Press Day - Spielwarenmesse 2024

Zwischen Barbie und Lindenstraße – Meine Eindrücke vom PRESS DAY der 73. Spielwarenmesse Nürnberg

Mit dem PRESS DAY wurde nun am 30. Januar 2024 die 73. Spielwarenmesse in Nürnberg eröffnet. Die ersten Eindrücke eines durchwegs kuriosen Trips zwischen den verschiedenen Spielwaren-Multiversen müssen sich bei mir erst einmal setzen. Wenn man als passionierter Brettspieler den Besuch der SPIEL in Essen noch so präsent im Kopf hat – die SPIEL ist schließlich kaum vier Monate her – erschlägt einen doch die schiere Vielfalt der Spielwaren-Branche umso mehr.

 

Der Blick über den bunten Tellerrand

Die Spielwarenbranche ist so divers, dass die Schwerpunkte der einzelnen, teilweise doppelstöckigen Hallen zwangsläufig in Anwendungsgebiete oder deren Zielgruppen unterteilt werden. Somit wandert man als Besucher gut und gerne mal von der Abteilung „Puppen & Plüschtiere“ durch die „Baby- und Kleinkind-Artikel“ und flaniert durch den Bereich „elektronische Spielzeuge“. Anschließend probiert man todesmutig einige „Outdoor-Spielzeuge“ aus und passiert die „Feuerwerks- und Kostümaussteller“ bis man als Brettspieler im zugegebenermaßen eher vage betitelten Bereich „Spiele, Bücher, Lernen und Experimentieren“ fündig wird.

 

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Da die Spielwarenmesse Nürnberg im Gegensatz zur SPIEL in Essen eine Fachbesuchermesse ist, war der Andrang in den Hallen an Tag 1 vergleichsweise entspannt. Die Vielfalt der Spielwaren-Branche sorgt auf solch einer Messe dennoch für einige kuriose Momente: Mal wundert man sich über die bayrischen Kasperle-Figuren „Made in Hongkong“, dann rennen Cosplayer und ein überdimensioniertes Plüschtier in Form einer Kartoffel durch die Kameralinse und an der nächsten Ecke spielt Mutter Beimer aus der Lindenstraße (Schauspielerin Marie-Luise Marjan) eine Partie „Mensch ärgere dich nicht“ um das 110-jährige Jubiläum des Brettspiel-Klassikers medienwirksam zu feiern. Auch Ravensburger feierte 50-jähriges Bestehen des „blauen Dreiecks“. Zur Feier des Tages trugen viele Mitarbeitende stilsicher blaue Melonen auf dem Kopf (den Hut natürlich, nicht die Frucht).

 

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Marken und Merchandise

Viele Aussteller auf der Spielwarenmesse eint, dass große Marken und Franchises deutlich stärker im Mittelpunkt stehen als vielleicht das Renommee eines bestimmten Spieleautoren wie es viele Brettspielende auf der Messe SPIEL in Essen gewohnt sein könnten. An vielen Ecken bieten Hersteller die klassischen Merchandise-Artikel zu medial bekannten Marken an. Beispielsweise feiert Mattel im Jahr 2024 65 Jahre Barbie, der Hype um den gleichnamigen Kinofilm kam Mattel sicherlich gelegen. Erfolgreiche Netflix-Serien wie „Wednesday“ – eine Spin-Off-Produktion der Marke „Addams Family“ – werden mit nur geringer zeitlicher Verzögerung auf Tassen und Taschen gedruckt, und JA: auch einige Brettspiele werden uns zu diesem Netflix-Franchise zukünftig erwarten.

 

Wachstumsmotor „Kidults“ – die erwachsenen Spielenden

Die Spielwaren-Industrie hat spielende Erwachsene immer mehr für sich entdeckt. Die sog. „Kidults“, also Personen, die im erwachsenen Alter nicht aufgehört haben zu spielen, werden mittlerweile als kaufkräftiges Klientel und Wachstumsmotor der Spielebranche betrachtet. Es verwundert daher nicht, dass bisherige Marken, die sich im Kinderzimmer erfolgreich etabliert haben, vermehrt für die erwachsenen Jäger und Sammler umfunktioniert und schmackhaft gemacht werden. Für stolze Summen erstehen kaufkräftige Erwachsene "Premium Collectibles" wie Bausätze für den Todesstern oder den Milleniumfalken und lassen diese in der Hoffnung auf Wertsteigerung im Keller verstauben. Auch Ravensburger versucht den Spagat und bietet beispielsweise für das Murmelbahn-System „Gravitrax“ eine Star Wars Version an. Inklusive Todesstern-Basisplatten und Raumschiff Miniaturen, an denen die Murmeln vorbeisausen. Selbstverständlich wurde auch an die edle Collectors Box gedacht. Die Deluxifizierung, die wir im Brettspiel-Hobby überwiegend aus dem Bereich der Crowdfunding-Projekte kennengelernt haben, zieht nun also auch in großen Schritten in Form von „Premium Collectibles“ in den Handel und die heimischen Hobbykeller ein.

 

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Auch wenn zur Spielwarenmesse in Nürnberg nicht so viele Neuankündigungen zu Brettspielen erwartet wurden wie zur letztjährigen SPIEL, nutzen viele – überwiegend asiatische - Aussteller und Hersteller die Gelegenheit neue Vertriebspartner in Deutschland und Europa für ihre eigens produzierten Brettspiele zu gewinnen, die mal mehr und mal weniger den Status eines Prototypens überwunden haben. Nähere Informationen zu offiziellen Neuankündigungen erfährst du wie gewohnt in gesonderten News-Artikeln hier auf Brettspiel-News.de.

Tags: Spielwarenmesse, Messe

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