TEST // MARVEL UNITED

Verfasst von Jan Maguna am 22. Februar 2021. Veröffentlicht in Brettspieltest

New York wird angegriffen. Ein finsterer Schurke ist gerade dabei, seinen Masterplan in die Tat umzusetzen, und verbreitet Angst und Schrecken unter der Bevölkerung. Zum Glück haben sich einige Helden in ihre Spandexanzüge gezwängt und versuchen dem Treiben Einhalt zu gebieten. Mit dabei sind Marvel Stars wie Hulk, Iron Man oder Captain America. Gemeinsam versuchen diese knuffigen Kerlchen einmal wieder die Welt zu retten.

Wir haben MARVEL UNITED selbst gekauft.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!

WICHTIGER HINWEIS: Die Miniaturen sind von unserem Redakteur koloriert worden und werden so nicht ausgeliefert.  

Worum geht es in dem Spiel?

MARVEL UNITED ist ein kooperatives Spiel, in dem die Spieler die Rolle eines von sieben verschiedenen Helden des Marvel-Universums einnehmen. Gemeinsam treten sie gegen einen von drei Schurken an, welche alle ihre eigenen Sonderregeln mitbringen.

Ziel des Spiels ist es, dem Schurken das Handwerk zu legen, bevor er die letzte Masterplankarte zieht. Dazu müssen die Spieler erst einmal Missionen beenden, um letztendlich gegen den Schurken zu kämpfen. Die Missionen sind immer die gleichen: Rette neun Zivilisten, besiege neun Verbrecher und beseitige vier Bedrohungen. Zwei der Missionen reichen, um gegen den Schurken antreten zu können.

Das Spielfeld besteht aus dem Schurkentableau mit der Karte des ausgewählten Schurken, welches mittig platziert wird. Um das Schurkentableau werden sechs Ortskarten ausgelegt und mit Bedrohungen versehen, welche ebenfalls schurkenspezifisch sind. Jeder Spieler wählt einen Helden aus und erhält die dazugehörige Spielfigur und ein individuelles Kartendeck. Natürlich unterscheiden sich die Heldendecks in ihren Fähigkeiten. Die Masterplankarten des Schurken werden gemischt, alle Figuren werden auf die Orte gestellt und dann und kann es losgehen.

Das Spiel beginnt immer mit einem Schurkenzug, indem eine Karte des Masterplans aufgedeckt wird. Diese zeigt an, ob sich der Schurke bewegt, ob er neue Verbrecher oder Zivilisten auf den Plan bringt oder alle Bam!-Effekte aktiviert, welche den Schurken in seinem Plan voranbringen.

Dann ist der erste Spieler am Zug, legt eine seiner Handkarten hinter die Masterplankarte und führt deren Aktionen aus.

Es gibt nur vier Symbole auf den Heldenkarten: Bewegen, Angriff, Heldentat und einen Joker. Bewegt werden kann sich nur zu einem benachbarten Ort. Ein Angriff besiegt einen Verbrecher oder fügt dem Schurken und seinen Handlangern Schaden zu. Eine Heldentat rettet entweder einen Zivilisten oder sorgt dafür, dass die Bedrohungen an den Orten verschwinden.

Dann ist der nächste Spieler am Zug und legt seine Karte hinter die Karte des letzten Spielers und führt seine Aktionen plus die Aktionen der vorherigen Heldenkarte aus. So können sich die Spieler untereinander unterstützen. Aktionen und heldenspezifische Effekte können in beliebiger Reihenfolge ausgeführt werden, was etwas Planung erfordert.

Nach drei Heldenzügen wird die nächste Masterplankarte aufgedeckt und das Spiel geht solange weiter, bis entweder der Schurke besiegt wurde oder er seinen bösen Masterplan verwirklichen konnte.

Spielmaterial

In der Schachtel befinden sich 8 große Ortskarten, 1 Einsatzplan, 3 Schurkentableaus, 157 Marker, 141 Karten, die Anleitung und 10 sehr detaillierte Miniaturen in der gewohnten CMON-Qualität. Deren Qualität hebt sich etwas vom Rest des Materials ab, denn die Tableaus sowie alle Karten sind aus Papier.

Die Anleitung ist super und enthält für alles grafische Beispiele. Auf der Rückseite befindet sich eine zusammenfassende Kurzübersicht.

Ich bin weder ein Marvel-Fan noch mag ich Chibis besonders. Ehrlich gesagt habe ich eine Lizenzgurke erwartet. Aber ich sollte mich irren.

Das Spiel ist ziemlich simpel gehalten. Im Grunde gibt es ja nur drei Aktionen. Die Heldendecks unterscheiden sich zwar, aber nicht sehr stark. Das senkt die Einstiegshürde gewaltig. Die süße Aufmachung mit den niedlichen Figürchen entspricht dabei vollkommen dem Charakter des Spiels: knallharte und zuckersüße Action mit niedlichen Superhelden.

Jeder Held hat drei besondere Karten, welche jeweils deren besonderen Fähigkeiten widerspiegeln. Captain America ist ein Anführertyp und kann Jokermarker an die anderen Spieler verteilen, welche hier thematisch als eine Art Befehl interpretiert werden können. Ant-Man kann schrumpfen, um unverwundbar zu werden, und dann wieder wachsen, um aus dem Nichts viel Schaden auszuteilen. Hier bilden die Regeln die Thematik sehr gut ab. Allerdings kommen mir die besonderen Fähigkeiten zu sehr begrenzt vor. Drei von zwölf Karten haben Fertigkeiten, bei den anderen ist kaum zu unterscheiden, ob sie zu Hulk oder Wasp gehören. Und bei einigen Charakteren ist es auch noch dreimal dieselbe besondere Karte.

