Test | Destinies

Test | Destinies

Fantasy-Rollenspiele gibt es mittlerweile beinahe mehr als man sie zählen könnte. Viele Welten wurden erforscht, Missionen erfüllt und Katastrophen abgewendet. Trotz dieser Fülle bricht die Begeisterung an Spielen dieser Art nicht ab, da der Fantasie bekannterweise keine Grenzen gesetzt sind. Ein prominentes Beispiel der letzten Jahre ist „Destinies“. Auch hier wird eine erzählte Geschichte durchlebt und Abenteuer bestritten, wobei jedoch alle ihren eigenen Pfad zu durchlaufen haben. Ob es den Erwartungen gerecht wird und was „Destinies“ genau auf den Tisch bringt, schauen wir uns hier genauer an.

 

info

 Grimspire hat uns "Destinies" freundlicherweise für eine Rezension zur Verfügung gestellt.

Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!

 

 

 

 

Darum geht es im Spiel!

In „Destinies“ wird der Spielgruppe in jedem der insgesamt fünf Szenarien eine Geschichte erzählt, die die Personen durch ihre eigenen Handlungen ausgestalten sollen. Jede der 1-3 Personen kontrollieren einen eigenen Charakter, den sie durch diese Welt führen. Ziel ist es das Schicksal des eigenen Charakters schneller zu erfüllen, als es die Gegenspielenden schaffen. Am Ende eines jeden Szenarios gibt es somit nur eine siegreiche Person, anstatt des verbreiteteren Gruppensieges.

 

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Durch eine App werden der Spielgruppe alle spielrelevanten Informationen mitgeteilt, die sie für den eigenen Spielzug benötigen. So werden zum Beispiel Änderungen des Spielfeldes in der App zuerst angezeigt, sodass die Spielgruppe diese auf das physische Spielfeld übernehmen kann. Auch alle wichtigen Orte und Handlungsmöglichkeiten werden durch die App angeleitet, wodurch die App zum Zentrum des Spielgeschehens wird.

Während das Spielfeld vermehrt der Verdeutlichung von Informationen der App dient, ist der zweite essentielle Bereich das eigene Spieltableau. Hier werden die unterschiedlichen Werte und Gegenstände der Charaktere angezeigt, anhand derer die Charaktere mit der Spielwelt interagieren können. Besucht ein Charakter zum Beispiel einen Ort oder eine auf dem Spielfeld befindliche Nicht-Spielbare-Person, gibt die App unterschiedliche Aktionsmöglichkeiten vor. Einige dieser Aktionsmöglichkeiten enden in einer „Talentprobe“. Hierbei werden spezielle Würfel geworfen und im Anschluss die Ergebnisse zusammengezählt. Dieses Ergebnis wird nun mit der jeweiligen Talentleiste verglichen, um zu ermitteln, wie erfolgreich die Probe war. Jede Talentleiste besitzt eine Zahlenleiste von 1-12 und jeweilige Marker unter einigen dieser Zahlen. Diese Marker sind zwar zu Beginn für jeden Charakter vorgeschrieben, können aber im Laufe des Szenarios verändert werden, um in Proben bessere Ergebnisse erzielen zu können. Umso höher der Würfelwurf, desto mehr Marker werden miteinbezogen und umso mehr Erfolge hat die Probe im Nachhinein.

 

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Wirft Person A zum Beispiel in einer Stärkeprobe eine Sieben, wobei sie ihre Stärkemarker auf der Zwei, Vier und Sechs hat, hat die Probe insgesamt drei Erfolge.

Bei jeder Aktion darf das eigene Schicksal nicht aus den Augen verloren werden. Dieses wird jeder Person geheim ausgeteilt und besteht aus zwei möglichen Varianten, für die sich jede Person während des Spiels entscheiden muss. Sobald eine Person das eigene Schicksal erfüllt hat, endet das Spiel sofort und das Szenario ist beendet. Während das erste Szenario eine abgeschlossene Geschichte erzählt, bilden die anderen vier Szenarien eine zusammenhängende Erzählung, die in einer vorgeschriebenen Reihenfolge und im Bestfall mit derselben Spielgruppe abgeschlossen werden sollte.


