Test // Beer Empire

Test // Beer Empire

Auf die Fässer, fertig, brauen! Richtig, in Filip Glowazc‘ und Ireneusz Huzcza „Beer Empire“ können sich ab sofort 2-4 Bierbrauenthusiasten, Möchtegernconnaisseurs oder Zapfhahnfrischlinge in der Braukunst messen. Anders als beim Konsum, ist die Produktion der Gerstengetränke bereits ab 12 Jahren empfohlen. Das 2016 bei Board & Dice erschienene Brettspiel simuliert dabei in ein bis zwei Stunden langen Partien alles von Zutatenwahl über Flaschen bis hin zur Vermarktung der Biere. Wem das Bierbrauspiel schmecken könnte und wer besser die Finger davon lässt verrät folgender Test.

 

Bierbrauen für Anfänger – So funktioniert es

beer empire14Zunächst wird das Spielbrett samt Kritikern, Festival- und Marktbereich sowie spielereigenen Brauereien ordnungsgemäß aufgebaut. Wie unsere Fotos zeigen, kommen dabei eine Menge Einzelteile zur Geltung. Sind alle Plättchen, Tafeln und Symbole entsprechend an Ort und Stelle, kann die Braukunst beginnen. In Beer Empire werden nacheinander die fünf Phasen einer Runde bearbeitet. Nach sieben Runden gewinnt derjenige Spieler, der bis dahin die meisten Braupunkte erwirtschaftet hat. 

In der ersten Phase, auch Brauerei-Phase genannt, legen oder verschieben SpielerInnen zeitgleich ihre Ressourcenplättchen, aus welchen später ihre Biere entstehen. Reihum werden nun die Rohstoffe zu Erfrischungsgetränken verarbeitet. Dabei gilt besonderes Augenmerk den Eigenschaften der Biere und den Interessen des Marktes. Brauen SpielerInnen Biere, die gerade besonders gefragt sind, so erhalten sie Bonuspunkte – umgekehrt wird derjenige der am Markt vorbei braut auch bestraft. Anschließend können sich SpielerInnen optional beim Bierfest präsentieren.  

Wie auf jedem guten Bierfest werden die Getränke hier genau unter die Lupe genommen. Wer sich beim Bierfest bewährt kann sich nicht nur über zusätzliche Punkte, sondern auch über besondere Belohnungen wie einen weiteren Mitarbeiter freuen. Ist das Fest vorüber, werden die Kritiker und Trends gewechselt – so kommt frischer Wind in die Industrie.

In der Markphase werden abhängig vom Erfolg der BrauerInnen die Plättchen verarbeitet und ausgetauscht. Außerdem werden durch ein verdecktes Gebot die Marktführer geprüft.

In der vierten Rundenphase ziehen Spieler der Reihe nach Ressourcen bis sie passen oder ihr Lager gefüllt ist. Hier können BrauerInnen die wertvollen Rohstoffe für die nächste Kiste Trendbier ergattern.

In der letzten Phase einer Runde wird ebenfalls die nächste Runde vorbereitet. Hier setzen SpielerInnen strategisch ihre Arbeiter, um die richtigen Ressourcen am effektivsten in schmackhafte Biere umzuwandeln.

Wer mit Ablauf der Runden die meisten Braukunst-Punkte gesammelt hat, darf sich fortan das König der Biere nennen lassen.  

Die Zutaten unter der Lupe – Was taugen Material und Gestaltung?

Wer gerne ausstanzt wird in Beer Empire seinen Freund finden – wer ein Kleinkind ist (oder hat) vielleicht eher weniger. Denn Beer Empire kommt mit unzähligen kleinen Tafeln, Plättchen und Kärtchen. Diese sind alle aus dicker Pappe und kräftig bemalt und verleihen dem Spiel so einen hochwertigen Eindruck. Gleiches gilt für die Kiste selbst und den Spielplan. Grafiker Pawel Niziolek hat bei der Gestaltung offenbar keine Mühe gescheut, allerdings hätte uns im Test ein dezenteres Design besser gefallen: Die Farben wirken sehr knallig und in der Masse unübersichtlich. Einige Plättchen, wie beispielsweise die Eigenschaftsmarker für Geschmack, Aroma und Farbe sind einander außerdem unnötig ähnlich und sorgen so bei SpielerInnen für Verwirrung. Auch die Anleitung fällt beim Test negativ auf. Diese ist besonders lang und dennoch besonders unverständlich, was bei Lesern wie Zuhörern für Frust sorgen kann. Beer Empire ist somit kein Spiel für einen schnellen Start.     

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Lange Rede kurzer Sinn… Schmeckt’s denn?

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Bei Beer Empire wurde ganz klar zuerst an das Thema gedacht und im Anschluss an die Mechanik. Das ist an sich nicht verkehrt, viele Spiele haben ein besonders ausgeprägtes Thema: Man denke an „This War of Mine“, „Terraforming Mars“ oder die jüngste Nominierung zum Spiel des Jahres „Flügelschlag“. Dennoch war ich skeptisch ob sich das Thema „Bier“ für ein richtiges Spiel eignet oder eher eine Laufkundschaft anspricht – ähnlich wie Bier-Eis ein Verkaufshit sein könnte, ohne dabei besonders leckere Eiscreme zu sein. Eines muss man den Autoren aber lassen, das Thema haben sie umfassend in das Spiel integriert und so erfolgreich ins Zentrum gestellt.

Was taugt aber die Mechanik rund um das Spiel? Beer Empire versucht Vieles zu einer umfassenden Brausimulation zu vereinen: Verdecktes Bieten, strategisches Worker-Placement, Glückselemente, Entscheidungen zwischen kurz- oder langfristigen Vorteilen... Das hört sich für Liebhaber komplexer Spiele mit einem Herz für Hopfengetränke bestens an. Leider spielt sich Beer Empire etwas holprig. Die unübersichtliche Gestaltung sorgt dafür, dass SpielerInnen regelmäßig wieder in der Anleitung nachschlagen müssen. Leider ist diese wenig hilfreich. Und so wurden unsere ersten Partien zu einer Geduldsprobe. Hat man sich erst einmal eingearbeitet, entfaltet Beer Empire durchaus seine Komplexität.

Für Bierenthusiasten mit langem Atem einen Blick wert – Gelegenheitsspieler sollten eher die Finger von Beer Empire lassen.

 

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Bilder vom Spiel

 

Tags: Bier, Worker Placement, 2-4 Spieler, Strategie

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