Test | Vudulhu

Verfasst von Christian Backe am 30. März 2024. Veröffentlicht in Brettspieltest

Du bist gesegnet, denn du bist Anhänger des besten Großen Alten, den sich ein Kultist nur wünschen kann. Dummerweise gibt es da noch die anderen Kultisten am Tisch, die obendrein anderen kosmischen Monstern huldigen und sich ihrerseits für die absoluten Könige halten. Ein gezielter Fluch sollte sie aber in ihre Schranken weisen. Jetzt gilt es nur noch die richtigen Paraphernalia zu besorgen und schon kann es losgehen. Die Mitspielenden haben allerdings denselben Plan. Unbeschadet wird niemand „Vudulhu“ gewinnen können…

Das Spiel wurde gekauft. Auf die Wertung hat dies keinen Einfluss!

Ich verfluche dich!

Eine Partie „Vudulhu“ ist gewonnen, sobald jemand 13 Fluchpunkte gesammelt hat. Diese Punkte gibt es zum einen für das Verfluchen der anderen Mitspielenden und zum Anderen, wenn die verfluchte Person diesen Fluch brechen sollte, indem sie dessen Bedingungen nicht mehr einhält.

Mit einer Fluchkarte auf der Hand beginnen bis zu 6 Personen das Spiel. Wer am Zug ist, erhält dazu die kleine Cthulhu-Voodoopuppe und 5 Zutatenwürfel. Jeder Fluch benötigt bestimmte Zutaten, um ausgesprochen zu werden, und genau diese gilt es zu erwürfeln. Selbstverständlich können einzelne oder auch alle Würfel erneut geworfen werden. Für jeden neuen Wurf muss allerdings ein Würfel abgelegt werden. Er steht im aktuellen Zug nicht mehr zur Verfügung. Es ist aber jederzeit möglich, für zwei beliebige Zutaten eine neue Fluch- oder Artefaktkarte zu ziehen und so die Chancen für den nächsten Zug zu verbessern. Und schließlich ist etwas Auswahl im Fluchgeschäft doch immer wünschenswert.

Sind die richtigen Zutaten beisammen, darf geflucht werden. Das Opfer muss die Bedingungen auf der Fluchkarte ab sofort einhalten, und die verursachende Person bekommt Punkte. Beide Seiten müssen sich merken, wer mit welchem Fluch belegt wurde, denn sollte der Fluch gebrochen und dies vom Urheber bemerkt werden, regnet es erneut wertvolle Fluchpunkte. Zum Glück kann niemand zweimal hintereinander Opfer eines Fluchs sein.

Erreicht oder überschreitet jemand ein Totenkopffeld auf der Punkteleiste, so muss diese Person eine Karte vom Stapel der großen Alten ziehen, ohne sie aufzudecken. Sie stellt eine Art dauerhaften Fluch dar, der durch Nichteinhaltung sogar noch schlimmer wird. Die Festungsfelder auf der Leiste sorgen für einen Schauplatzwechsel. Jeder Ort stellt andere Bedingungen an die Mitspielenden, die bei Nichteinhaltung Punkte für alle anderen bringen. Passend zum Namensgeber sind dies natürlich Orte aus dem Cthulhu-Mythos von H.P. Lovecraft.

Witziger Familienhorror

Ursprünglich auch auf Deutsch als „Vudu“ erschienen und im Ausland mit zahlreichen kleinen Erweiterungen versehen, stellt „Vudulhu“ nun eine eigenständige Erweiterung dar. Es lässt sich also in Kombination mit anderen Teilen der Reihe oder völlig alleine spielen. Angesiedelt im Kosmos von H.P. Lovecraft und seinen zahlreichen literarischen Schöpfungen des kosmischen Horrors, ist „Vudulhu“ eine Hommage daran. Auch ohne Sachkenntnis lässt sich eine Partie genießen. Die Zeichnungen sind in lustigem Comicstil gehalten und einfach niedlich. Da es ursprünglich in der Reihe um Voodoo ging, handelt es sich bei den Darstellungen immer um Voodoopuppen. Da wird aus dem gewaltigen, unförmigen Yog-Sothoth einfach ein Haufen Wollknäuel mit Augen drauf. Plüsch-Cthulhus sind weltweit beliebt. Die Illustrationen in „Vudulhu“ sind also einfach nur der nächste logische Schritt und trotzdem wahnsinnig charmant.

Spielerisch ist „Vudulhu“ ein Familien- bzw. Partyspiel. Die Regeln sind simpel, der Spaß ist allerdings enorm! Die zahlreichen Flüche erschweren es den Mitspielenden zusehends weiterzuspielen und sind gleichzeitig unheimlich lustig anzusehen. Der Anblick eines Mitspielenden, der verzweifelt versucht, die Würfel zu werfen, während er die Ellenbogen am Körper angelegt halten und mit dem Rücken zum Tisch sitzen muss, während sich zeitgleich eine andere Person darüber beschwert, dass sie das alles viel besser machen würde, ist einfach zum Lachen. Jeder Fluch ist für sich genommen meist lächerlich, in Summe stellen sie aber teilweise unüberwindbare Hindernisse dar. Flüche zu brechen wäre leicht, aber durch den kleinen Kniff, dass dies dem Urheber oder der Urheberin weitere Siegpunkte einbringt, sind alle bestrebt, den ganzen Quatsch einzuhalten. Wobei es nur Punkte gibt, wenn das Brechen auch bemerkt wird.

Abseits der Person H.P. Lovecrafts, die man völlig zurecht kritisch sehen sollte, gibt es für mich nur zwei Kritikpunkte an „Vudulhu“. Ich würde mir wirklich mehr Orte, Flüche und Artefakte für das Spiel wünschen. Wie schon sein Vorgänger „Vudu“, schreit dieses Spiel geradezu nach einer Erweiterung. Denn jede Karte macht das Spiel witziger und bietet neue Kombinationen an Flüchen mit lustigen Illustrationen und Anspielungen auf die literarische Vorlage. Und zweitens braucht es eine deutsche Ausgabe. „Vudu“ und „Vudulhu“ sind meines Erachtens zeitlose Klassiker der Familienunterhaltung, und es ist schade, dass es für den deutschen Markt nur noch gebrauchte Exemplare gibt. Auch wenn die Sprachbarriere nicht mehr so hoch ist, wäre eine deutsche Ausgabe ungleich zugänglicher. Als Fachhändler habe ich „Vudu“ immer gern empfohlen und zähle es selbst zu meinen liebsten Partyspielen, wenn die Runde dazu passt.

Denn „Vudulhu“ ist keinesfalls für alle geeignet. Wer sich nicht auch mal lächerlich verhalten kann und sich nicht zum „Horst“ machen möchte, sollte tunlichst die Finger von diesem Spiel lassen. Und ganz typisch für ein Partyspiel, geht es weniger darum, effizient Punkte zu machen oder so schnell wie möglich fertig zu werden, sondern darum, eine gute Zeit mit den Menschen am Spieltisch zu haben. Im Spielverlauf wird man alberne Dinge tun und sagen, weil die Flüche einen dazu zwingen. Wer das zulassen oder sogar genießen kann, wird in jeder Partie herzlich lachen können. Vielleicht sogar über sich selbst.

Bilder zum Spiel

Tags: 3-6 Personen, Partyspiel, Familienspiel, Würfelspiel