Test | Rocódromo

Verfasst von Björn Stampfer am 04. Dezember 2022. Veröffentlicht in Brettspieltest

Die Kletterwand steht bereit, die Ausrüstung ist vorbereitet. Wer von euch schafft es zuerst, durch geschicktes Planen und Klettern ganz nach oben zu gelangen? An die Seile, fertig, los!

Das Spiel wurde uns kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf die Bewertung hat dies keinen Einfluss!

Darum geht es im Spiel

In „Rocódromo“ müssen die teilnehmenden Personen eine Kletterwand aus verschiedenen Einzelteilen vor allen anderen bezwingen. Nachdem die Kletterwand aufgebaut ist und alle Seile, sowie Karabiner bereit liegen, kann das Spiel beginnen.

Der eigene Spielzug besteht aus einer von zwei Aktionen: Vorbereiten oder klettern.

Beim Vorbereiten betrachtet man die eigene Position an der Kletterwand (oder im ersten Zug die noch möglichen Startpunkte) und wählt nach Augenmaß ein verfügbares Seil aus dem allgemeinen Vorrat. Dabei muss immer das kürzeste Seil einer Farbe ausgewählt werden. Durch den Einsatz von Karabinern, können jedoch einzelne Seillängen übersprungen werden. Hierfür werden die Karabiner-Token auf die übersprungenen Seile abgelegt. Wird im Verlauf des Spiels ein Seil genommen, auf welchem ein bereits Karabiner abgelegt wurde, wandert dieser in den Vorrat der auswählenden Person. Bis zu drei Seile dürfen in der eigenen Auslage vorrätig sein. Überzählige Seile müssen am Zugende abgeworfen werden.

Wählt man die Vorbereiten-Aktion aus, darf in diesem Zug nicht geklettert werden.

Entscheidet sich eine Person zu klettern, wählt diese zunächst ein Seil aus dem eigenen Vorrat aus. Anschließend muss der beabsichtigte Zielpunkt angesagt werden. Nun wird das Seil an der Nase des Charakter-Tokens angelegt und muss innerhalb des Zielbereiches enden. Ist dies der Fall, darf das eigene Token in den entsprechenden Bereich nach oben versetzt werden. Für den Fall, dass ein Seil zu kurz oder zu lang für die gewählte Strecke ist, wird dieses in den allgemeinen Vorrat zurückgelegt und die nächste Person ist an der Reihe.

Wer zuerst weniger als eine Karabiner-Länge vom oberen Rand der Kletterwand entfernt ist, gewinnt das Spiel.

Mit „Rocódromo“ ist es Toni López gelungen, ein thematisches Kletterspiel auf Familienniveau zu entwickeln. Der vertikale Aufbau des Spiels und das damit verbundene tatsächliche Klettern nach oben schafft direkten Bezug zum Thema. Auch wenn es sich im Kern um ein einfaches Rennspiel handelt, kommt durch die reale Kletterwand ein recht außergewöhnliches Spielgefühl auf.

Optimal für ein Familienspiel sind die wenigen Regeln und die damit verbundene sehr kurze Erklärzeit. Der Einstieg gelingt ohne Probleme und die wenigen Aktionsmöglichkeiten werden auch von Kindern zügig verstanden.

Die Aussparungen bei den „Griffen“ für die Charakter-Tokens zu nutzen, um diese an der Wand nach oben steigen zulassen, ist clever gelöst. Allerdings kommt es durch das Anlegen der Seile immer mal wieder vor, dass die Tokens aus der Kletterwand fallen. Hier müssen sich alle Personen ihren derzeitigen Standort immer gut merken. Dieser Kritikpunkt entfällt, wenn man die Kletter-Bereiche auf dem Tisch auslegt und dort spielt. Dies nimmt dem Spiel natürlich ein wenig sein Flair, ändert spielmechanisch aber nichts.

Durch das modulare Zusammensetzen der Kletter-Bereiche können sehr viele unterschiedliche Kletterwände aufgebaut werden. Im Spiel mit Kindern sollte allerdings darauf geachtet werden, dass nicht zu viele lange Strecken zu Beginn zurückgelegt werden müssen. Wer mit den normalen Strecken gut zurecht kommt, kann sich an eine der in der Anleitung abgedruckten fortgeschrittenen Kletterwände zuwenden.

In wenigen Fällen kam es in unseren Testpartien dazu, dass manche Kinder die Karabiner-Token gesammelt und nicht mehr verwendet haben. Zusätzlich lässt die Möglichkeit, drei Seile in den eigenen Vorrat zu legen auch ein blockierendes Spielen zu. Dadurch kann es vereinzelt zu einem eher unbefriedigenden Spielverlauf für einzelne Personen kommen.

Generell ist die Mechanik, die Entfernungen per Augenmaß einzuschätzen durchaus reizvoll. Immer wieder passiert es auch erwachsenen Personen, sicher geglaubte Strecken plötzlich nicht richtig ausgewählt zu haben.

„Rocódromo“ ist aus meiner Sicht ein gutes und originelles Familienspiel. Vor allem kletterbegeisterte Personen dürften hier ihre Freude haben und sollten sich das Spiel genauer anschauen. Einerseits ermöglichen die wenigen Regeln und Optionen einen extrem leichten Einstieg, andererseits dürfte sich die Langzeitmotivation dadurch aber auch in Grenzen halten. Für gelegentliche Spielrunden in der Familie eignet sich das Spiel jedoch auf jeden Fall.

Bilder zum Spiel

Tags: Wettrennen, Familienspiel