wollte: Ein Zivilisationsspiel mit mittelmäßigem Komplexitätsgrad (auch wenn dieser durch die Erweiterung merklich gestiegen ist), das in etwa zwei Stunden gespielt werden kann. So gut wie alle Elemente des Videospiels sind nun endlich enthalten und die große Anzahl an verschiedenen Völkern und Spielstilen weiß langfristig zu begeistern. Die Fokusleiste, die das Highlight des Grundspiels war, bildet immer noch das Herzstück des Spiels und wurde sinnvoll erweitert. Auch wenn CIVILIZATION – EIN NEUES ZEITALTER selbst mit der TERRA INCOGNITA Erweiterung noch ein ganzes Stück vom perfekten Zivilisationsspiel entfernt ist, macht es doch unheimlich viel Spaß und lädt die Spieler:innen in jeder neuen Partie dazu ein, fremde Länder zu erkunden und mit den Möglichkeiten des eigenen Volkes zu experimentieren.

civilization terra incognita wertung

 

 

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Tags: Zivilisation, Area Control, 2-5 Spieler

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