Das positive daran ist, dass es dadurch sehr übersichtlich bleibt. Trotz der kniffligen Aufgabe, die ein kooperatives Spiel ja auch bieten sollte, gehen die Züge flott vonstatten und das Geschehen verliert nie an Fahrt. So gibt es keine langweiligen Momente und das Spiel bleibt dem rasanten Plot eines Comics treu. Die unvorhersehbaren Aktionen der Masterplankarten frischen die Situationen immer wieder auf. Durch die actionreiche Atmosphäre und die kurze Spieldauer kommt sofort Lust auf, es noch einmal zu versuchen.

Die Mechanik, durch welche die Spieler zusammenarbeiten, macht wirklich Spaß. Durch das Mitnutzen der Karten der anderen fühlt es sich an, als würden alle Helden als wirklich gutes Team zusammenarbeiten. Dem nächsten Spieler durch den eigenen Doppeljoker eine Vorlage zu geben, ergibt ein Zusammenspiel, bei dem alle mitfiebern und ein Interesse daran haben, sich einzubringen.

Dem Spiel liegen drei Herausforderungskarten bei, welche allesamt fordern, die Jokerkarten aus den Decks zu entfernen. An dieser Stelle wäre ein wenig mehr Varianz vielleicht nicht schlecht gewesen. Ansonsten sorgen die verschiedenen Schurken für Abwechslung, denn diese funktionieren doch sehr unterschiedlich.

Meine erste Partie hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich das Spiel weiter erkunden und alle Helden und Schurken einmal ausprobieren wollte. Auch wenn sie sich nicht so groß unterscheiden, gibt es doch einen Anreiz, die Harmonie zwischen den verschiedenen Heldenkonstellationen zu erforschen.

Aber ist das getan, kehrt sich die Zugänglichkeit ins negative und die überschaubaren Aktionsmöglichkeiten kommen einem schnell zu wenig vor.

Nach ein paar Partien schreit das Spiel nach Erweiterungen. Vor allem nach neuen Schurken, da diese am meisten Varianz mitbringen. Da helfen einem auch keine Herausforderungskarten. Ich gehe aber davon aus, dass ASMODEE nach und nach noch weitere Helden- und Schurkenpacks veröffentlichen wird.

Zunächst einmal möchte ich klarstellen, dass ich kein Freund von Marvel Filmen bin. Dennoch werde ich versuchen, das Spiel MARVEL UNITED möglichst objektiv zu rezensieren.

Ich beginne beim Artwork und der Gestaltung des Spiels. Zunächst fällt der sogenannte Chibi Style auf, welcher dem Spiel übergestülpt worden ist. Große Köpfe, kleine Körper und alles ein wenig verniedlicht. Das Artwork findet sich auf dem Cover und dem Spielmaterial wieder. Mir persönlich gefällt es überhaupt nicht, kann aber verstehen, dass einigen gerade dieser Look gefällt.

Das Spiel besticht durch ein wirklich gut gelungenes Inlay und tolles Material. Die Tokens sind aus dicker Pappe gefertigt, die Spielplanteile sind solide und die Miniaturen sind von ausgesprochen guter Qualität. Letztere machen einen wirklich guten Eindruck, da sie dynamische und individuelle Posen einnehmen, eine schöne Größe haben, gut in der Hand liegen und die Bases mitmodelliert worden sind.

Die Anleitung ist gut geschrieben und beinhaltet viele Bilder, Beispiele und Erklärungen, sodass MARVEL UNITED schnell verständlich wird und leicht zu erklären ist. Leider bedingt dieser positive Aspekt auch die größte Schwäche des Spiels, denn MARVEL UNITED ist einfach zu simpel. Die Spielmechaniken sind sehr repetitiv, wodurch wenig taktische Tiefe aufkommt. Meist müssen die Spieler sich zwischen 2-3 Karten entscheiden und die Aktionen ausführen, was auf Dauer zu gähnender Langeweile führen kann. Immerhin kann dadurch ein guter Spielfluss mit wenig Downtime aufkommen.

Darüber hinaus beinhaltet das Spiel lediglich 3 Bösewichte und 7 Helden. Keiner der Helden besitzt charakteristische Fähigkeiten und ob und inwieweit die 3 Bösewichte die Spieler bei der Stange halten können, muss jeder selbst entscheiden. Ich gehe aber davon aus, dass MARVEL UNITED nicht mehr angefasst wird, sobald jeder Bösewicht einmal besiegt wurde. Der Wiederspielwert ist also, trotz modularem Aufbau, sehr gering.

Abschließend möchte ich sagen, dass ich trotz der genannten Aspekte denke, dass MARVEL UNITED kein unglaublich schlechtes Spiel ist. Gerade das Material ist CMON-typisch sehr hochwertig. Es ist gut geeignet für Marvel-Fans, welche nicht zu viel Tiefgang erwarten, seichte Spiele bevorzugen und denen das Artwork gefällt. In diesen Gruppen könnte das Spiel zünden, allen anderen rate ich eher davon ab.

Bilder vom Spiel

WICHTIGER HINWEIS: Die Miniaturen sind von unserem Redakteur koloriert worden und werden so nicht ausgeliefert.  

Tags: Superhelden, 30 Minuten, Miniaturen, 1-4 Spieler, Kooperativ