Test | Merchants Cove - Die Erweiterungen - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel

Verfasst von Christian Backe am 05. April 2023. Veröffentlicht in Brettspieltest

Darf‘s noch etwas mehr sein?

„Merchants Cove“ ist ein sehr zugängliches asymmetrisches Spiel. Die Charaktere der vier Erweiterungen bleiben ebenfalls einstiegsfreundlich, ziehen in ihrer Komplexität im Vergleich zum Grundspiel merklich an. „Die Drachenzüchterin“ ist dabei noch am einfachsten gehalten. Das Weidenmanagement macht aber dennoch Spaß. Die Hoffnung die richtigen Futterkekse aus dem Beutel zu ziehen, ist immer ein Garant für freudiges Jauchzen und von Flüchen begleitete Resignation. Das anschließende Beseitigen der Drachenfladen erinnert unweigerlich an das Spiel „Steam Park“.

Nur ein wenig kniffliger als die Drachenzucht ist der Gastbetrieb. Der Zwerg trifft bei Zugbeginn die Entscheidung für eine Bettfarbe und lebt damit. Mit aller Macht setzt er sich für die ‚richtigen‘ Mehrheitsverhältnisse im Hafen ein, um am Ende des Tages volle Betten und zufriedene Stammkunden zu haben. Dabei produziert er geradezu mühelos Getränke. Besonders spannend ist er auch, da seine Stammgäste bei ihm bleiben und so nicht in den Beutel und in die Gildenhäuser zurückkehren. „Der Gastwirt“ stellt auch seine Konkurrenz vor Herausforderungen.

Schon ihr Regelheft ist etwas länger als die der Anderen. Da wundert es nicht, dass „Das Orakel“ etwas schwieriger für den Einstieg ist. Die Talismane in der Schale sind putzig anzuschauen, doch es dauert, bis man den Spielfluss der Hellseherin verinnerlicht hat. Zocken, Manipulieren und einzeichnen, machen diese Rolle aus. Waren sind relativ leicht zu produzieren und auf verschiedene Arten. „Das Orakel“ ist einfach auf einer ganz anderen Bewusstseinsebene.

Am Anspruchsvollsten, jedoch aus meiner Sicht am spannendsten, ist der Dieb. „Das Geheimversteck“ bringt zahlreiche Varianten für das normale Grundspiel mit sich und bietet obendrein noch einen spielbaren Charakter. Der Dieb stellt alles auf den Kopf. Die Schurken werden zu seinen Spielfiguren und nur mit ihnen kann er agieren. Korruptionskarten sind gut für ihn und statt auf die einfachen Symbole zu hoffen, fiebert der Dieb den Karten mit drei Symbolen entgegen. Mit jedem erhaltenen Gildensymbol steigt der Wert seiner Ware und am Schwarzmarkt lässt sich dann auch noch das meiste Geld damit machen. Anstatt Geheimnisse auszuplaudern, lässt sich der Dieb dafür bezahlen, sie zu vergessen. Praktisch zur Belohnung gibt es dann auch noch eine neue Korruptionskarte auf dem Schwarzmarkt. Nie war es so schön böse zu sein! Es ist allerdings schade, dass der Dieb keine richtige Miniatur und kein Tableau wie die anderen Charaktere bekommen hat.

Für alle, die bereits so viele Partien von Merchants Cove gespielt haben, dass sie jede Rolle bereits auswendig kennen und all jene, die eine größere Herausforderung suchen, sind die Erweiterungen von Merchants Cove gedacht. Wer auf die Frage: „Darf‘s ein bisschen mehr sein?“ sofort mit „Ja, Bitte!“ antworten möchte, sollte sich ruhig an die Erweiterungen wagen. Spätestens nach einer Lernpartie stellen auch Orakel und Dieb vom Ablauf keine Schwierigkeit mehr dar. Um auf dem Markt erfolgreich zu sein und die Konkurrenz hinter sich zu lassen wird es aber natürlich länger dauern.

Bilder zum Spiel

Tags: Roll-and-Write, Handeln, Worker Placement, Eurogame