Test | Familiar Tales
Es war eine ungemütliche Nacht. Dunkle Regenwolken zogen über den Himmel. Zauberer Merilius hatte es sich gerade in seinem kleinen bescheidenen Häuschen gemütlich gemacht, als plötzlich ein verzweifeltes Klopfen die friedliche Stille durchbrach. Vor seinem Haus stand eine Frau mit einem Baby im Arm, beide waren vom Regen durchnässt. Merilius bat die Frau herein, doch diese schüttelte nur den Kopf, drückte ihm das Baby in die Arme und bat ihn, sich um ihre Tochter zu kümmern. Unglück zog über das Land Prinzipalien, doch er selbst konnte sich im Moment nicht dieser Aufgabe widmen. Daher nahmen sich seine Vertrauten der Kleinen an und flüchteten mit ihr in ungewisse Abenteuer.
Das Spiel wurde uns kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf die Bewertung hat dies keinen Einfluss!
Das Schicksal von Prinzipalien
Zu Beginn wählen alle einen Charakter aus der Gruppe der Vertrauten aus. Diese besteht aus Klonk, einem Golem, Fünckchen, eine gute Fee, Gribbert, ein Frosch und Ermelyn ein Fuchsgeist. Jeder Charakter hat eine Miniatur, ein Start-Handkartendeck, einen Start-Gegenstand und ein eigenes Tableau, auf welchem die Lebenspunkte und Erfahrungspunkte dokumentiert werden. Zudem gibt es für die ganze Gruppe pro Akt eine Tagebuchseite für Notizen, Schlüsselwörter und Erfolge, bzw. Misserfolge. Auf der Tagebuchseite ist auch eine Karte von Prinzipalien, auf welcher der Weg der Gruppe markiert wird.
„Familiar Tales“ ist ein App basiertes Abenteuerspiel. Die App fungiert als Spielleiter und Geschichtenerzähler. Beim Auf- und Abbau des Kapitels kann die App, wenn gewünscht, unterstützen. Das aktuelle Kapitel wird durch eine Doppelseite im Ortsbuch dargestellt. Diese Seite wird aufgeschlagen und meist werden zu Beginn die vier Vertrauten auf den Startpunkt, der durch ein Fahnensymbol gekennzeichnet ist, gestellt.
Ziel eines Kapitels sind diverse Aufgaben, die gemeistert werden müssen. Meist kann ein Kapitel abgeschlossen werden, wenn sich alle vier Vertrauten und das Kind auf dem markierten Ausgangsfeld befinden und keine Feinde mehr im Spiel sind.
Wer am Zug ist, spielt Handkarten und führt so viele Aktionen wie gewünscht, bzw. wie möglich aus. Dies kann beispielsweise bewegen, sammeln oder kämpfen sein. Nach der Aktionsphase wird wieder auf fünf Handkarten aufgezogen und der nächste Vertraute ist am Zug. In Kapiteln mit Gegner kommen auch diese zwischendurch zum Zug und werden durch die App geleitet. Es wird so lange reihum gespielt, bis das Kapitelende erreicht ist.
Manche Felder sind mit Zahlen markiert. Dies bedeutet, dass hier ein Ereignis passiert. Durch die Eingabe dieser Zahl in die App, erfährt die Gruppe, was es mit diesem Ereignis auf sich hat. Dies können beispielsweise neue Aufgaben oder Texte sein, die die Geschichte voranbringen.
Durch das Erfüllen von Aufgaben oder durch das Besiegen von Gegnern erhalten die Charaktere Erfahrung, die investiert werden kann, um ihr Deck durch zusätzliche Karten zu verbessern, oder die eigene Hintergrundgeschichte voran zu bringen. Mit gesammelten Ressourcen können zudem Waffen und unterstützende Ausrüstungsgegenstände gekauft werden.
In „Familiar Tales“ müssen viele Proben durchgeführt werden, beispielsweise bei Kämpfen, Aufgaben, die Geschick benötigen oder beim Kümmern um das Kind. Bei einer Probe muss ein bestimmter Zahlenwert erreicht werden, um diese erfolgreich zu meistern. Dieser Zahlenwert wird durch das Ausspielen von Handkarten, unterstützende Handkarten von anderen Gruppenmitgliedern, ggf. Ausrüstungsgegenständen und einem Würfelwurf ermittelt. Je anspruchsvoller die Aktion oder der Gegner, desto höher der zu erreichende Probewert.
