TEST // AQUATICA

TEST // AQUATICA

Die Tiefsee ist weniger erforscht als der Mond und niemand weiß, welche Wunder sich dort verbergen. So hat auch noch niemand AQUATICA entdeckt, die Welt der Herrscher der Meere, in denen sie darum wetteifern, Ruhm für ihre Reiche zu erlangen. In dem Deck- und Engine-Builder AQUATICA gilt es, die richtigen Charaktere für das eigene Kartendeck anzuwerben und mächtige Ortskarten zu erwerben oder zu erobern, um deren Effekte zu nutzen. Wir haben die englische Ausgabe getestet.

 

infos zum spiel

Wir haben AQUATICA selbst gekauft.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!

 

In die Tiefe

 

Zu Spielbeginn erhält jeder sein Startdeck bestehend aus 6 Charakter-Karten plus einen besonders starken König, 4 Manta-Spielsteine, die herumgedreht werden können, um beispielsweise Gold oder Macht zu erhalten, und ein Spielertableau. Auf letzterem werden die Ortskarten verwaltet, die im Laufe des Spiels erworben werden können. Physische Ressourcen gibt es keine, nur aufgedruckte auf den Karten oder durch Mantas.

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In der Tischmitte liegt das Spielbrett mit den zu erwerbenden Charakter- und Ortskarten sowie den Zielvorgaben aus. Die Spieler sind abwechselnd am Zug, spielen eine ihrer Handkarten und führen den entsprechenden Effekt aus. Die Handkarten haben beispielsweise die Effekte, einen neuen Charakter oder Ort mit Gold zu erwerben, einen Ort durch Macht zu erobern oder auch alle Karten wieder auf die Hand zu nehmen und die eigenen Mantas wieder aufzudecken. Charaktere werden stets wieder aufgefüllt, Orte nur durch einen Effekt eines Charakters.

Erhält ein Spieler einen Ort, wird dieser in einen der dafür vorgesehenen Schlitze des Spielertableaus gesteckt, wodurch der obere Teil der Karte verdeckt wird. Auf Ortskarten sind neben den möglichen Siegpunkten und den Kosten in Form von Gold oder Macht die Effekte in einer senkrechten Reihe abgebildet. Eine Ortskarte wird nach dem Erwerb bis zum ersten Effekt hochgeschoben.

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Die Effekte der Ortskarten können während des Zugs beliebig eingesetzt werden, wodurch sich Effektketten bilden können. Immer wenn eine Aktion genutzt wurde, wird die Karte um eine Position hochgeschoben. Es gibt auch Leerfelder als Aktion. Um diese zu überwinden, muss die Karte durch einen Effekt einer anderen Karte oder eines Mantas weiter hochgeschoben werden.

Ist irgendwann nur noch die unterste Reihe sichtbar, kann diese durch einen Effekt einer Charakter- oder anderen Ortskarte abgelegt werden. Nur solch abgelegte Karten bringen am Spielende Siegpunkte. Manche Ortskarten belohnen mit einem zusätzlichen wilden Manta, sobald die unterste Reihe erreicht wurde.

Eigene Mantas können neben den aufgedruckten Effekten auch genutzt werden, um das Erreichen der zum Spielbeginn festgelegten Ziele zu markieren. Der erste bekommt dabei mehr Punkte als der zweite, usw. Mögliche Ziele sind, als erster 8 Handkarten auf der Hand zu haben, zwei wilde Mantas zu besitzen, 5 Ortskarten auf dem Spielertableau liegen zu haben, etc.

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Eine Besonderheit ist das Erkunden, wodurch bis zu 4 der ausliegenden Ortskarten auf dem gemeinsamen Spielbrett eine Ebene höher geschoben werden und dadurch um 1 günstiger in den Anschaffungskosten werden. Dabei wird die obere Reihe zuvor abgelegt und die untere Reihe mit neuen Ortskarten aufgefüllt.

Die Ortskarten sind grundsätzlich einem von 4 Gebieten zugeordnet. Manche Effekte beziehen sich dann nur auf diese speziellen Gebiete, beispielsweise plus 2 Macht für die Eroberung einer Ortskarte des Haibucht-Gebiets.

AQUATICA endet nach etwa 60 Minuten, wenn ein Spieler alle 4 Zielvorgaben erfüllt hat oder einer der Nachziehstapel für Charaktere oder Orte leer ist. Im Anschluss kommt es zu der Endwertung mit Punkten für die erreichten Ziele, abgelegte Orte und die Charakterkarten auf der Hand.

AQUATICA bietet auch einen Solomodus, in dem ein Spieler gegen das Reich Ichthyander antritt. Jedes Mal, wenn der Spieler seine Matrona-Karte spielt, um alle Karten auf die Hand zu nehmen, oder erkundet und dadurch neue Ortskarten auslegt, wird ein Manta des Gegners auf eine beliebige Zielvorgabe gesetzt. Sind alle 4 von einem Spieler belegt, endet das Spiel und die Punkte werden normal gezählt. Einen Automa gibt es nicht.

