Test | Dark Ages – Das Erbe Karls des Großen

Test | Dark Ages – Das Erbe Karls des Großen - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel

Noch ein Mittelalterspiel mit Gebietskarte, in dem Einheiten hin und hergeschoben werden. Uns hat ,,Dark Ages“ zunächst nicht sehr interessiert. Doch der neuartige Aktionsmechanismus mit dem Platzieren von Aktionsscheiben und dadurch ausgelösten Nebenaktionen, sog. Reaktionen, funktioniert einfach gut und sorgt für einen unheimlich flüssigen Spielablauf, was viel Spaß macht. Denn dadurch sind auch Personen, die nicht gerade aktiv am Zug sind, handelnd involviert.

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Die Frage, wann setze ich wo eine Scheibe ein, um am besten nur mir selbst Reaktionen zu ermöglichen, erfordern eine Menge Vorausplanung und gutes Timing. Auch das Aufwerten von Fähigkeiten durch das stufenweise Herausschieben von Karten, ist eine clevere Mechanik, die uns schon in anderen Spielen begeisterte und hier sinnvoll eingebunden wird. Kämpfe sind schnell abgehandelt, was das flüssige Spielen zusätzlich fördert. Auch wenn die Auswahl an Aktionsfeldern überschaubar ist, gibt es eine Menge zu tun und abzuwägen. Die Kartenvielfalt ist hoch und die unterschiedlichen Kartentypen gewähren verschiedene Möglichkeiten von Optimierung der Truppen bis hin zum einmaligen Siegpunktgewinn.

Jeder Zug muss sauber durchdacht werden, wenn es darum geht, gegnerische Gebiete oder Barbaren anzugreifen, denn eigene Gebiete werden dadurch oft schutzlos zurückgelassen. Daher spielen Risikoabwägung und Absicherung eine gewichtige Rolle. Auch das Bauen verschiedener Gebäude bietet langfristige Möglichkeiten, so stehen Kampf und Ausbreitung nicht immer an erster Stelle. Da es selten Downtime gibt, steht man ständig unter Strom, beobachtet mit Sorge jede feindliche Truppenbewegung, jeden gegnerischen Turmbau und schaut mit Spannung auf Bewegung auf der Kartenauslage. Zwischendurch handelt man immer wieder Reaktionen ab, die andere ausgelöst haben oder würfelt für die barbarische Gegenseite. Langeweile geht anders. Dadurch fliegt die Zeit beim Spielen nur so dahin.

Trotzdem konnte uns Dark Ages nicht komplett überzeugen. Eine Prise Glück darf bei einem guten Spiel nicht fehlen, denn kleine Unkalkulierbarkeiten erzeugen in wichtigen Momenten Spannung. Daher wäre der Glücksfaktor beim Auswürfeln von Kämpfen noch verkraftbar. Die Zufälligkeit der Kartenauslage ist dann aber einfach ein Glückselement zu viel. Mit mehreren Spielern rauschen die Karten teilweise so schnell durch, dass mit ihnen nicht geplant werden kann. Es kam auch vor, dass keine oder kaum Aufrüstungskarten in die Auslage kamen. Außerdem gibt es große Unterschiede in der Stärke der Kartenfähigkeiten und das bereits bei den charaktereigenen Startkarten.

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Gerade zu Spielbeginn, wenn die anfangs geringen Fortschritte auf der Kulturleiste nur eine stark eingeschränkte Kartenauswahl zulassen, muss auch die Reaktion Kulturaustausch bedient werden, um an gute Karten früh heranzukommen. Ärgerlich, wenn beim Spielaufbau zufällig das Aktionsfeld Marschieren darüber ausgelegt wurde, was vor allem beim Zweipersonenspiel deutlich weniger als andere Aktionsmöglichkeiten genutzt wird.

Dann entsteht ein Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen gibt: Die ersten Runden rüstet sich jeder zäh auf, baut Ressourcenhütten und Siedlungen. Danach gilt es Gebiete zu erobern und das eigene Herrschaftsgebiet auszuweiten. Hat man hier Pech mit den zufällig ausgelegten Barbaren oder einfach kein Würfelglück im ersten Kampf, gerät man sehr schnell ins Hintertreffen. In dieser Zeit, in der erneut mit den wenigen Ressourcen, Truppen ausgehoben werden müssen, gewinnen die anderen Parteien am Tisch neue Gebiete, bauen schon die ersten Städte, wodurch sie auf der Kulturleiste nach vorne ziehen, was ihnen wiederum viel früher Zugriff auf die starken Karten gewährt. Die Starken werden immer stärker und die Schwachen immer schwächer. Eine perfekt abgebildete Weltgesellschaft. In allen Partien entstand so ziemlich schnell ein großes Ungleichgewicht und Frustration. Zu zweit haben wir sogar abgebrochen, weil klar war, dass bereits dieser erste Patzer beim Kampf und eine starke Karte in falschen Händen, dazu führte, dass auch nach zwei Stunden Spielen, ein Aufholen nicht mehr möglich war.

In diesen Momenten fühlte sich das Spiel unrund und unbalanciert an. Allen am Tisch blutete das Herz, da wir beim Spielen sehr großen Spaß hatten. Selten hat uns ein Spiel so zwiegespalten zurückgelassen. Das Material ist wirklich toll, das tatsächliche Bauen von Turmetagen macht Spaß und sieht auf dem Tisch toll aus, die Illustrationen sind stimmig, die Anleitung ist übersichtlich und der Aktionsmechanismus frisch. Die Module klingen alle spannend, wobei wir das ein oder andere auch bereits erfolgreich integriert haben. Wiederspielreiz wäre also absolut gegeben, wenn die Aussicht auf mögliche Spielabbrüche und Frustration durch schlechtes Balancing den Reiz des Spielens nicht trüben würde. "Dark Ages“ ist daher unserer Meinung nicht uneingeschränkt zu empfehlen.

 

Wertung zum spiel

 

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