Ein besonderer Aspekt von „Familiar Tales“ ist, dass sich die Gruppe um das Kind kümmern muss, welches ihnen anvertraut wurde. Durch Ereignisse und die Dauer der Mission sinkt die Zufriedenheit des Kindes. Wer mit dem Kind auf dem gleichen Feld steht und am Zug ist, kann sich um dieses kümmern, um die Laune der Kleinen wieder zu heben. Dabei ist die nötige Aktion von der Stimmungslage des Kindes abhängig und reicht beispielsweise von füttern des Kinds, über trösten bis hin zum Aufwärmen auf einem Feld mit einem Feuer.
Einen wirklichen Solo-Modus gibt es nicht, da immer mit allen vier Charakteren gespielt werden muss. Im Solo-Modus gibt es hierfür dann allerdings nur ein großes Kartendeck für alle.
„Familiar Tales“ überzeugt durch ein schönes Design, schöne Miniaturen und einer charmant erzählten Geschichte. Zu Beginn haderten wir etwas mit der App, weil dies für uns relativ ungewohnt war und gerade zu Beginn viel Tippen erfordert. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase war das Steuern mit der App jedoch kein Problem mehr. Hier sei angemerkt, ohne App lässt sich „Familiar Tales“ nicht spielen.
Die App leitet das Spiel, führt durch die Geschichte und erklärt, wenn gewünscht, die Regeln. Die Texte sind professionell eingelesen und wirken wie ein unterhaltsames Hörspiel. Die Stimme und der Humor von Gribbert, dem Frosch, hat uns dabei besonders gefallen und immer wieder zum schmunzeln gebracht.
„Familiar Tales“ eignet sich für Gruppen und Familien, die sich in einem Fantasy-Setting wohlfühlen. Wir selbst spielen mit unserem elfjährigen Sohn. Am Ende eines Kapitels fragt die App: Wollt ihr weiterspielen oder das Spiel vorerst wegpacken? Am liebsten würde unser Sohn dann immer gleich ins nächste Kapitel starten. Andererseits eignen sich diese Stellen auch wunderbar, um das Spiel zu unterbrechen und bis zur nächsten Partie in die Schachtel einzupacken. Der Auf- und Abbau ist moderat und nimmt nicht zu viel Zeit in Anspruch.
Die Kapitel dauern unterschiedlich lange, jedoch haben wir nie länger als 60 Minuten für ein Kapitel gebraucht. Bei drei Akten mit je mindestens 15 Kapiteln kommt einiges an Spielzeit zusammen.
„Familiar Tales“ ist wie eine kleine Serie, in der wir mit den Vertrauten mitfiebern, mit ihnen das Abenteuer durchleben. Zudem können wir diese individuell ausstatten und entwickeln. Insbesondere das kleine Mädchen wächst uns ans Herz. Ihr Schicksal liegt in unseren Händen, wir sehen sie aufwachsen und können ihre Entwicklung beeinflussen. Dies ist auch ein besonderer Spielaspekt, wir müssen das Wohlergehen des Mädchens im Auge behalten und uns gegebenenfalls dafür entscheiden, eine unsere Aktionen zu nutzen, um uns um das kleine Mädchen zu kümmern.
Während der Geschichte müssen immer wieder Entscheidungen getroffen werden, welche mit Stichwörtern notiert werden und später Einfluss auf das Spielgeschehen haben. Dadurch ist es auch möglich, „Familiar Tales“ weitere Male zu spielen, aber die Grundzüge der Geschichte sind dann natürlich schon bekannt.
Auch wenn die Abenteuer nicht besonders anspruchsvoll oder abwechselnd sind und das erfolgreiche Beenden eines Kapitels eher selten in Gefahr war, so lebt das Spiel von der gut erzählten Geschichte und der überzeugenden Mischung aus kooperativen Fantasy-Abenteuer, mit Deckbuilding-Element und Charakter-Entwicklung. Wen das Thema anspricht, wird mit „Familiar Tales“ viele Stunden gut unterhalten.
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Tags: Kampagne, Abenteuer, Kooperativ, Deckbauspiel