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TEST // CHRONICLES OF CRIME: 1400

TEST // CHRONICLES OF CRIME: 1400

Das 14. Jahrhundert war ganz sicher kein besonders gutes für die Menschheit. Es startete mit geschätzten 360 bis 432 Millionen und endete mit 350 bis 374 Millionen Menschen Weltbevölkerung. In diese Zeit, die geprägt war von Naturkatastrophen, Epidemien, Kriegen und politischen Umbrüchen, platziert uns CHRONICLES OF CRIME: 1400.

 

chronicles of crime 1400 info

CHRONICLES OF CRIME: 1400 haben wir selbst gekauft.
Auf die Wertung hat dies keinen Einfluss.

 

Krieg und ein bisschen Frieden

CHRONICLES OF CRIME: 1400 spielt in Paris zu einer Zeit, in der die Engländer bereits vom Kontinent vertrieben wurden. Trotz des Friedens ist die Bevölkerung noch gezeichnet vom kräftezehrenden Krieg. Die alte Ordnung mit dem dominierenden Adel funktioniert nur noch bedingt - viele von ihnen sind verarmt und der König hat sie fallen gelassen.

In den Kriminalfällen, zu deren Aufklärung der edle Ritter Abelard beitragen soll, begleitet ihn stets sein treuer Hund Parzival. Das Besondere an Ritter Abelard ist, dass er aus einer einflussreichen Familie stammt: Seine Geschwister sind in der Kirche, im Handel und als Spione des Königs tätig. Er hat zudem eine besondere Gabe - Visionen und Träume. Diese sind selten erfreulich, viel mehr erahnt er schlimme Dinge, die passieren werden oder die bereits passiert sind.

 

An die Arbeit

Eines vorweg, für all diejenigen, die noch nie in Berührung mit der CHRONICLES OF CRIME Serie kamen: Das Spiel erfordert ein Smartphone oder ein Tablet. Es muss eine App heruntergeladen werden, die zwingend zum Spielen benötigt wird. Wer an diesem Punkt aussteigen will, weil er generell keine Spiele mit App mag, dem rate ich dennoch weiterzulesen.

 

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So funktioniert die Ermittlung

Per QR-Code (viereckige Kästchen, die sich per APP scannen lassen) erhält das Spiel seine Eingaben. Das geht denkbar einfach von der Hand und im Laufe des Spiels geht es in Fleisch und Blut über. Was am Anfang noch Konzentration und Nachdenken erfordert, ist später selbstverständlich und lässt sich kinderleicht bewerkstelligen.

 

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Es kann zu unterschiedlichen Orten gereist werden, indem der entsprechende QR-Code gescannt wird. Weiterhin kann mit Personen geredet werden, indem man ihren QR-Code an dem Ort, an dem sie sich befinden, scannt. Zudem kann man sie dann zu anderen Personen oder Gegenständen befragen, indem innerhalb des Gesprächs der entsprechende QR-Code gescannt wird. Es hilft eindeutig sich Notizen zu machen, um bei komplexeren Fällen nicht die Übersicht zu verlieren.

 

Die Spielregeln

Klar ist, man muss einen Fall aufklären. Das erfordert akribische Recherche sowie kluges Kombinieren. Doch manchmal kann es passieren, dass man dennoch ein wenig raten muss, weil der falsche Weg eingeschlagen wurde

Durch die vielen Möglichkeiten, die das Spiel bietet, kann jeder Durchlauf des Spiels deutlich variieren. Im Rahmen unseres Playthrough Podcasts haben wir alle Fälle zu zweit besprochen und die (nicht immer perfekten) Lösungswege abgeglichen. Von Fall zu Fall gab es deutliche Unterschiede beim Erleben der Welt und auch am Ende beim Ergebnis.

 

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Apropos Zeit, diese ist im Spiel sehr relevant und stellt die einzige Ressource dar, die man ausgibt, um den Fall zu lösen. Man hat immer zwei Tage Zeit, um die jeweiligen Fälle zu lösen. Die tatsächliche Zeit ist jedoch auf 18 bis 20 Stunden begrenzt, da man noch schlafen muss und andere Verpflichtungen hat. Aktionen kosten Zeit, der Ortswechsel mit 20 Minuten am meisten - Orte per App zu untersuchen oder mit Menschen zu reden etwas weniger. Manchmal rinnt einem die Zeit jedoch sprichwörtlich durch die Finger.

Das Durchsuchen der (Tat-)Orte ist ein sehr wichtiger Teil des Spiels, der mittels APP stattfindet. Dabei schaut man sich an den jeweiligen Orten um, wenn man mag sogar in 3D. Gegengenstände müssen identifiziert und per QR-Code gescannt werden. Findet man Hinweise, wandern diese in das Inventar. Sobald die Hinweise sich im Inventar befinden, dürfen andere Personen dazu befragt werden.

