Kinderspieltest | Zahlenstraße

Verfasst von Björn Stampfer am 21. Dezember 2022. Veröffentlicht in Brettspieltest

Egal ob Brot, Obst, Milch, Fleisch oder Fisch: Alles muss so schnell und frisch wie möglich geliefert werden. Wer kann seine Aufträge zuerst erfüllen und damit zum schnellsten Lieferdienst werden?

Darum geht es im Spiel

Jedes Kind erhält eine Startkarte mit Lieferwagen. Diese hat entweder den Wert 0 (Variante Addition) oder den Wert 51 (Variante Subtraktion).

Nun zieht jedes Kind per Zufall eine Häuser-Karte pro Farbe. Diese haben je einen individuellen Wert zwischen 1 und 50, wobei die Farben dafür sorgen, dass die Abstände zwischen den Karten überbrückbar bleiben.

Verfügen alle Kinder über zehn Karten, werden diese offen ausgelegt und das Spiel kann beginnen.

Im eigenen Zug werden alle drei Würfel geworfen. Mit diesen drei Werten muss nun versucht werden, möglichst viele Aufträge in aufsteigender (Addition) oder absteigender (Subtraktion) Hausnummern-Reihenfolge zu erfüllen. Hierbei muss immer von der letzten erreichten Zahl weitergerechnet werden.

Wurden alle nutzbaren Würfelwerte verwendet, ist das nächste Kind an der Reihe.

Wer zuerst alle zehn Häuser beliefern konnte, gewinnt das Spiel.

Kinderspiele, welche sich explizit als Lernspiele bezeichnen, begegne ich meist mit Skepsis. Meiner Erfahrung nach steht dort meist das Lernen dermaßen im Vordergrund, dass der eigentliche Hintergedanke – Lernen mit Spaß – viel zu wenig zur Geltung kommt.

Hier macht „Zahlenstraße“ in meinen Augen sehr viel richtig. Durch die toll illustrierten Karten und die wenigen Regeln können die Kinder schnell loslegen. Eine klare Grundmechanik (würfeln und alle nutzbaren Werte verwenden) und eine klare Zielsetzung (erreiche nacheinander alle deine Häuser-Karten) ergeben hier ein einfaches und für Kinder dennoch spannendes Würfelspiel.

Dabei wird das eigentliche Rechentraining den meisten Kindern gar nicht bewusst. Ohne den Eindruck eines Mathematik-Unterrichtes zu vermitteln trainieren die Kinder hier viele mathematische Grundkompetenzen.

Neben dem simultanen Erfassen der Würfelaugen müssen Start- und Zielzahl bedacht werden. Mit den vorhandenen Werten möchten die Kinder möglichst viele Häuser beliefern. Also wird nicht die erstbeste Lösung genutzt, sondern werden viele weitere Rechnungen im Kopf überprüft. Schließlich möchte niemand einen nutzbaren Würfel verschenken.

 Alle anderen Kinder am Tisch durchlaufen dieselben Denkprozesse, selbst wenn sie nicht am Zug sind. Sie sind daran interessiert herauszufinden, ob das andere Kind seine Aufträge erfüllen kann und eventuell damit in Führung gehen könnte. Dieser Effekt war in nahezu allen Testpartien erkennbar.

Ein weiterer Pluspunkt ist die Spieleranzahl. Bis zu fünf Kinder können am Spiel teilnehmen, was es zu einem tollen Spiel im Rahmen des Unterrichts macht. Aber auch mit zwei Kindern oder zuhause mit einer erwachsenen Person bereitet das Spiel Freude.

 Als kleine Kritikpunkte sehe ich die Kartenverteilung zu Beginn des Spiels und den Aufbau der Spielanleitung.

 Durch die Farbkodierung der einzelnen Abschnitte zwischen 0 und 51 wird ein stetiges Vorankommen aller Kinder gesichert. Dies ist sehr clever gelöst. Doch das Nehmen der zehn Karten in den zehn Farben durch die Kinder wirkte etwas sperrig und kostete in unseren Partien mehr Zeit als wünschenswert wäre.

 Die Spielanleitung versucht in der Übersicht gleichzeitig alle sieben vorhandenen Sprachen zu bedienen. Dazu bekommt jede Sprache nochmals eine eigene Seite mit reinem Text. Hier hätte ich mir eine übersichtliche Strukturierung gewünscht.

 Trotz dieser kleinen negativen Aspekte ist „Zahlenstraße“ für mich ein sehr gutes mathematisches Lernspiel für die Grundschule. Das Trainieren der Grundrechenarten Addition und Subtraktion wurde hier gekonnt in ein Spiel verpackt, welches den Kindern in erster Linie einfach Spaß macht.

 Meinerseits eine klare Empfehlung für alle Eltern mit Grundschulkindern und für Grundschul-Lehrkräfte!

Bilder zum Spiel

Tags: Mathematik, Lernspiel, Kinderspiel