
Asmodee ab Freitag selbstständig an der Börse – Embracer Group Aktie fällt um 44%
Bisher war die Embracer Group ein Sammelbecken für diverse Akquisitionen und als Gruppe an der Börse gehandelt. Nun wird eine Aufteilung in drei Teile stattfinden und als ersten Schritt wurde die Asmodee Group von den verbleibenden Videospiel-Studios getrennt.
Ab Freitag, den 7.2.2025 wird Asmodee als eigenständige Aktie verfügbar sein. Wer also Inhaber oder Teilhaber von Asmodee werden will, kann das ab Freitag werden. Jedoch hat Asmodee auch einen großen Rucksack an Schulden, der aus der alten Struktur mitgenommen werden muss. Welche Auswirkungen das auf die Zukunft hat muss sich erst noch zeigen.
Inhaber der Embracer Aktie bis zum Ende des Handelstages am 3.2.2025 erhalten diese ab Freitag automatisch, mussten aber auch eine herben Kursrutsch am Morgen des 4.2.2025 hinnehmen, wo die Aktien zwischenzeitlich um 44% eingebrochen waren, weil der Wert der Asmodee-Aktien aus dem Wert rausgerechnet wurde.
Das sind die zusammengefassten Einschätzungen der Situation
Im Zuge der anstehenden Abspaltung des Brettspielunternehmens Asmodee von der Embracer Group hat das Research-Haus Redeye seinen fairen Wert für Embracer neu bewertet. Demnach liegt der Basisfall bei 150 SEK (ca. 13,7 €), wobei die aktuelle Bewertungsspanne für Embracer von 80 bis 200 SEK (ca. 7,3–18,2 €) reicht – ein deutlicher Anpassungsbedarf gegenüber der früheren Spanne von 150 bis 348 SEK (ca. 13,7–31,7 €). Dabei basiert die Neubewertung unter anderem auf einer Sum-of-the-Parts-Analyse (SOP), die für den emanzipierten Teil von Embracer, also ohne Asmodee, einen Wert zwischen 119 und 197 SEK (ca. 10,8–17,9 €; durchschnittlich 158 SEK, ca. 14,4 €) ermittelt. Für den Brettspiel-Spezialisten Asmodee ergibt die SOP-Bewertung eine Marktkapitalisierung von durchschnittlich 29,6 Milliarden SEK, was einem durchschnittlichen Wert von 102 SEK (ca. 9,3 €) pro Aktie entspricht – innerhalb einer Spanne von 76 bis 128 SEK (ca. 6,9–11,7 €; durchschnittlich 102 SEK, ca. 9,3 €).
Die aktuellen Marktentwicklungen spiegeln sich auch in den Börsenkursen wider. Am Montagmorgen notierte Embracer noch bei rund 220,70 SEK (ca. 20,1 €), doch am 4. Februar wurde die Aktie ohne das Recht auf Anteile an Asmodee gehandelt. Der letzte Handelstag, an dem auch das Anrecht auf Asmodee-Aktien noch in den Embracer-Aktien enthalten war, fiel auf den 3. Februar. An jenem Morgen sank der Kurs um mehr als 40 Prozent auf etwa 129,30 SEK (ca. 11,8 €), was den Markt darauf hinweist, dass der bisherige Aktienwert einen erheblichen Anteil auf die mit Asmodee verbundenen Rechte zurückführte. Die Preisdifferenz von etwas mehr als 100 SEK (ca. 9,1 €) wird dabei durch den eingebauten Wert von Asmodee erklärt, der ab dem 7. Februar als eigenständige Gesellschaft an der Nasdaq Stockholm gehandelt wird.
Im Hintergrund der Neubewertungen und Kursanpassungen steht das Geschäftsergebnis von Embracer. Die Ergebnisse des dritten Quartals fielen stärker als erwartet aus – vor allem das PC- und Konsolensegment profitierte von externen Entwicklungsprojekten sowie Vorzieheinnahmen aus Abonnement-Plattformen.
Aufgrund dieser positiven Entwicklungen wurden die langfristigen Schätzungen für dieses Segment moderat nach oben korrigiert, während die Margenannahmen für den Mobilebereich leicht gesenkt wurden. Insgesamt hebt Redeye seine EBIT-Prognose für die Geschäftsjahre 2024/25 um 5 Prozent an und rechnet für die Jahre 2025/26 bis 2027 mit einer Steigerung von rund 2 Prozent – ohne die Effekte der bevorstehenden Asmodee-Abspaltung.
Ergänzend zu den Bewertungen von Redeye weisen auch Analysen anderer Finanzexperten auf die besonderen Herausforderungen des anstehenden Spin-Offs hin. Während Asmodee als attraktiver Brettspielhersteller mit einem breiten Portfolio von über 300 Marken und 23 Studios gilt – darunter bekannte Titel wie 7 Wonders, Exploding Kittens und Catan sowie Lizenzen wie Game of Thrones, Der Herr der Ringe und Star Wars – wird betont, dass der Erfolg des zukünftigen, eigenständigen Unternehmens maßgeblich von einer erfolgreichen Akquisitionsstrategie abhängt. Ein Aspekt, der in den Analysen hervorgehoben wird, ist die Geschäftsstrategie von Asmodee, die auf vergleichsweise niedrigen Investitionskosten und einem gering gebundenen Kapital beruht, was jedoch auch die Abhängigkeit von kreativen Entwicklungen in der Branche unterstreicht.
Die strategische Neuausrichtung der Embracer Group umfasst insgesamt drei Geschäftsbereiche, die künftig als eigenständige, börsennotierte Unternehmen agieren sollen. Neben Asmodee, das als erster Bereich ausgegliedert wird, sollen Coffee Stain & Friends inklusive THQ Nordic sowie der verbleibende Konzern, künftig umbenannt in Middle-Earth & Friends, folgen. Bereits im Vorfeld des Capital Markets Day in Stockholm wurde bekanntgegeben, dass Teile der Erlöse aus dem Verkauf der Mobilegames-Sparte Easybrain in Asmodee investiert werden. Mit einem Kapitalspritzen-Paket in Höhe von rund 400 Millionen € soll das Eigenkapital gestärkt und die zuletzt ausgewiesene Schuldenlast von 893 Millionen € reduziert werden. Zu den maßgeblichen Gläubigern zählen unter anderem internationale Finanzinstitute wie J. P. Morgan, BNP Paribas und die Société Générale.
Für alle Marktbeobachtenden bleibt die Abspaltung ein wesentlicher Meilenstein: Bereits der Embracer-CEO und Asmodee-Chairman Lars Wingefors bezeichnete die Umstrukturierung als einen „wichtigen Meilenstein für Embracer-Aktionäre“. Mit der Umwandlung der bestehenden Embracer-Aktien im Verhältnis 1:1 wird die Eigenständigkeit von Asmodee markant vorangetrieben – ein Prozess, der nicht nur den Börsenkurs von Embracer beeinflusst, sondern auch die strategische Ausrichtung des Unternehmens nachhaltig verändert.
Quellen
gameswirtschaft.de
marketscreener.com
marketscreener.com (2)
marketscreener.com (3)