 

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Die 1400 Box

Die Box des Spiels ist deutlich schmaler als die CHRONICLES OF CRIME Grundbox. Sie ist ebenfalls optimal produziert und besitzt ein hochwertiges Inlay. Das gilt auch für die gelungenen Zeichnungen der Charaktere und Orte. Das gesamte Spiel hat eine tolle Anmutung. Gleiches gilt für die APP. Hervorzuheben ist hier die Funktion, Bildschirm für Bildschirm zu rekapitulieren, falls man mal etwas zu schnell weggeklickt hat. Abgerundet hätte sie eine – leider nicht vorhandene – Sprachausgabe.


 

meinung zum spiel DK

Ein ganz wenig (oder doch etwas mehr?) hatte ich die Hoffnung, dass in CHRONICLES OF CRIME: 1400 Entscheidungen auf mich warten, die sich später auf die Welt auswirken. Als ich am Ende eines Falls entscheiden musste, wer eine Chronik erhält, die über den Verbleib von Ländereien entscheidet, die ich mühselig gefunden hatte, dachte ich noch: „Das wird mir um die Ohren fliegen, ich mache hier eine wichtige Partei wütend auf mich!“. Stattdessen traf ich einige der Protagonist:innen als Charakterbild im nächsten Fall erneut, jedoch unter anderem Namen. Leider bleibt alles im einzelnen Fall verhaftet. Ja, es war meine Erwartung, die mich hier am Ende enttäuscht hat, aber das Spiel suggeriert, große Entscheidungen haben eine Wirkung.

 

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Doch abseits meiner fehlgeleiteten Erwartung war ich meistens sehr zufrieden mit den Fällen, die ich zum Teil sogar zweimal gespielt habe. Selbst kleine Entscheidungen innerhalb eines Falles haben Auswirkungen und sorgten das eine oder andere Mal für Überraschungen und Wendungen, die ich so nicht hatte kommen sehen.

Das stetige Character-Recycling hingegen vermieste mir das Spielvergnügen, denn wer im ersten Fall noch ein Täter war, kann im nächsten Fall schon unter anderem Namen Opfer oder Zeuge sein. Das erschwerte mir zu Beginn der Fälle jeweils das „Eintauchen“ in die Welt. Ein paar weitere Charakterkarten hätten hier gutgetan!

 

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Es kann außerdem passieren, dass man beim Spielen in eine aussichtslose Lage gerät, in der der Anschluss an die zeitlich getrimmten Abläufe verloren geht und die Chancen auf eine Lösung merklich sinken.

Doch bevor hier jemand nun denkt, - Achtung Spoiler ;) -  es folgt gleich eine 50er Wertung, kommen wir schnell zu den Stärken des Spiels, die ohne Zweifel vorhanden sind. Die Geschichten sind liebevoll oder zumindest professionell verfasst worden. Den Autoren ist aus meiner Sicht jederzeit bewusst in welcher Welt sie sich bewegen und sie beschreiben die Gesellschaftsform als auch die Lebensrealität der Menschen die im 14. Jahrhundert gelebt haben, stets nachvollziehbar. Zudem sind auch die Motive und Handlungen der einzelnen Charaktere oft stimmig.

Extrem gut haben mir die starken Frauencharaktere gefallen, die hier ein ums andere Mal ihr Leben in die Hand genommen haben und sich gegen vorherrschende Werte und Normen auflehnen. Den Höhepunkt bildet hier der Fall „Der göttliche Wille“, der von Grezegorz A. Nowak geschrieben wurde. Das Gespräch mit der selbstbewussten Dame im Kloster werde ich nie vergessen.

 

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Den Autoren gelingt es mit den verschiedenen Erzählsträngen immer wieder zu überraschen und mit den Erwartungen des Spielenden zu brechen. Das sind dann die großen Momente, die zumindest mir in Erinnerung bleiben werden. Es gibt Plot-Twists, falsch eingeschätzte Charaktere und es wird ab und an geschickt mit den Vorurteilen der Spielenden gespielt.

Voraussetzung, um das alles zu erleben, ist ein wenig Ruhe und die Fähigkeitsich sich auf die Fälle einzulassen und in die Geschichte einzutauchen. Das Spiel ist übrigens auch ein hervorragendes Solo-Spiel, kann aber auch ohne Einschränkungen mit zwei bis vier Spielenden genossen werden.

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Was CHRONICLES OF CRIME fehlt, um sich deutlicher von anderen Spielen seiner Art abzuheben, ist eine fortlaufende Geschichte, in der die Entscheidungen fallübergreifend Auswirkungen haben und in der sich der Protagonist entwickelt. Wie grandios könnte es bitte sein, wenn man im ersten Fall mit jemanden aneckt und dies einem im letzten Fall vor die Füße fällt oder der Gefallen aus dem zweiten Fall, dem man jemanden gemacht hat, dafür im letzten Fall helfen wird. All das würde dazu beitragen, die einzelnen gut geschriebenen Geschichten wie eine Serie miteinander zu verknüpfen.

Doch auch so kann ich CHRONICLES OF CRIME: 1400  Freunden von Krimis bedenkenlos empfehlen und der Preis geht mit knapp 30 € für vier Fälle und ein Tutorial durchaus in Ordnung.

 

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