TEST // SÄBEL & SCHÄDEL

Verfasst von Deniz Jansen am 02. Juni 2021. Veröffentlicht in Brettspieltest

Zurzeit scheinen sich neue Brettspiele mit ihrem Inhalt übertrumpfen zu wollen: Miniaturen, immer stabilere Karten und aufwendigere Designs. Vor kurzem veröffentlichte PEGASUS SPIELE eine Reihe von kleinen Würfelspielen, die diesem Trend entgegenzutreten scheinen. Nicht mehr als ein paar wenige Würfel und ein paar zentrale Karten, die auf Bierdeckel gedruckt worden sind, werden hier den Spielenden angeboten. SÄBEL & SCHÄDEL ist eines dieser Spiele, bei dem die Spielenden alte Piratenseelen loswerden müssen und dabei auf ihr Glück vertrauen sollten. Aber wie spielt sich das kleine Piratenspiel?

Wir haben SÄBEL & SCHÄDEL selbst gekauft.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!

Darum geht es im Spiel

Bei SÄBEL & SCHÄDEL müssen Spielende alle ihre Token loswerden, indem sie diese auf die ausliegenden Karten (Inseln) verteilen. Grundsätzlich muss jeder Spielende im Spielerzug einen einzelnen Würfel werfen und einen Token aus seinem Vorrat auf die Karte legen, deren jeweilige Zahl gewürfelt worden ist. Befindet sich auf dieser Karte bereits ein Token, muss dieser aufgenommen werden, während der eigene Token nicht abgelegt werden kann. Ausnahmen bilden die Karte mit der Nummer 6 (auf die in jedem Fall ein Token abgelegt werden kann) und die Karten, die sich benachbart zu besonderen Feldern befinden.

Diese besonderen Felder sind das Schädelfeld und das Säbelfeld, die ihre Effekte auf die ihnen jeweils benachbarten Felder ausüben. Bei den benachbarten Feldern des Schädelfeldes ist die Regel aufgehoben, dass sich nur ein Token auf der jeweiligen Karte befinden darf. Stattdessen dürfen sich hier so viele Token befinden, wie die Zahl des jeweiligen Feldes angibt. Müssen Spielende ein Token auf ein solches Feld legen und damit das Maximum des Feldes übersteigen, müssen sie alle dort befindlichen Token aufnehmen. Müssen Spielende einen Token von einer Karte aufnehmen, dass sich neben dem Säbel befindet, müssen sie zugleich auch alle gleichfarbigen Token der Karte mit der Nummer 6 aufnehmen.

Das Spiel ist gewonnen, sobald ein Spielender alle Token losgeworden ist.

Was ist in der Box?

Das Konzept des Bierdeckels als Karte ist ein wesentlicher Aspekt in SÄBEL & SCHÄDEL, mit allen positiven und negativen Folgen, die sich daraus ergeben. Die Karten verfügen durch die Form und das Material über ein einzigartiges Aussehen und verleihen dem Spiel ein besonderes Gefühl. Auch wenn der Druck und die Gestaltung qualitativ gut ausgefallen sind, verlieren die Bierdeckel nicht ihren Charme. Problematisch wird es hier eher bei den Token.

Die Bierdeckel sind nicht stabil genug, um sinnvolle Austanzbögen aus ihnen zu machen, was sich in SÄBEL & SCHÄDEL deutlich zeigt. Das Ausstanzen der Token aus den Bierdeckeln zieht die Token häufig in Mitleidenschaft, wodurch die Ränder sehr ausfransen. Teilweise lassen sich die Token kaum aus dem Ausstanzbogen lösen. Es wäre hier sicherlich besser gewesen, die Token direkt in der Fabrik maschinell zu lösen und nicht nur Ausstanzbögen aus ihnen zu machen. Die kurze Regelseite, die der Box beiliegt, ermöglicht einen schnellen Spieleinstieg und wird nach sehr kurzer Zeit nicht mehr benötigt.

Ich persönlich mag Würfelspiele. Bei kleinen Würfelspielen stört mich der Glücksfaktor in den meisten Fällen nicht sehr, wenn diese gut gestaltet sind und ausgefeilte Mechaniken besitzen. Was ich persönlich nicht mag, sind Spiele, bei denen der Spielende eigentlich völlig überflüssig ist. Bei SÄBEL & SCHÄDEL ist dies der Fall. Dadurch, dass die Spieler in keinem Fall Auswirkungen oder Entscheidungen in das Spielgeschehen einbringen können, wird lediglich der Würfel geworfen und die Anweisung des Würfels befolgt. Dafür wäre theoretisch nicht einmal ein einziger Spieler nötig, da auch eine Windmühle den Würfel in regelmäßigen Abständen würfeln könnte, nur die Token müssten anderweitig verteilt oder aufgenommen werden.

Versteht mich nicht falsch. SÄBEL & SCHÄDEL erfüllt genau das, was es möchte. Es ist ein kleines, schnelles Würfelspiel, dass sich schnell erlernen und spielen lässt und mit Sicherheit in gewissen Spielergruppen Anklang finden könnte. Aufgrund seiner sehr speziellen Art sind diese potenziellen Spielergruppen nur leider sehr limitiert. Dass SÄBEL & SCHÄDEL derart aus der Zeit gefallen erscheint, kommt auch nicht von ungefähr. Es basiert nach eigenen Angaben auf dem bekannten Würfelspiel ZEPPELIN, das bereits im 19. Jahrhundert gespielt wurde und seitdem sehr viele Neuauflagen inspiriert hat. SÄBEL & SCHÄDEL hat zwar mit seinen speziellen Feldern gute Ideen aufgegriffen, diese aber nicht richtig zu Ende gedacht (wie die Bierdeckel-Token). Es wird nämlich nicht beschrieben, was passiert, wenn die beiden besonderen Karten nach dem zufälligen Aufbau unmittelbar nebeneinander liegen. Auch wäre es interessant zu wissen, welchen Effekt Karten verfolgen, die zu beiden Feldern benachbart sind, da diese Felder das Spiel sehr schnell brechen, wenn sie beide Effekte zur gleichen Zeit auslösen.

SÄBEL & SCHÄDEL ist damit entweder ein Spiel für ein sehr junges Publikum (für das aber das Artwork unpassend wirkt) oder für unterwegs, da andere Spiele zu aufwendig wären. Besonders Familienspieler mit kleineren Kindern, die keine Zeit, kein Geld für oder keine Lust auf komplexe Spiele haben, könnten hier ihren Spaß finden. Bei uns hat SÄBEL & SCHÄDEL aber leider gar nicht gezündet, wobei zumindest die Bierdeckel nun ihren ursprünglichen Zweck erfüllen können.

Bilder vom Spiel

Tags: 5-10 Minuten, Glückslastig, Würfelspiel, 2-5 Spieler