Test | Talisman: Star Wars

Test | Talisman: Star Wars

„Talisman“ ist eine dieser Spieleserien, die es scheinbar schon immer gab und uns noch lange erhalten zu bleiben scheinen. Seitdem das erste „Talisman“ 1983 von der Firma „Games Workshop“ auf den Markt gebracht wurde, hat sich jedoch einiges getan. Unterschiedlichste Editionen erschienen, die die Regeln immer weiter verfeinerten, was nun in der aktuellen Veröffentlichung endete: „Talisman: Star Wars“. Bei dieser bewegten Geschichte stellte ich mir direkt eine wichtige Frage. Wird das Spiel den „Talisman“-Veteranen und/oder den eingefleischten „Star Wars“-Fans gerecht oder ist der Markenname nur eine Methode, um mehr Versionen des Spiels zu verkaufen? Finden wir es heraus!

 

infos zum spiel

Wir haben "Talisman: Star Wars" mit einem Presserabatt von Pegasus gekauft.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!

Darum geht es im Spiel

In „Talisman: Star Wars“ (im Weiteren mit „Talisman: SW“ abgekürzt) ist Ziel des Spiels, die Galaxie entweder vom großen Bösen, in Form des ehemaligen Imperators, zu befreien oder selbst zum neuen Herrscher zu werden. Zu Beginn des Spiels hat jede Person die Wahl zwischen zwei zufällig gezogenen Charakteren aus den unterschiedlichsten „Star Wars“-Ablegern (Dazu gehören Charaktere aus allen neun Filmen und den Animationsserien „Star Wars: Rebels“ und „Star Wars: The Clone Wars“!). Die Auswahl sollte aber nicht zu leichtsinnig getroffen werden, da es Sinn macht, auf die Wahl der anderen zu achten. Wie auch in der Vorlage unterteilen sich die Charaktere in „gute“ sowie „böse“ Charaktere. Je nach Auswahl entscheidet sich, ob andere Personen am Spieltisch bekämpft werden können und wie der eigene Charakter mit dem Spielfeld interagiert. Haben zum Beispiel zwei Personen Charaktere unterschiedlicher Ausrichtung gewählt, können sie sich im Spielverlauf bekämpfen, während zwei Charaktere aus dem gleichen Gesinnungslager eher kooperativer eingestellt sind.

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Der Spielzug an sich ist denkbar simpel gehalten. Sobald eine Person an der Reihe ist, wird ein Würfel geworfen und die Spielfigur die geworfene Anzahl an Feldern in eine von zwei Richtungen bewegt. Auf dem Zielfeld befinden sich in den meisten Fällen besondere Effekte, die sich je nach Gesinnung unterscheiden können, und stets die Aufforderung, eine Begegnungskarte aufzudecken. Begegnungskarten können Ereignisse, Persönlichkeiten oder an diesem Ort gefundene Gegenstände sein, mit denen der Charakter interagiert. Während Ereignisse und Gegenstände in den meisten Fällen schnell abgehandelt sind, ist es bei Persönlichkeiten anders. Wird eine Persönlichkeit aufgedeckt, wird diese auf die eigene Gesinnung hin überprüft. Ist die Persönlichkeit von der gleichen Gesinnung wie der Charakter, kann sie als Gefährte aufgenommen werden. Anderenfalls bekämpft die Persönlichkeit den Charakter. Handelt es sich zum Beispiel um „Han Solo“, würde er einem Charakter mit „guter“ Gesinnung helfen, während er die Gegenseite als Feind bekämpfen würde.

Bei einem Kampf, ob nun gegen eine Persönlichkeit oder eine andere Person, werden die Kampfwerte verglichen, zu denen ein Würfelwurf kommt. Wird ein Stärke-Kampf ausgeführt, wird zum Beispiel einem Würfelwurf der Stärkewert des Charakters addiert. Zusätzlich können am Kampf beteiligte Personen Machtkarten einsetzen, um unterschiedliche Fähigkeiten zu ihrem Vorteil zu verwenden. Wird eine Persönlichkeit besiegt, kann sie als Trophäe zum Charakter gelegt werden. Wird eine andere Person auf diese Weise besiegt, wählt die siegende Person, ob die verlierende Person ein Leben, Geld oder Gegenstände abgeben oder ein Vertrauter in den Kampf geschickt werden muss. Auf diese Weise können sich Personen gegenseitig behindern, damit nicht jemand zu mächtig wird und den anderen davonrennt!

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Kämpfe an sich sind äußerst wichtig für den Verlauf des Spiels. Der Fokus liegt dabei auf den erhaltenen Trophäen-Karten. Diese können gesammelt und eingesetzt werden, um die eigenen Kampfwerte dauerhaft zu erhöhen und dadurch dem Ziel näher zu kommen. Ist man sich nämlich sicher, stark genug und ausreichend vorbereitet zu sein, kann man sich auf den Weg ins Zentrum begeben, um sich dem Endkampf zu stellen. Verliert man diesen Kampf, wird man ein ganzes Stück zurückgeworfen und muss den Weg erneut bestreiten (verliert jedoch keine Werte oder Gegenstände); im Fall eines Sieges, endet das Spiel und das Universum ist endlich frei oder hat einen neuen Herrscher (wie oben beschrieben ist die von der Charakterwahl abhängig).


