TEST // GANYMEDE

TEST // GANYMEDE

Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2019. Dies ist die Geschichte von GANYMEDE, einem Brettspiel, das viele Lichtjahre von der Erde entfernt in Galaxien vortritt, die noch nie zuvor ein Verlag verspielt hat…! Wie spannend die Reise in die weit, weit entfernten Sternensysteme erzählt wird und ob mir GANYMEDE dabei Spaß gemacht hat, erfahrt ihr im folgenden Beitrag.

GANYMEDE (2018) sowie die Erweiterung MOON (2019) wurden uns freundlicherweise vom Verlag SORRY WE ARE FRENCH kostenlos zur Verfügung gestellt. Dies hatte natürlich keinen Einfluss auf unsere Bewertung des Spiels und der Erweiterung.

 

Höher, schneller, weiter! (Thema)

 

Ganz so spannend wie in Star Trek oder Star Wars führt die erste Seite des Regelheftes die SpielerInnen nicht in das Science-Fiction-Thema des Spiels ein. Vielmehr verkörpern die SpielerInnen wieder einmal Großkonzerne, die dieses Mal Siedler auf weit entfernte Planeten schicken möchten. Dazu werden sowohl der Mars als auch Ganymede, der dritte und größte Mond des Gasplaneten Jupiter, als Zwischenstationen genutzt.

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Die Reise der Siedler überschreitet die Grenzen des eigenen Sonnensystems und führt zu entfernten Sternen der Galaxie. Die Anleitung schweigt sich darüber aus, welches Interesse die Großkonzerne der Erde an einem solchen Unterfangen haben könnten. Sicher ist nur, dass es dort wohl Siegpunkte geben soll!

 

Ein kleiner Schritt für die SpielerInnen... (Spielablauf)

 

Das Spiel ist im Grunde ganz einfach: Es geht darum, verschiedenfarbige Siedler (Meeple) auf der Erde zu rekrutieren und diese mit einem Shuttletransfer auf den Mars und dann nach Ganymede zu transportieren. Von dort werden sie auf die lange Reise geschickt und generieren dadurch Siegpunkte.

Das Spiel nutzt dafür einen offenen Draft-Mechanismus. Wer an der Reihe ist, wählt ein Plättchen bzw. eine Karte aus der Tischmitte und legt sie passend an das eigene Tableau an. Die Siedler-Plättchen in der untersten Reihe erlauben, die darauf abgebildeten Siedler auf der Erde zu rekrutieren. Hat ein/e SpielerIn bereits mehrere Plättchen einer Symbolfarbe am eigenen Tableau angelegt, darf diese/r die Rekrutierung entsprechend mehrmals ausführen.

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Die beiden Kartenarten in der Mitte der Auslage erlauben, die rekrutierten Siedler auf dem eigenen Tableau weiter, also von der Erde zum Mars bzw. vom Mars nach Ganymede zu transportieren. Dabei sind die zu bewegenden Siedler in Menge und Farbe exakt auf der Karte angegeben. Der/Die SpielerIn darf die Karte nur dann nehmen, wenn er/sie die ausreichende Menge an Passagieren auf dem Ausgangsplaneten stehen hat!

Auf den Bewegungskarten sind meist zusätzliche Bonusaktionen angegeben. Wie oft diese Aktion ausgeführt wird, hängt wiederum von der Häufigkeit der bereits ausliegenden Kartensymbole ab. So kann beispielsweise eine Bonusaktion viermal ausgeführt werden, wenn die gewählte Karte die vierte eines Symboles ist. Die oberste Reihe der Auslage bilden die Aufträge, von denen jede/r SpielerIn zwei aktiv auf dem eigenen Tableau und eventuell weitere auf der Hand hält.

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Am Ende eines Spielzugs wird der obere aktive Auftrag erfüllt, sobald drei Siedler der gleichen Farbe darauf transportiert wurden. Der untere Auftrag erfüllt sich bei vier unterschiedlichen Siedlern. Sobald ein Auftrag erfüllt wurde, darf sich der/die SpielerIn einen neuen von der Auslage auf die Hand nehmen und danach einen von diesen auf sein/ihr Tableau ausspielen. Das Spielende wird eingeläutet, sobald ein/e SpielerIn den vierten Auftrag erfüllt hat. Danach wird die Runde bis zum Startspieler zu Ende gespielt. Siegpunkte gibt es für erfüllte Aufträge und das eigene Ansehen, welches u.a. durch Bonusaktionen während des Spiels gesteigert werden kann.

 

Ein Schritt zurück, dann zwei nach vorne! (Erweiterung)

 

Die Erweiterung MOON führt einen neuen Schauplatz ein: den Mond. Auf diesem können Siedler in einer gewünschten Farbe einfacher rekrutiert werden. Dafür ist der Weg nach Ganymede einen Schritt weiter. Außerdem erhalten die SpielerInnen jeweils eine Botschafterfigur, die allein mit der Zusatzaktion „Bewegen“ vom Mond über die Erde und den Mars nach Ganymede transportiert werden kann. Dort angekommen, erhält der/die SpielerIn ein Beraterplättchen, welches zusätzliche Fähigkeiten verleiht. Die Botschafterfigur wird als neuer Botschafter zurück auf den Mond gestellt. So können sich dem/der SpielerIn im Spielverlauf bis zu vier Berater anschließen.

