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PROTOTYP // ROLL CAMERA: THE B-MOVIE EXPANSION

Prototyp | Roll Camera: The B-Movie Expansion

Am Filmset herrscht eine Mischung aus Chaos und Verzweiflung. Ein wilder Bienenschwarm hat sich am Set breit gemacht und Krokodile besetzen Teile des Schnittraums, während im Storyboard zu viele Szenen mit Fantasyelementen enthalten sind, was auf gar keinen Fall als Genre im fertigen Film vorkommen sollte. Es liegt an euch den Film zu retten, indem ihr zunächst das Storyboard leer wischt, um neues Material bereitstellen zu können. Danach gilt es die Probleme am Set zu lösen und bei all dem das Budget nicht zu überschreiten und die zur Verfügung stehenden Drehtage im Auge zu behalten. Wenn die Produktion des Films geschafft ist, muss sich am Ende zeigen, ob ihr grauenhaften Nonsens, ein cineastisches Meisterstück oder irgendwas dazwischen geschaffen habt.

 

 

Quiet on set!

 

 

THE B-MOVIE EXPANSION ist eine Erweiterung für ROLL CAMERA von Malachi Ray Rempen, die wie der Vorgänger über Kickstarter gefördert werden kann. Der Start der neuen Kampagne ist am 5.10.2021. Das Spiel ist komplett in englischer Sprache und richtet sich an 1-4 Personen. In der Anleitung gibt es zusätzlich Erweiterungsregeln, die das Spielen mit bis zu sechs Personen ermöglichen. Wer der englischen Sprache nicht mächtig ist, hat die Möglichkeit, das Spiel zu einem späteren Zeitpunkt in einer komplett in Deutsch lokalisierten Fassung über die Spieleschmiede zu fördern. Ein genauer Termin für den Start des Crowdfunding stand beim Verfassen des Artikels noch nicht fest. Zunächst wird es auch nur das Grundspiel in der Schmiede zu fördern geben. Die Erweiterung soll in einer separaten Kampagne folgen.

 

 

In ROLL CAMERA übernimmt die Gruppe die Rollen verschiedener Personen bei einer Filmproduktion, um gemeinsam ein Filmprojekt vom Storyboard zum fertigen Film zu meistern. Dies geschieht über sechs Crew-Würfel, die in bester Diceplacement-Manier in jedem Zug genutzt werden können, um Aktionen auszulösen. Teils reicht es einen beliebigen Würfel auf ein Feld zu setzen, manchmal sind bestimmte Würfel zum Nutzen von Aktionen erforderlich oder auch mal gleichartige Würfel. Neben den Aktionen auf dem Spielbrett gibt es für jede Rolle in der Crew noch drei spezielle Aktionen, die nur von der jeweiligen Person genutzt werden können.

Wer sich ein wenig im Filmgeschäft auskennt, weiß, dass es nicht immer rund läuft am Set. Dafür wird zu Beginn eines jeden Zuges ein Problem aufgedeckt und es muss entschieden werden, ob das Problem durch das Setzen von Würfeln gelöst wird oder aber die Konsequenzen hingenommen werden. Ignorierte Probleme haben allerdings die Eigenart, dass sie sich nicht von allein Lösen und sich mit der Zeit immer mehr davon anhäufen. Wer eine gute Idee hat, kann durch das Platzieren eines Crew-Würfels ein Produktionsmeeting einberufen, was das Ausspielen von Ideenkarten ermöglicht. Dadurch lassen sich unter anderem auch Probleme lösen. Sollte das Produktionsbudget oder die zur Verfügung stehende Drehzeit jemals auf null sinken, ist das Spiel umgehend verloren und der Film wird niemals das Licht einer Leinwand erblicken.

 

 

Um eine Szene zu drehen, müssen zunächst über Aktionen Kulissen-Teile platziert werden, auf die anschließend Crew-Würfel gesetzt werden können. Sind die Würfel so angeordnet, wie auf der gewünschten Szene auf dem Storyboard angezeigt, ist die Szene im Kasten und kommt direkt in den Schnittraum. Liegen fünf Karten im Schnittraum, ist der Film erfolgreich abgedreht und es muss nur noch kontrolliert werden, ob genügend Qualität gesammelt werden konnte. Hier kommt es vor allem darauf an, wie die Anforderungen des Skripts im Schneideraum umgesetzt werden konnten. Falls alles passt, liegt das fertige Werk vor der Gruppe und die Geschichte ist bereit erzählt zu werden. Das Spiel ist gewonnen!

