TEST // TAIWAN
Taiwan erlebte nach dem zweiten Weltkrieg durch geschickte Regierungsreformen ein beispielloses Wirtschaftswachstum, das sogenannte Taiwan-Wunder. Die Technologie und Industrie schritten voran und die Städte wuchsen. Die Infrastruktur wurde ausgebaut, Städteplaner waren sehr gefragt und hoch angesehen.
In Taiwan haben nun 2-5 SpielerInnen die Möglichkeit, am Taiwan-Wunder teilzuhaben und der einflussreichste Städteentwickler Taiwans zu werden.
Das Rezensionsexemplar wurde regulär von uns erworben.
Spielablauf
Die SpielerInnen bauen Gebäude und Wahrzeichen in den verschiedenen Regionen Taiwans. Sie ernten dadurch Vorteile für das weitere Spiel sowie Ansehen innerhalb der Bevölkerung und der Regierung.
Ziel ist es, durch geschicktes Bau- und Ressourcenmanagement die meisten Siegpunkte zu erwerben.
Zum Spielaufbau wird das Spielbrett in die Mitte gelegt. Es wird zufällig bestimmt, welche Gebäude für dieses Spiel zum Bau zur Verfügung stehen. Außerdem werden die Karten mit Sehenswürdigkeiten gemischt und auf ihren vorgesehenen Platz auf dem Spielplan gelegt.
Jeder Spieler erhält sein Spieler-Tableau, alle dazugehörigen Holzmarker und etwas Startkapital.
Die Würfel und die Ressourcen-, Arbeiter- und Geldmarker werden als allgemeiner Vorrat neben dem Spielplan bereit gelegt.
Danach läuft das Spiel in mehreren Phasen ab.
Die SpielerInnen führen jeweils, beginnend mit dem Startspieler, folgende Phasen aus:
Würfelphase: Um an Ressourcen, Händler und Arbeiter zu kommen, werden mit entsprechenden Symbolen gravierte Würfel geworfen. Zwei dürfen in jeder Runde kostenlos gewürfelt werden. Für zusätzliche Würfel muss jeweils fünf Geld ausgegeben werden. Insgesamt können höchstens sieben geworfen werden.
Nach dem Würfeln nimmt sich der Spieler gemäß den geworfenen Symbolen Ressourcen, Händler und Arbeiter. Ressourcen und Arbeiter werden zum Erwerb von Bauwerken benötigt, mit Händlern kann effizienter getauscht werden.
Aktionsphase: In dieser Phase können die folgenden Aktionen beliebig oft und in gewünschter Reihenfolge durchgeführt werden:
- Eine Gebäudekarte kaufen: Für die auf der Karte abgedruckten Kosten und einen Arbeiter kann eine Gebäudekarte gekauft werden. Gebäude bringen Siegpunkte und nützliche Effekte für das weitere Spiel. Wird eine Gebäudekarte gekauft, ist dieses aber noch nicht automatisch gebaut, sondern muss erst einmal auf die Bauleiste, die sich auf den Spieler-Tableaus befindet, gelegt werden.
- Eine Sehenswürdigkeit kaufen: Sehenswürdigkeiten kaufen sich gleich wie Gebäude. Auch hier werden die entsprechenden Ressourcen und je ein Arbeiter benötigt. Sie unterscheiden sich von Gebäuden hauptsächlich dadurch, dass die SpielerInnen mit ihnen, statt Effekte fürs weitere Spiel, Einfluss in den Regionen Taiwans auf dem Spielbrett gewinnen. Dieser Einfluss bringt in der Schlusswertung zusätzliche Siegpunkte.
- Ressourcen tauschen: Wird diese Aktion gewählt, können beliebig viele Ressourcen, Münzen, Arbeiter oder Händler entsprechend einer Umrechnungstabelle getauscht werden.
- Überstunden machen: Mit je einem Arbeiter und zwei Münzen können Gebäude auf der Bauleiste um einen Platz nach recht verschoben werden, dadurch wird der Bauprozess beschleunigt.
- Eine Spende fürs Allgemeinwohl: Mit Spenden erwerben die SpielerInnen, im Tausch gegen Münzen, Einfluss in den verschiedenen Regionen Taiwans.
Bauphase: Alle noch nicht fertigen Gebäude/Sehenswürdigkeit werden auf der Bauleiste um einen Platz nach rechts bewegt.