 

Houston, haben wir ein Problem? (Materialqualität)

 

Im Karton finden sich keine Astronautenmaterialien der NASA und auch keine Miniaturen von Kickstarter. Die Materialqualität lässt sich aber mit dem aktuellen Brettspiel-Standard vergleichen. Die Spielertableaus sowie die Marker sind aus dicker Pappe gestanzt. Die Karten sind auf Leinenpapier gedruckt und lassen sind gut mischen. Die Siedler-Figuren werden mit kleinen Meeples aus Holz in vier verschiedenen Farben dargestellt. Das aus Karton bestehende Inlay unterteilt die Schachtel in zwei Fächer. Zum Sortieren des Spielmaterials sind dem Spiel zudem ausreichend ZIP-Beutel beigelegt. Und auch das Material der Erweiterung findet in der Grundspielschachtel seinen Platz.

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Die verwendeten Symbole des Grundspiels sind leicht zu begreifen, finden sich in dem kurzen, übersichtlichen Regelheft aber auch schnell wieder, falls doch mal etwas unklar sein sollte. Die drei unterschiedlichen Aktionsmöglichkeiten sind übersichtlich auf den eigenen Tableaus angegeben und ebenfalls mit einfachen Symbolen erklärt. Das Material der MOON-Erweiterung setzt den ordentlichen Standard des Grundspiels fort. Die Mond- und Beratertableaus sind grafisch so gestaltet, dass sich die Hintergrund-Illustration auf den Spielertableaus fortsetzt.

Das Spielmaterial ist, abgesehen von der Anleitung (Englisch/Französisch), absolut sprachneutral. Die Erweiterung schwächt diese Eigenschaft etwas, da die Fähigkeiten der Beraterplättchen allein durch die Symbolik nicht mehr in Gänze verstanden werden können. Ein paar Berater haben Sonderregeln, die auf den Plättchen nicht komplett symbolisiert sind. So sollte das Beiblatt, in dem die Berater erklärt werden, immer griffbereit liegen. Da es im Spiel keine verdeckten Informationen gibt, kann ein Spieler die verschiedenen Fähigkeiten der Berater auch für alle übersetzen. Eine deutsche Version ist noch nicht angekündigt.


GANYMEDE kann bei mir vor allem durch die verwendete Mechanik überzeugen. In diesem Spiel wird weites Vorausplanen belohnt. Kurzfristige Strategien landen dafür oft in Sackgassen. Durch eine geschickte Auswahl von Shuttlekarten kann ich meine Meeples für zukünftige Züge positionieren. Die Bonusaktionen der Shuttlekarten erlauben mir zudem, neue Meeples zu rekrutieren oder sie an andere Orte zu verschieben. Bei geschickter Planung und etwas Glück bin ich kaum noch auf die schwachen Siedler-Plättchen angewiesen.

Gehen einem allerdings die Meeples auf den Planeten aus, gerät man recht schnell in eine Sackgasse und man ist gezwungen ein Siedlerplättchen zu nehmen. Entspricht das Symbol des Plättchens keinem der vorher gesammelten Symbole, wird die Aktion noch schwächer. Aus diesem Loch herauszukommen, erfordert meist einen bis zwei Züge und etwas Frusttoleranz. Wer einen sauberen Spielfluss generieren möchte, sollte daher mehrere Züge im Voraus planen und dabei auch noch Glück haben!

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Die Menge an benötigtem Glück ist dabei proportional zur Anzahl der Mitspieler. Bei zwei Spielern hält sich dieser Faktor noch in Grenzen, da sich bis zu meinem nächsten Zug maximal eine Karte der Auslage verändern wird. In voller Besetzung verändern dagegen drei Gegenspieler die Kartenauslage. Mehr Spieler wirken sich dagegen positiv gegen ein Festfahren der Spielsituation aus, da sich die vier im Spiel verwendeten Symbole der Siedlerplättchen besser unter den Spielern aufteilen und dadurch die oben erwähnten Sackgassensituationen reduziert werden. Mir macht das Spiel in jeder Besetzung Spaß. Der Sweetspot liegt wohl bei drei Spielern, bei der sich die Kartenauslage nicht so stark, dafür die Plättchenauslage gerade genug verändert.

Die MOON-Erweiterung finde ich sehr gelungen. Die Berater sorgen dafür, dass sich die Spieler noch weiter in verschiedene Richtungen entwickeln. Obwohl die Fähigkeiten der Berater im ersten Moment als unterschiedlich stark erscheinen, hat jeder einzelne seine Daseinsberechtigung. Die Stärke hängt nämlich stark von der aktuellen Spielsituation ab, so dass mal das eine und mal das andere Beraterplättchen besser in die eigene Strategie passt. Das Spiel spielt sich sehr schnell. Den Zufallsfaktor, der beim Auffüllen der Auslage auftritt, empfinde ich nicht negativ. Zu zweit ist eine Partie nach 20 bis 30 Minuten gespielt. In voller Besetzung steigt die Spielzeit auf etwa 40 bis 50 Minuten.

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Das Thema ist austauschbar und hat hier und da ein paar Brüche. So kann die Spezialisierung von einem Meeple auf der Reise durch Sonderaktionen gewechselt werden, um beispielsweise einen gelben Ingenieur zu einem roten Manager zu machen. Dieser verliert dadurch leider seine technischen Fähigkeiten, da keine gelb/roten Meeples in der Schachtel zu finden sind! Mit der Erweiterung hinkt das Thema noch ein wenig mehr... Warum sollten Siedler erst vom Mond auf die Erde geschickt werden, um dann wieder ins All zu fliegen? Ist der Mond bereits so stark bevölkert, dass es sich lohnt Siedler von dort zurück zu beordern?

Das aufgesetzte Thema kann meinen Spielspaß aber nicht trüben! Das Spiel hat mir bereits seit der ersten Partie gefallen und die Erweiterung MOON hat es noch besser gemacht. Außerdem gefällt mir die 90er-Jahre Computergrafik, die in den Illustrationen verwendet wird, sehr. So wird das kurzweilige GANYMEDE auch zukünftig auf meinem Spieltisch landen.

Bilder zum Spiel

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