Test | Mille Fiori - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel
Auch wenn mein Vater kein Glaser war, erkenne ich ganz klar, dass es sich bei „Mille Fiori“ um ein lupenreines Familienspiel von Erfolgsautor Reiner Knizia handelt. Das liegt unter anderem an den schlanken Regeln und dem schnellen Spielaufbau, sodass auch unerfahrene Gruppen nach kurzer Einarbeitung direkt in das Spiel eintauchen können.
Im Klappentext wird „Mille Fiori“ als eine Mischung aus Strategie und Taktik beschrieben. Auch wenn ich dieser Aussage grundsätzlich beipflichten kann, muss ich doch ein paar Einschränkungen für Vielspieler:innen machen. Denn haben die Personen erst einmal herausgefunden, dass es am gewinnträchtigsten ist, die Extrapunkte schnellstmöglich zu erhalten, entfallen Überlegungen weitestgehend. Dann kommt es vor allem darauf an, die eigenen Rauten der Situation entsprechend schlau zu platzieren und möglichst punkteträchtige Kettenzüge auszulösen.
Diese stellen aus mechanistischer Sicht auch eines der Highlights von „Mille Fiori“ dar, weil sie regelmäßig das Belohnungszentrum ansprechen. Dabei schafft es die sehr große Kartenauslage auf elegante Art und Weise, den Glücksfaktor beim Ausspielen der offenliegenden Karten stark zu minimieren. Daher kommt es nur selten vor, dass eine gerade gebrauchte Karte nicht vorhanden ist.
Obwohl ich bei diesem Aspekt voll des Lobes bin, offenbart sich an den Kettenzügen aber auch das größte Manko des Spiels. Es funktioniert nämlich nur mit vier Personen wirklich gut. Mit weniger Mitspieler:innen fehlt es schlicht an Rauten auf dem Spielfeld, sodass es einerseits schwerfällt, Extrakarten auszuspielen und es andererseits zu einfach ist, sich ungehindert auszubreiten. Aus diesem Grund kann ich „Mille Fiori“ all jenen nicht empfehlen, die hauptsächlich zu zweit spielen.
Ich empfinde die grafische Gestaltung von „Mille Fiori“ als durchaus gelungen, auch wenn sie es nicht schafft, darüber hinwegzutäuschen, dass es sich im Grunde um ein eher abstraktes Spiel handelt. Das zeigt sich schon daran, dass sowohl die Karten als auch das Spielbrett eher zweckmäßig, aber trotzdem hübsch, illustriert sind.
Auch die Symbolik erweist sich als überaus eingängig, sodass auch nach längerer Abstinenz ein rascher Wiedereinstieg problemlos möglich wäre. Ärgerlich ist lediglich, dass der Verlag sich bei den Spielerfarben dazu entschieden hat, sowohl Rot als auch Grün zu verwenden, da meines Wissens nach zumindest das Spielbrett für Farbenblinde barrierefrei ist. Insofern wurde hier wohl eine Chance vertan.
Dafür glänzt „Mille Fiori“ mit qualitativ zufriedenstellendem Material, auch wenn die Karten etwas größer und dicker sein könnten. Rechnet man dessen eher spärlichen Umfang hinzu, erachte ich das Spiel leider für etwas überteuert. Außerdem wäre es hilfreich gewesen, wenn es einen Marker für die Siegpunkte gäbe, da es durchaus vorkommen kann, dass eine Person während der Partie die Leiste mehrmals umrundet.
Wenn ich „Mille Fiori“ nun abschließend unter dem Brennglas betrachte, muss ich anerkennen, dass die Verschmelzung der oben beschriebenen Mechaniken trotz einiger Makel in jedem Fall eine Menge Spielspaß garantiert. Wer also auf der Suche nach einem zugänglichen und immer wieder spannenden Familienspiel mit Drafting-Mechanismus ist, der sollte „Mille Fiori“ auf dem Einkaufszettel notieren. Ich selber werde in Zukunft jedoch eher ähnlich gelagerte Spiele wie „Carnival Of Monsters“ auf den Tisch bringen, da diese mich persönlich noch etwas mehr begeistern.
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Bilder zum Spiel
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Tags: 2-4 Personen, Tile Placement, Karten draften, Set sammeln, Familienspiel