Es fasziniert mich immer wieder, wie gut sich Brettspiele und ihre Mechaniken in einer sich so schnell veränderten Gesellschaft wie der unseren halten können. Sei es „Schach“, „Monopoly“, „Risiko“ oder eben „Talisman“ - manche Klassiker scheinen nicht untergehen zu wollen. „Talisman: SW“ zeigt ganz gut, warum das der Fall ist. Grundlegend ist „Talisman: SW“ im Kern das altbekannte „Talisman“, nur dass an ein paar Ecken und Enden ein wenig herumgeschraubt wurde (so werden Gegenstände zum Beispiel an einen neuen Charakter vererbt, sollte ein alter Charakter während des Spiels das zeitliche gesegnet haben, was den Spielverlauf ungemein beschleunigt und um einiges motivierender ist).

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Auch habe ich selten eine so gute Umsetzung eines Franchise in Brettspielform gesehen, da die Vorlage hier mit viel Respekt behandelt worden ist. Das ist allein schon an der Auswahl der Charaktere zu sehen. Egal aus welcher Fan-Generation man stammt, es gibt immer mindestens zwei Vertreter des eigenen Geschmacks. Fan der ersten Stunde? Luke und Darth Vader stehen bereit. Doch eher durch die Animationsserien auf das Franchise gestoßen? Dann greif Dir Asoka Tano oder den Großinquisitor. Ihr habt keine wirkliche Präferenz, wolltet aber schon immer mal einen Kampf zwischen Mace Windu und Kylo Ren sehen? Kein Problem. Den möglichen Kombinationen sind hier kaum Grenzen gesetzt.

Auch das Spielfeld ist gespickt mit unzähligen aus den Serien und Filmen bekannten Orten, die Fanherzen höher schlagen lassen. Die Kirsche auf der Sahnetorte ist das grafische Design. Hier ist es dem Spiel gelungen einen Artstil zu entwickeln, bei dem eigentlich reale Fotografien und animierte Personen auf den Charaktertableaus kaum zu unterscheiden sind. Da alle Charaktere den Anschein einer Zeichnung vermitteln, fällt es kaum auf, wenn Mace Windu (dargestellt von Samuel L. Jackson) neben einer eigentlich animierten Asoka Tano steht.

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Abgerundet wird das Ganze durch kleine individuelle Büsten aller verfügbarer Charaktere, die als Spielfiguren dienen und einem sehr hohen Qualitätsstandard entsprechen. Die Liebe zum Detail ist definitiv erwähnenswert.

Kommen wir jedoch zu einem Knackpunkt, den viele Spielgruppen haben könnten. Die Mechaniken von „Talisman“ sind ziemlich in die Jahre gekommen und das ist auch „Talisman: SW“ anzumerken. Würfeln, um sich zu bewegen, kein sich der Spielgruppengröße anpassendes Material, ein enorm hoher Glücksfaktor und eine Spieldauer, die bei schnellen Durchläufen zwischen 90 und 120 Minuten liegt, können das Gesamtbild stark trüben. „Talisman: SW“ ist damit eher ein Spiel, das sich für Spielgruppen anbietet, die gerne die alten Klassiker herausholen und sich nicht vor derartigen Dingen fürchten. Sind Spielgruppen solcher Systeme aber eher abgeneigt, könnte es kompliziert werden. Im Vergleich zu neuen Brettspiel-Veröffentlichungen fehlt es „Talisman: SW“ an Leichtigkeit, Spieltiefe und taktischen Möglichkeiten. Sehr viel hängt am Glück der spielenden Personen ab. Oh, Du möchtest als beginnender Sith auf Feld X? Dann musst Du mal hoffen, dass Du exakt die Zahl erwürfelst und anschließend keine Persönlichkeit ziehst, die mit Dir den Boden aufwischen würde.

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Es gibt nämlich keine Aufteilung des Begegnungsdeck in Regionen oder Charakterstärke, somit könnte als erste Karte direkt Yoda gezogen werden. Wenn Du Pech hast, ziehst Du eben nur Karten, die Du nicht besiegen kannst, während die anderen gegen Porgs, BB-8 oder andere kleine Padavane kämpfen und durchs Spiel rollen. Ok, die Wahrscheinlichkeit ausschließlich Begegnungen zu erhalten, die kaum zu bewältigen sind, ist nicht besonders hoch (da die Verteilung schon sehr divers ist), jedoch kommt dann noch eventuelles Würfelpech ins Spiel, was den Rest erledigen kann. Da das bei Spielen dieser Art schon immer normal war, ist es das eben auch hier. Es gibt kaum Möglichkeiten das Pech mit irgendwelchen Mechaniken auszugleichen, was insbesondere bei einem Spiel mit dieser Spieldauer stark ins Gewicht fallen kann.

So ganz erschließt sich mir die „Kenner“-Einschätzung des Spiels vom „Pegasus Spieleverlag“ auch nicht, da ich „Talisman: SW“ von seiner Komplexität mit Risiko und Monopoly gleichsetzen würde.

Um nun aber einen Schlussstrich zu ziehen, muss ich sagen, dass „Talisman: SW“ kein schlechtes Spiel ist. Insbesondere „Star Wars“-Fans können sich an den vielen Details und „Talisman“-Fans an der Treue zum Original erfreuen. Ich kann mir vorstellen, dass das Spiel sich sehr gut in jugendlichen Spielgruppen macht, die gerne ein „Star Wars“-Abenteuer erleben möchten und zeitgleich nicht zu viele Regeln beachten müssen. Spielgruppen, die aber ein Spiel mit viel Spieltiefe und gut ausbalancierten Mechaniken suchen, sollten hier vorsichtig sein. Stehen Spielgruppen Spielen wie „Monopoly“ oder anderen alten Klassikern eher kritisch gegenüber, sollten sie das Spiel vor einem Kauf mindestens einmal gespielt oder unterschiedliche Spiel-Videos geschaut haben.

 

Wertung zum spiel

 

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Tags: Roll to move, 2-6 Personen, push your luck, Wettrennen, 90-120 Minuten

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