 

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„Destinies“ bietet auf dem ersten Blick alles, was ein typisches Fantasyspiel bieten sollte. Helden kämpfen sich an die Spitze und begeben sich dabei auf ein gefährliches und episches Abenteuer. Was „Destinies“ besonders gut macht ist die nicht vorhandene Einstiegshürde des Spiels. Theoretisch könnte das Spiel jeder noch so unerfahrenen Spielgruppe vorgesetzt werden und sie werden das Spiel in kürzester Zeit verstehen und spielen können. Das hält die Motivation aufrecht und ermöglicht einen super Spielfluss. Insbesondere die Mechanik der „Talentproben“ hat „Destinies“ sehr gut umgesetzt. Auch wenn dieses Konzept bei weitem keine Neuerung mehr ist, hat es „Destinies“ trotzdem geschafft, dem System einen sehr effizienten Stempel aufzudrücken.

 

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Die Geschichte des Spiels, die nicht weniger wichtig als jede Mechanik in diesem Genre ist, bietet interessante Einblicke und lässt jeden Charakter an der Geschichte teilhaben. Auch wenn nur eine Person das Schicksal erfüllen kann, wird die Geschichte der anderen Charaktere in der Auflösung mit eingeflochten. Dadurch zeigt das Spiel eine gewisse Art des Respektes vor den individuellen Geschichten, der oft in Vergessenheit zu geraten scheint. Niemand wird sozusagen im Regen stehengelassen, indem der Erzählfokus nur noch auf dem siegreichen Charakter liegt, was uns sehr gefallen hat.

Der große Elefant im Raum ist für viele die App. Bei diesem Thema muss klar und deutlich gesagt werden, wer Brettspiele mit Apps nicht mag, muss die Finger von „Destinies“ lassen. Die App bildet das Herz, die Leber und die Lunge des Spiels. Ohne die App lässt sich das Spiel keinesfalls spielen. Zusätzlich sind sogar einige Brettspielkomponenten völlig obsolet, da die App diese Funktionen völlig einnimmt. So haben wir irgendwann komplett auf das Spielfeld in der Mitte verzichtet, da die App alle Veränderungen und Anzeigen vollautomatisch ausführte. Das Gesuche von Markern und Spielmaterial viel völlig weg, ohne dass wir es für unser Spielgefühl gebraucht hätten. Meine bessere Hälfte fasste es als Handyspiel mit Brettspielkomponenten zusammen, dem ich nach kurzem Überlegen uneingeschränkt zustimmen musste.

 

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In Sachen Miniaturen ist „Destinies“ zusätzlich mein eigenes Negativbeispiel geworden. Alle Miniaturen, bis auf die großen Bossgegner, besitzen absolut keine Daseinsberechtigung. Qualitativ sind sie zwar klasse, jedoch sind alle Charaktere so klein, dass es ein richtiges Rätselraten ist, um die in der App angezeigte Figur an den richtigen Ort zu setzen. Eigentlich sollen die Figuren der Spielgruppe symbolisieren, wo eine Geschichtsrelevante Person steht. Genau diese Anzeige wird jedoch in der App genauso angezeigt und zusätzlich würde ein kleiner Pappmarker die gleiche Funktion problemfreier erledigen.