Liegt eine Karte ganz rechts auf der Bauleiste, wird das abgebildete Bauwerk fertiggestellt. Der Spieler erhält die auf der Karte abgedruckte Belohnung und der Karteneffekt tritt ab sofort in Kraft.
Einkommensphase: Jeder Spieler erhält 15 Münzen und eventuelle Boni durch Gebäudekarten.
Aufräumphase: Es besteht ein Ressourcenlimit. Sollten sich mehr als 5 Ressourcen im Vorrat eines Spielers befinden, müssen die überschüssigen in den allgemeinen Vorrat zurückgegeben werden.
Ebenso müssen alle Arbeiter und Händler abgegeben werden und der Startspieler wechselt im Uhrzeigersinn.
Diese Phasen werden wiederholt, bis eine bestimmte Anzahl (abhängig von der Spielerzahl) an Kartenstapeln (Gebäude oder Sehenswürdigkeiten) aufgebraucht wurde.
Am Spielende findet eine Abschlusswertung statt:
Für unvollendete Gebäude gibt es, je nach Fortschritt auf der Bauleiste, einen Abzug an Siegpunkten.
Fertiggestellte Gebäude bringen in manchen Fällen zusätzliche Siegpunkte.
SpielerInnen, die in den Regionen den meisten oder zweitmeisten Einfluss gewonnen haben, erhalten zusätzliche Siegpunkte. Die Höhe dieser Siegpunkte ist abhängig von der Anzahl an platzierten Spielermarkern in der entsprechenden Region.
Spielmaterial
Das Spielmaterial ist sehr hochwertig produziert. Die Marker und Spielbretter sind aus stabiler, dicker Pappe. Auch die gravierten Würfel sind von sehr guter Qualität. Die Illustrationen auf den Karten sind sehr schön. Das Spielbrett ist etwas detailarm gestaltet, erfüllt aber seinen Zweck. Ich persönlich finde es etwas langweilig. Die Schachtel zeigt mit dem Taipei Financial Center ein Wahrzeichen Taiwans und passt gut zum Thema.
Einen Startspielermarker habe ich vergeblich gesucht.
Meine Anleitung war fehlerhaft zusammengeheftet. Sie wechselte Seite zu Seite von englisch auf taiwanesisch und war daher sehr unübersichtlich. Einige Angaben waren auch sehr unpräzise und ließen Platz für Interpretationen. Es war von Vorteil, dass das Spiel an sich keinen sehr komplexen Ablauf hat.
Ich habe mich sehr darauf gefreut, die Rolle eines strategischen Städteplaners zu übernehmen. Leider erwies sich das Spiel als weniger strategisch als es zunächst den Anschein erweckt hat. Was ich mache, wird zu sehr von meinem Würfelergebnis diktiert. Ich versuche nicht, bestimmte Ressourcen zu ergattern, um mir bestimmte Gebäude zu kaufen, die ich gerne hätte, sondern baue die Gebäude, die ich mir nach meinem Würfelergebnis leisten kann.
Sparen auf das gewünschte Gebäude lohnte sich leider auch nicht, da am Ende der Runde ein Ressourcenlimit von maximal fünf greift und außerdem alle Arbeiter und Händler abgeben werden müssen. Strategisches Handeln ist somit nur sehr begrenzt möglich. Den Glücksfaktor schätze ich durch den Würfelmechanismus als sehr hoch ein. Wenn ich in dieser Runde keinen Arbeiter würfle, muss ich mir einen teuer ertauschen oder ich kann in dieser Runde keine Gebäude bauen. Dadurch kann das Spiel schon sehr frustrierend sein.
Gut gefallen hat mir, dass der Spielverlauf sehr schnell verinnerlicht werden kann. Die Regeln sind einfach und auch schnell erklärt. Die Symbole sind hilfreich und auf den Spieler-Tableaus ist der Rundenablauf übersichtlich abgedruckt. Die Wartezeit für die SpielerInnen ist recht gering, da alle Aktionen schnell durchgeführt sind.
Die Interaktion unter den Spielenden beschränkt sich hauptsächlich auf den Kampf um den Einfluss in den Regionen. Außerdem gibt es Karteneffekte, mit denen MitspielerInnen geärgert werden können. Handel untereinander ist nicht möglich.
Ich empfehle Taiwan SpielerInnen, die sich eine nicht allzu komplexe Städtebausimulation wünschen und sich dabei nicht an den limitierten strategischen Möglichkeiten stören.
Bilder vom Spiel
Tags: Asien, 50-60 Minuten, Würfelspiel, 2-5 Spieler, Strategie