Test | Factory Funner - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel
,,Factory Funner“ hätte wahrscheinlich nie einen Weg zu mir gefunden, wenn es kein Rezensionsexemplar wäre. Denn zum Einen ist es ein prädestiniertes Solospiel und zum Anderen besteht die Mechanik zu 100 Prozent aus Puzzeln. Für mich ist beides wenig reizvoll. Die sachlich geschriebenen vierseitigen Regeln konnten mich genauso wenig neugierig machen wie das kaum vorhandene Thema. Lustlos baue ich das erste Maschinenteil ein und bin überraschenderweise nach dem dritten schon absolut süchtig. Eine erfolglose Solopartie jagt die nächste. Man will dieses Spiel einfach knacken und die perfekte Fabrik zusammenbauen. Wie der Fabrikplan am Spielende sieht es bereits nach den ersten Runden in meinem Kopf aus. Die Herausforderung, den Input einer Maschine perfekt zu bedienen, um dann so effizient wie möglich eine andere Maschine an dessen Output anzuschließen, hat mich völlig in den Bann gezogen. Nach einer Zweierpartie mit meinem Mann war auch dieser Feuer und Flamme und ich erwischte ihn schon morgens grübelnd über einer Solopartie ,,Factory Funner“. Wenn das erste Mal die 50 Dollar erreicht oder gar überschritten wird, erlebt man pure Glückseligkeit!
Dann ist es auch interessant, die Bedingungen des neu freigeschalteten Fabrikgeländes kennenzulernen und ebenfalls zu meistern. Natürlich ist das Plättchenziehen gerade im Solomodus, in dem überhaupt keine Auswahl an Teilen besteht, ein kritischer Zufallsmoment. Manchmal kann das Pech einem den Sieg genauso unmöglich machen, wie in einer anderen Partie das Glück einem zusätzliche Baumaßnahmen erlässt. Das kann ich persönlich absolut verschmerzen, da eine Partie höchstens 30 Minuten in Anspruch nimmt und auch mal bei zu viel Pech abgebrochen und neu angefangen werden kann.
Zu zweit gefällt uns die Variante ohne Hektik am besten. Spätestens in der Bauphase spielt sich das Spiel sowieso komplett solitär. Eine erzwungene Interaktion mit Zeitaspekt, die dem Masterplan am Ende durch zu viel unüberlegter Hektik im Wege steht, brauche ich in diesem strategischen Puzzlespiel persönlich nicht. Das ist aber natürlich Geschmackssache.
Viel Unterschied bzw. Mehrwert bietet das Mehrpersonenspiel zum Solospiel generell nicht – außer die Wahl des Maschinenteils, was aber aufgrund des Nachziehens auf drei Auslageteile kaum als Interaktion bezeichnet werden kann. Im Gegenteil, die Wartezeit steht dem eigenen Denkprozess teilweise im Weg und behindert den Spielfluss. Eine Partie zu dritt, viert oder gar zu fünft reizt mich ehrlicherweise überhaupt nicht, weil mich die Downtime zu zweit schon hin und wieder stört. Jedes Maschinenteil in der Auslage muss im Kopf zehnmal gewendet, platziert und verbunden werden, bevor es endgültig erwählt wird. Ohne gründliches Nachdenken geht hier gar nichts. Die Formulierung ,,vorausschauendes Planen“ habe ich hier absichtlich nicht benutzt, da zwar ein weiterer Ausbau berücksichtigt werden muss, aber durch das zufällige Plättchenziehen nicht konkret geplant werden kann. Flexibles Denken ist gefragt. Und genau diese Flexibilität ist der Reiz und Innovation des Spiels.
Puzzlespiele habe ich bis jetzt eher als mechanisch steif erlebt. Einmal eingebautes darf nicht mehr verschoben oder umgebaut werden - das ist das Motto der meisten Puzzlespiele. In ,;Factory Funner“ darf ich, wenn ich Lust und Geld habe, alles zuvor gebaute, außer Maschinenteile, wieder abreißen und neu bauen. So habe ich in jeder Runde wieder neue spannende Entscheidungen zu treffen, die mich strategisch herausfordern, ohne dass mir meine alten Entscheidungen zu sehr zum Verhängnis werden. Es dauert seine Zeit, bis man sich als Spielende gedanklich an diese flexiblen Möglichkeiten gewöhnt hat und man scheut sich in den ersten Partien erfahrungsgemäß noch zu oft, alte und zudem bis dahin erfolgreiche Anschlüsse abzureißen. Bei Grüblern ist die Paralyse dadurch im Bereich des Möglichen, wodurch Bauchspieler wahrscheinlich eher zur Solovariante tendieren. Die Unkompliziertheit der Soloregeln ist dabei ein absoluter Pluspunkt. Generell sind die Regeln nicht kompliziert. Schwierig ist es, in der fortschreitenden Partie lediglich alle In- und Outputbedingungen und Anschlüsse im Blick zu behalten, denn das Rohrleitungssystem kann durchaus ausufern. Das sieht aber schlussendlich auch sehr interessant und hübsch aus. Auf das Endprodukt kann ein stolzer Blick nicht schaden.
Besonders gelungen ist auch das Holzinlay, das meinem Exemplar beilag. Der Zusammenbau hat sehr lange gedauert und mich einige Nerven (und ein abgebrochenes Teil) gekostet, passt aber millimetergenau für jedes Plättchen. So kann das Solospiel in wenigen Sekunden spielbereit auf dem Tisch liegen. Da ich das Originalspiel von 2006 nicht kenne, kann ich zur spielerischen Verbesserung keine Aussagen treffen. Optisch spricht mich diese Neuauflage mehr an.
Ein süchtig machendes Strategiepuzzlespiel mit toller Optik und einfachen Regeln. ,,Factory Funner“ ist für mich eine absolute Überraschung und bekommt einen dauerhaften Platz in meiner Sammlung. Meiner Meinung nach ist es vor allem als Solospiel herausragend, da der Hauptspielspaß für mich in der strategische Optimierung der Fabrik und nicht im mehr oder weniger hektischen Auswahlmechanismus liegt.
Welche Erfahrungen hast du mit diesem Spiel gemacht
oder hast du noch Fragen zu diesem oder anderen Spielen?
Dann schaut doch auf unserem Discord-Server vorbei: https://discord.gg/DacwPAQJWs
Bilder zum Spiel
Das könnte Dich auch interessieren
-
Eins der beliebtesten Spiele des Jahres bekommt eine digitale Umsetzung +
„Arcs“ von Leder Games und Cole Wehrle zählt mit Sicherheit zu den Spielen, die im laufenden Jahr am meisten Aufmerksamkeit bekommen haben. Nun soll das von vielen gefeierte Spiel eine… Weiter Lesen -
Test | Tequila +
Das Anbaugebiet der blauen Agaven ist der Ursprungsort der weltberühmten Spirituose. Dabei ist wesentlich weitaus schwieriger ihn zu machen, als ihn zu trinken. Bestelle die Felder, Ernte die Pflanzen und… Weiter Lesen -
The Gang - Neuheit des Kosmos Verlags im Angebot +
Mit der Neuheit „The Gang“ hat Kosmos offensichtlich ein richtig gutes Spiel veröffentlicht. Die Herbstneuheit ist aktuell bei Amazon.de im Angebot und kostet 13,98 €. Wer Kartenspiele gerne mag, sollte mal… Weiter Lesen
- 1
- 2
- 3
- 4
........
Tags: Draften, Teile Platzieren, Puzzle