Kleinere Probleme gab es beim Spielen bei dem, was „Destinies“ eigentlich einzigartiger machen soll. Dadurch, dass alle Charaktere kompetitiv gegeneinander arbeiten, sind die anderen Charaktere in den jeweiligen Spielzügen der anderen Personen wenig bis gar nicht involviert. Natürlich profitieren sie von eventuellen Informationen, können schlussendlich aber nur darauf warten, dass ihnen das Tablet/Handy mit der App wieder gereicht wird, um weiterzumachen. Zusätzlich verbauen die Personen sich gegenseitig (und meist auch noch unabsichtlich) einen Weg, obwohl sie davon ebenfalls wenig profitieren. Soll heißen, dass Person A mit einem Charakter auf dem Spielfeld interagiert und diesen durch eine gedankenlose Aktion aus dem Spiel entfernt, obwohl Person B insgeheim daraufhin gearbeitet hat, genau diesem Charakter einen Gegenstand zu liefern. Da keine Person am Spieltisch weiß, was die anderen eigentlich zu erledigen haben, wirkt das alles sehr zufällig und demotivierend.

 

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In unseren Spielrunden ist es beispielsweise öfters passiert, dass ich auf bestem Weg war mein Schicksal zu erfüllen, bis meine Frau durch Zufall mein fehlendes Puzzleteil fand und meine Arbeit damit obsolet war. Dadurch, dass wir nicht einmal Handeln oder anderweitig interagieren konnten, musste ich damit zwangsläufig mit dem anderen Weg vorliebnehmen. Dieser Prozess lässt „Destinies“ wie ein Solospiel wirken, das mit vielen anderen Person zufällig zeitgleich und auf einem Spielfeld gespielt wird.

Zudem besitzt „Destinies“ einen Solomodus, der jedoch ebenfalls mit ein paar Problemchen daherkommt. Das Solospiel durchläuft nämlich die exakt gleiche Geschichte, wie das Gruppenspiel. Hat eine Person also schon das Gruppenspiel fertig, ist es weniger reizvoll, das Solospiel anzugehen, da die Geschichte und das Spielfeld bereits bekannt sind. Andersrum tritt der Fall auch ein, sodass eine Person das Spiel nicht Solo spielen kann, wenn es geplant wäre, „Destinies“ zusammen mit einer Gruppe zu erleben.

Die Parallelen zum Escape/Exit-Genre waren für uns unverkennbar. Ist ein Szenario einmal gespielt, ist das im Grunde durch. Klar kann das Szenario mit anderen Charakteren wiederholt werden, das Unbekannte ist damit aber verflogen, da bekannt ist, wo sich welche Person befindet, oder was welche Person welchem Schicksal bietet. Dem Spiel fehlt es dadurch ein wenig an Wiederspielwert und Spielvariation, was Spielgruppenabhängig für Probleme sorgen könnte.

 

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Unterm Strich ist „Destinies“ ein interessantes Fantasyspiel mit einer gut erzählten Geschichte, das für zwei lange Spieleabende ausreicht und dann weitergereicht werden kann. Spielgruppen, die sich ein Spiel mit komplexen und tiefgehenden Spielmechaniken erwarten, das viel „Spiel“ beinhaltet, oft herausgeholt werden kann und Spielspaß für eine lange Zeit bietet, werden von „Destinies“ mit Sicherheit enttäuscht. „Destinies“ eignet sich für Spielgruppen, die nicht auf der Suche nach einem Spiel für die Ewigkeit sind und große Kampagnenspiele oft nicht abschließen würden. Mit seinen ca. 10 Stunden Spielspaß bietet „Destinies“ ein schnelles Fantasy Erlebnis, dass an ein sehr umfangreiches Escape-Spiel erinnert. Besonders vorteilhaft ist, dass keine Spielkomponenten verändert werden und es dadurch schnell weitergereicht werden kann.

Für mich persönlich fand ich das Spiel überraschend, da ich im Vorfeld den großen Hype um das Spiel mitbekam, der sich in meinen Augen nicht wirklich bestätigt hatte. „Destinies“ ist ein schönes Spiel für kurze Zeit. Im Grunde fehlt hier aber einiges an Fleisch am Knochen.

 

wertung

 

 

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Tags: Story, Familienspiel, App, Fantasy

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