
Test | Woodcraft - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel
Als Fans der Spiele von Vladimír Suchý (und nach einem für uns enttäuschendem „Messina 1347“) waren wir sehr gespannt, was er nun in Zusammenarbeit mit Ross Arnold geschaffen hat. Und eins vorweg: "Woodcraft“ hat uns direkt in seinen Bann gezogen. Dies lag im ersten Moment an dem großartigem Artwork von Michal Peichl, das direkt Lust darauf macht, als Waldelf die eigene Holzwerkstatt zu eröffnen. Leider hat das Spielmaterial diese Euphorie ein wenig getrübt, da die Karten recht dünn sind und, zumindest bei unserem Exemplar, die Tokens zum Teil nicht mittig ausgestanzt waren. Alles in allem geht die Qualität des Spiels in Ordnung und hat sowohl nach unten als auch noch oben keine großen Ausreißer.
"Woodcraft“ verfügt über einige kleinteilige Regeln, die in der gut strukturierten Anleitung mit vielen Beispielen und Bildern gut vermittelt werden und den Einstieg etwas vereinfachen. Dieser entpuppte sich für uns trotzdem als die größte Hürde. Zwar liegt dem Spiel ein Übersichtsblatt bei auf dem alle Helfer- und Zielkarten beschrieben sind, wir hätten uns jedoch kleinere Übersichtskarten für alle holzbegeisterten Handwerker und Handwerkerinnen gewünscht, insbesondere da die Ikonografie unseres Erachtens nicht immer selbsterklärend ist. Wir brauchten definitiv eine Lernpartie, mit sehr vielem Blättern in der Anleitung und Vergessen von freien Aktionen bis "Woodcraft“ seinen Charme entfalten konnte. Ab der zweiten Partie waren wir dem Spiel jedoch verfallen und der allgemeine Ablauf und auch die kleineren Feinheiten gingen gut von der Hand.
Die thematische Umsetzung haben wir schon länger bei keinem Eurogame so gut ausgearbeitet bzw. thematisch passend gesehen. Das „Auseinandersägen“ und „Zusammenkleben“ der Würfel, um das gewünschte Holz zu erhalten, fühlte sich sehr stimmig an und wir hatten wirklich das Gefühl, an einem Produkt zu arbeiten und nicht stumpf Ressourcen zu sammeln.
Auch der Aktionsauswahlmechanismus konnte uns überzeugen. Während bei anderen Spielen manche Aktionen einfach in der Versenkung verschwinden, weil sie für die meisten am Tisch nicht stark genug sind, geht "Woodcraft“ hier einen anderen Weg. Durch den Rondell-Mechanismus werden nicht genutzte Aktionen mit der Zeit attraktiver, indem sie größere Boni geben. Die Boni sind dabei stark genug gewählt, dass alle Aktionen im Laufe der Partei eine ähnlich hohe Nutzung verzeichnen können.
Besonders gut hat uns die Strategievielfalt gefallen, die uns “Woodcraft” bietet. In diesem Spiel gibt es nicht „die eine“ Strategie, die allen anderen überlegen ist. In jeder unserer Partien haben wir den Fokus auf unterschiedliche Aspekte des Spiels gelegt und alle Strategien haben zum Erfolg geführt. So ist es beispielsweise möglich, nicht einen einzigen Würfel im Spiel zu kaufen, wenn man es schafft, seine eigens angepflanzten “Bäume” geschickt zu nutzen. Die Fokussierung auf bestimmte Aspekte des Spiels ist dabei sehr wichtig. Durch die sehr begrenzte Anzahl an Aktionen ist es nicht möglich, alle Aspekte und Strategien des Spiels gleichzeitig zu nutzen. Ebenfalls ist es nicht immer möglich, sich schon vor dem Spiel auf eine bestimmte Strategie festzulegen, da vieles auch von der Auslage der Helfer und Aufträgen abhängt. Daher konnten wir auch die Kritik an den Dachbodenaktionen nicht nachvollziehen, denn auch wenn der Dachboden nicht in jeder Partie für jeden nutzbar ist, kann man damit viele Boni und Siegpunkte generieren.
Auch wenn die Mitspielenden uns mal die ein oder andere Aktion oder Karte vor der Nase wegschnappen, fühlt sich dies nicht sonderlich bestrafend an, da wir genügend Alternativen in "Woodcraft“ geboten bekommen. Natürlich spielt auch das Glück in "Woodcraft“ eine Rolle, aber durch die vielen Möglichkeiten die Würfel zu manipulieren, fällt dieser Faktor für uns nicht weiter negativ ins Gewicht.
Die Spiellänge ist, typisch für diesen Schwierigkeitsgrad, nicht gerade kurz, hat sich in unseren Partien aber nicht zu lang angefühlt. Im Spiel zu zweit hatten wir so gut wie keine Downtime, da wir während des Zuges des Anderen genug Zeit hatten unseren eigenen Zug zu planen und die verschiedenen Möglichkeiten abzuwägen. Bei Partien mit mehr als zwei Personen, kann es schon zu längerer Wartezeit kommen, vor allem wenn nicht alle am Tisch regelfest sind. Wir würden das Spiel vor allem zu zweit empfehlen, da das Spiel mit steigender Personenzahl nicht wirklich besser oder schlechter wird.
Insgesamt hat uns "Woodcraft“ begeistert und ist ein wirklich rundes, gut abgestimmtes und thematisches Expertenspiel. Die Optik des Spiels und das verspielte, friedliche Cover können hier falsche Erwartungen wecken, denn die Regeln haben es zu Teilen schon in sich. Wir können "Woodcraft“ definitiv allen Personen weiterempfehlen, die Spaß an komplexen und thematischen Eurogames haben und/oder Würfelmanipulation lieben. Bei uns wird das Spiel sicher nicht so schnell ausziehen und wir freuen uns schon auf die nächste Partie. Zum Zeitpunkt der Rezension lag uns die englische Version vor, die deutsche Version ist mittlerweile aber schon bei Pegasus erschienen. Abgesehen von den Regeln sind aber alle Komponenten im Spiel sprachneutral.
Zum Abschluss noch eine kleine Info für alle Roll & Write-Begeisterten: Auf BGG gibt es eine kostenlose Roll & Write-Version des Spiels, bei der teilweise die Komponenten des Hauptspiels mitgenutzt werden. Im ersten Eindruck hat uns diese Variante gut gefallen. Sie kann einen guten Einstieg ins Hauptspiel darstellen, da viele Dinge dort bereits im Kleinen gelernt und verinnerlicht werden können.
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Bilder vom Spiel
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Tags: 80-120 Minuten, 1-4 Personen, Expertenspiel, Ressoucenmanagement, Eurogame