
Test | Imperial - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel
„Imperial“ ist im Jahr 2021 nicht ganz einfach einzuordnen. Das Spiel aus der Feder von Mac Gerdts stammt aus dem Jahr 2006 und ist leider nicht in alle Punkten gut gealtert. Die grafische Darstellung ist äußerst altbacken, die Anleitung trotz überschaubarer Regeln ungewohnt umständlich und mit Geldscheinen a la Monopoly auch in der Handhabung nicht ganz auf der Höhe der Zeit.
Und dennoch gilt „Imperial“ als Klassiker aus seiner Zeit. Und das nicht ohne Grund. Der Mechanismus „alle steuern alles“ ist taktisch interessant und sorgt für einen gewissen Reiz, da nicht nur die eigenen Pläne verwirklicht werden wollen, sondern auch die Übernahme des Staates durch andere Personen antizipiert werden muss. Deshalb ist „Imperial“ ein Spiel des richtigen Timings. Zu günstigen Zeiten einen Staat übernehmen, im eigenen Interesse voranbringen und, wenn die goldene Zeit vorbei ist, einen neuen Fokus setzen. Positiv überrascht hat uns das Kampfsystem, welches wirklich nicht simpler sein könnte, aber im Kontext dieses Spiels genau das macht, was es soll. Es vermeidet einen unpassenden Glücksfaktor durch Würfel oder verdeckte Karten und sorgt dafür, dass sich die Downtime im Spiel auch bei 5-6 Personen in einem überschaubaren Rahmen bewegt.
Die Kreditvergabe bleibt jedoch ein heikler Punkt im Spiel. Es gibt eine Investorenkarte, die im Verlauf der Partie am Tisch zirkuliert. Nur die Person, die diese Karte in ihrem Besitz hat, darf neue Kredite an Staaten vergeben. Das sorgt auf der einen Seite für eine gewisse Beständigkeit in der Planung der eigenen Strategie, da es übermäßige Kontrollwechsel bei den Staaten vermeidet. Auf der anderen Seite geht jedoch viel Flexibilität verloren, da es keine andere Möglichkeit gibt als zu warten, möchte man bei einem neuen Staat investieren. Dies kann besonders frustrierend sein, wenn eine Person gerade nur einen (möglicherweise sehr schwachen) Staat oder sogar gar keinen Staat kontrolliert und keine Chance hat, sich kurzfristig aus dieser Situation zu befreien. Im schlimmsten Fall werden auf diese Weise einzelne Spielende für 20 bis 30 Minuten faktisch aus dem Spiel genommen.
Während das Spiel anfangs sehr langsam anläuft und einzelne Machtpunkte hart erarbeitet werden müssen, geht dies im weiteren Spielverlauf immer schneller, wobei in einem Zug schon einmal bis zu zehn Machtpunkte gesammelt werden können.
„Imperial“ ist ein Spiel, dem, wie einem schönen Oldtimer, die ein oder andere Macke verziehen werden muss, wenn man es wirklich genießen möchte. Es ist zuweilen unkomfortabel und kann frustrieren, belohnt aber unter Verwendung einfachster Mittel mit taktischem Tiefgang und interessanten Entscheidungen. Und das ist es auch, was es für uns berechtigterweise zu einem Klassiker macht, zumal (gute) Strategiespiele für sechs Personen bis zum heutigen Tage eher selten sind.
Bilder zum Spiel
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Tags: 2-6 Personen, 120-180 Minuten, Area Control