Mit der B-MOVIE-EXPANSION kommen einige neue Elemente ins Spiel. Als grundlegende Mechanik stehen Genres zur Verfügung und das Skript, über das Bonusqualität am Ende des Spiels gewonnen werden kann, wird um eins auf drei Elemente erweitert. Im mittleren Element stehen nun Bedingungen, die anzeigen, wie viele Genre-Elemente der Film aufweisen muss und welche auf keinen Fall enthalten sein dürfen. Sollten die Bedingungen am Ende nicht erfüllt sein, wird der Film nicht veröffentlicht und das Spiel geht verloren. Genre-Elemente kommen über neue B-Movie-Storyboard-Karten direkt ins Spiel oder können über eine neue Aktionsfläche hinzugefügt oder geändert werden.

 

 

Des Weiteren liegen der Erweiterung neue Rollen der Crew bei, die weitere Variationen bei den persönlichen Fähigkeiten bieten. Über Equipment-Karten kommen zusätzliche, einmalig nutzbare Aktionen ins Spiel. Zudem gibt est neue Ideen- und Problem-Karten sowie die „Wipe Storyboard“-Funktion, über die das Storyboard komplett erneuert werden kann.


 

ROLL CAMERA verstand es bereits in der Basisversion, mich bestens zu unterhalten. Autor Malachi Ray Rempen hat es auf beeindruckende Weise geschafft, das Film-Thema mit einem Diceplacement-Mechanismus zu verknüpfen und dabei eine gehörige Portion Humor einfließen zu lassen. Das beginnt schon bei den Bohnen-Illustrationen, die mich ein wenig an die wuseligen Minions erinnern. Die Problemkarten bringen Situationen ins Spiel, die gut zu einer Filmproduktion passen und die Ursachen dafür in ein sehr unterhaltsames Format verpacken. Gleiches gilt für die Ideen beim Produktionsmeeting, die oft durch die Grafiken ein humoristische Note erhalten.

 

 

Doch bei aller leichten, humorvollen Präsentation, verbirgt sich im Spiel ein nicht immer ganz leichter Knobelspaß. Das Platzieren der sechs Würfel ist von Beginn an eine kooperative Herausforderung, bei der viele Dinge beachtet werden müssen. Budget und Zeitplan mögen zu Beginn noch machbar erscheinen, spätestens zur Hälfte des Films werden aber alle erkennen müssen, dass beides ein knappes Gut darstellt und kreatives Vorgehen notwendig ist, um fünf Szenen in den Schnittraum zu bekommen. Das Aufbauen und Anordnen von Kulissen sowie das Platzieren und damit auch vorübergehende Sperren von Crew-Würfeln will gut geplant sein. Zu frühes Platzieren verknappt die Würfelressourcen, wodurch die Wahrscheinlichkeit für einen dringend benötigten Wurf immer kleiner wird. Langes Warten beim Platzieren kann letzten Endes aber auch dazu führen, dass die Fertigstellung des Films, in der zur Verfügung stehenden Drehzeit, immer unwahrscheinlicher wird.

So viel Spaß mir die Gruppenknobelei mit dem Grundspiel schon gemacht hat, umso mehr Freude bringt die B-MOVIE-Erweiterung ins Spiel. Durch die Genres gibt es eine nicht zu unterschätzende Anforderung als zusätzliche Siegbedingung. Die drei neuen Rollen, die beim getesteten Prototypen der Erweiterung verfügbar waren, boten interessante neue Aktionsmöglichkeiten, die noch mehr Variation ins Spiel bringen. Gleiches gilt für die Equipment-Karten, die in manchen Partien aus einem drohenden Abbruch noch ein Meisterwerk entstehen ließen. Sie können für echte Deus-Ex-Machina-Momente sorgen, wie sie nur von den großen Meistern in ihren Filmproduktionen herbeigezaubert werden können.

 

 

Die größte Neuigkeit und letzten Endes auch schmerzlich vermisste Funktion im Grundspiel ist für mich die „Wipe Storyboard“-Funktion, über die die Storyboard-Auslage für den Preis von zwei gleichartigen Crew-Würfeln komplett neu ausgelegt werden kann. Im Grundspiel standen wir oftmals vor dem Problem, dass es keine passenden Szenen für unsere Skript-Vorgaben gab und selbst wenn Crew-Funktionen oder Ideenkarten zur Verfügung standen, diese nur beschränkt Möglichkeiten boten, viel daran zu ändern.

Für mich steht fest, dass ich die B-MOVIE-Erweiterung auf jeden Fall noch kaufen werde, um einen ohnehin schon äußerst spannenden, kooperativen Knobelspaß noch unterhaltsamer zu gestalten. Nach dem Testen des Prototypen erstmal wieder nur mit dem Grundspiel weiterspielen zu können, fühlt sich schon jetzt unvollständig an, da die Erweiterung sich nahtlos und perfekt in das Grundspiel einfügt. Auf eines werden wir aber auch bis zum Eintreffen der Erweiterung nicht mehr verzichten – die „Wipe Storyboard“-Aktion haben wir bereits imaginär fest auf unserem Spielplan integriert.

 

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Tags: Dice-Placement, Ressoucenmanagement, 1-6 Spieler, Film/TV, 1-4 Spieler, Solospiel

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