 

Die Wunder der Tiefsee

 

Das schöne Cover von AQUATICA macht sofort Lust, die Unterwasserwelt zu erkunden. Beim Öffnen der Box, wird man von einem aufgeräumten Inlay begrüßt, das den Aufbau sehr erleichtert. Die schicken mehrlagigen Spielertableaus mit Schlitzen, in denen Karten nach und nach verschwinden, und die Manta-Figuren sehen schön aus.

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Die Illustrationen der Orte gefallen ebenfalls , bei den Charakterkarten konnten uns allerdings nicht alle begeistern. Dennoch, das Spielmaterial kann absolut überzeugen. Die englische Anleitung vermittelt das Spielprinzip souverän unterstützt von vielen Bildern. Es gibt eine Auflistung mit Erklärung der Ziele und Symbole und einen Bereich mit F.A.Qs.


Keine Frage, AQUATICA sieht toll aus und bietet einen innovativen Spiel-Mechanismus. Wir waren gleich von dem Titelbild gefesselt und haben uns sogleich in die Tiefe gestürzt. Der Einstieg fällt leicht. Es gibt nicht viele Regeln und das Spiel kann gut in kurzer Zeit erklärt werden. Dennoch bietet AQUATICA eine angenehme Spieltiefe. Einordnen würden wir es als etwas komplexeres Familienspiel.

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Die Spieler starten alle mit den gleichen Charakterkarten, lediglich der jeweilige König hat unterschiedliche Effekte. Allerdings sind die Könige in unseren Augen unterschiedlich stark. Positiv formuliert kann hierdurch ein Erfahrungsvorsprung zwischen den Spielern ausgeglichen werden.

Zu Spielbeginn ist AQUATICA ein wenig knauserig mit Ressourcen und es kann ein wenig dauern, bis wir uns stärkere Karten leisten können, um mehr Aktionsmöglichkeiten zu erhalten. Wer hier einen guten Start erwischt, beispielsweise durch seinen König, hat durchaus einen Vorteil. Glück spielt ansonsten nur insoweit eine Rolle, ob passende Karten nachgelegt werden.

Die Spielmechanik funktioniert einwandfrei und die Idee mit den Karten, die immer weiter in das Spielertableau geschoben werden, fasziniert von Beginn an. Es macht Laune, mehrere Effekte in einer Kette zu kombinieren, und AQUATICA gewinnt in diesen Momenten an Spieltiefe, wenn mehrere Schritte vorausgeplant werden müssen.

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Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass stets ausreichend Aktionen durch neue Ortskarten verfügbar sind, denn naturgemäß rutschen diese immer weiter nach oben und sind irgendwann aufgebraucht. Dann kann es schnell vorkommen, dass gerade keine besonders sinnvolle Aktion möglich ist, was gerade für Anfänger frustrierend sein kann. Auch sollten komplett genutzte Karten schnell abgelegt werden, sonst belegen diese Slots, die dann neuen Orten nicht zur Verfügung stehen.

Eine Schwäche von AQUATICA sehen wir darin, dass trotz des hübschen Spielmaterials und des innovativen Spielmechanismus leider wenig Atmosphäre vermittelt wird. Ein besonderer Bezug zu den Charakteren baut sich kaum auf und es steht im Prinzip nur der Effekt im Mittelpunkt. Auch die sehr ansprechenden Mantas wurden auf kleinere (wenn auch wichtige) Modifikatoren reduziert. Wer wollte nicht erhabene Unterwasserwesen befehligen, doch dieses Gefühlt wird leider nicht vermittelt.

In Summe sind wir der Meinung, dass AQUATICA ein solides Spiel ist, aber es schöpft sein Potential nicht aus. Unterschiedliche Starter-Decks mit an die verschiedenen Reiche angepassten Charaktereffekte, mehr Charakterbindung durch vielfältigere Effekte, mächtigere Manta-Aktionen, etc. hätten in unseren Augen dem Spiel gutgetan.

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Die einfachen Regeln und die interessante Mechanik werden Einsteiger sicherlich sofort ansprechen. AQUATICA bietet ausreichend Spieltiefe und einige Kombinationsmöglichkeiten. Verschiedene Strategien sind allerdings schwer umzusetzen, wodurch die Spiele meist ähnlich verlaufen und wir uns nach wenigen Spielen doch etwas mehr Abwechslung gewünscht hätten. Daher konnte uns AQUATICA leider nicht sehr begeistern, obwohl wir und wegen des Designs und des schönen Spielmaterials mehr erhofft hatten.

Für Juli 2021 ist die erste Erweiterung angekündigt und es kann gut sein, dass hier einige der genannten Punkte verbessert werden.

Im Solomodus gilt es im Wesentlichen, eigene Rekorde zu übertreffen und wir würden ihn als nette Option ansehen, um z.B. die Regeln kennen zu lernen, aber er stellt nicht unbedingt eine große Bereicherung dar.

 

Wertung zum spiel

 

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Tags: Enginebuilder, 60 Minuten, 1-4 Spieler, Kartenspiel, Deckbauspiel

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