
Test | Dreadful Circus - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel
Bunte Tristesse
In der heutigen Zeit fällt es schwer sich die bizarre Anziehungskraft eines fahrenden Kuriositätenkabinetts vorzustellen. Zumeist entsteht dieses seltsam verklärte Bild eines heruntergekommenen Jahrmarktes mit gruseligen Fahrgeschäften und absonderlichen Schaustellerinnen und Schaustellern. So eine Mischung aus einer Messi-Wohnung und einem Zoo mit sandiger Zuckerwatte. In diese verklärte Realität möchte „Dreadful Circus“ die Spielerinnen und Spieler entführen. Dazu dient vor allem die farbenfrohe und teils gruselige Gestaltung der Karten. Doch damit endet auch schon der angenehme Teil der Vorstellung, denn mehr steckt nicht dahinter. Im Spiel gerät die Gestaltung nämlich sehr schnell zur Nebensache. Entscheidend für den Sieg sind Punkte und die gibt es für passende Kartensets. Die Effekte mancher Karten mögen für die ein oder andere Strategie förderlich sein, doch einen Blick auf die Kartengestaltung verschwenden die Zirkusbetreibenden dann kaum noch. Hinter dem Vorhang sieht es recht trist aus und von Atmosphäre ist nichts mehr zu spüren.
Mechanisch funktioniert der Zirkus zwar, doch das Thema ist aufgesetzt und absolut austauschbar. Der betriebene Gruselzirkus hat zu Beginn nur eine Attraktion und neue werden von den Mitspielenden angeboten, obwohl diese damit viel lieber ihr eigenes spärliches Programm füllen würden. Hinzu kommt, dass die Auktionen nur mittelmäßig funktionieren. Es mag reizvoll klingen, dass Gebote verdeckt abgegeben werden und abgelehnte Angebote nachträglich nicht mehr angenommen werden dürfen. Doch das Spiel mit der menschlichen Hybris sorgt leider lediglich dafür, dass viel zu häufig nach dem zweiten oder dritten Angebot zugeschlagen wird. Der Rest hat dann das Nachsehen, obwohl deren Angebote vielleicht besser waren. Die Anleitung rät zum aktiven Bewerben der eigenen Schachtel. Da das aber alle machen, bleibt das Ergebnis gleich. So ist es schlicht dem Glück und der Willkür der Mitspielenden überlassen, ob jemand am Spieltisch überhaupt mal etwas ersteigert oder das Spiel mit zwei Attraktionen am Ende sicher verliert. In solch einem Fall wird auch die kürzeste Spielzeit verdammt lang.
Wem das aufgesetzte Thema dennoch so sehr gefällt, dass die unausgewogene Auktionsmechanik kein Problem darstellt, sollte dennoch zunächst erst eine Proberunde wagen. Angesichts unzähliger Alternativen fällt mir eine Empfehlung von „Dreadful Circus“ schwer. „Nidavellir“, „Modern Art“ und auch der Klassiker „Kuhhandel“ bieten eine bessere Auktionsmechanik mit spannenden Entscheidungen. Wer den Morbiditätsregler auf Anschlag drehen möchte und nicht unbedingt ein Auktionsspiel will, sollte vielleicht eher zu „Die blutige Herberge“ oder „Opfer der Wissenschaft“ greifen. Und wer sich von einer schrulligen Spielidee und dem Sammelaspekt angesprochen fühlt, dem würde ich „Stuff and Nonsense“ empfehlen. Der Zirkus hatte bei uns nur ein kurzes Gastspiel und zieht weiter.
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