Hamlet | Ersteindrücke zum Dorf-Aufbau-Spiel
„Hamlet“ von Mighty Boards gehörte sicherlich zu den im Vorfeld der SPIEL’22 am meisten gehypten Spielen. Kein Wunder, denn durch die merkwürdig geformten Gebäude-Plättchen unterscheidet es sich zumindest optisch von anderen Spielen des Genres. Ob es auch spielerisch etwas besonderes ist, konnte wir auf der Messe testen.
In dem Städtebau-Spiel von David Chircop versuchen 1-4 Personen, ein bescheidenes Dorf in ein geschäftiges Städtchen zu verwandeln. Die Illustrationen stammen von Yusuf Artun und die Spielzeit soll etwa 60-90 Minuten betragen.
Darum geht es im Spiel
Alles öde im kleinen Dorf? Von wegen! Bunte Gebäude, die krumm ineinander wachsen und Straßen voller Getümmel machen das Dorf zu einem echten Dorf. Und natürlich tust du alles, um deinem kleinen Weiler zu helfen und es voranzubringen. Erfülle Aufträge, baue neue Gebäude und bitte die Dorfbewohner, Lebensmittel an Haushalte und Baumaterialien an Baustellen zu liefern.
Und eines Tages wird die große Kirche endlich gebaut und aus dem einst kleinen Dörfchen ist eine junge Stadt geworden. Wer wird der größte Wohltäter sein, wenn das passiert?
Meinung von Sven
"Hamlet" ist ein großartig designtes Spiel und eines meiner Highlights der 'Spiel'22'. Vom Bau neuer Gebäude und der dazu nötigen Transportwege erinnert es mich stark an das alte Computerspiel "Siedler", welches ich sehr oft und gerne spielte. Ich liebe die Mechanik der Weiterverarbeitung von Ressourcen und den Aufbau von Transportwegen. Sehr schön ist auch, dass sich das Dorf in jeder Partie anders entwickelt, da jeder einen anderen Standort für seine Gebäude wählt und die Gebäudeplättchen in unterschiedlicher Reihenfolge ins Spiel kommen. Das führt zu wechselnden Strategien und somit für einen hohen Wiederspielwert. So zumindest meine Hoffnung!
Leider neigt das Spiel mit all den Meepeln, Eseln und Ressourcen, sowie der 3-Dimensionalen Pappkirche dazu, sehr unübersichtlich zu werden. Es ist oft nicht klar, welchem Spieler wie viele Arbeiter und damit Aktionen zur Verfügung stehen und wo die Transportnetzwerke errichtet wurden. Die Anleitung hat nur ein paar wenige Seiten, ist gut strukturiert, schnell gelesen und lässt keine Regelfragen offen. Für ein solch großes Spiel hat mich das tatsächlich etwas erstaunt. "Hamlet" konnte mich vom ersten Anspielen auf der Messe beeindrucken und wurde mit der ersten richtigen Partie zu Hause noch besser.
Meinung von Jan
Was dieses Spiel wirklich ausmacht, habe ich erst im Laufe der Partie erfahren, als sich das Dorf nämlich recht chaotisch zusammensetzte und ich mir ernsthafte Sorgen um meine Versorgungslinie machen musste. Das typische tausche drei X in ein Y wurde etwas aufgepeppt, weil Ressourcen für alle zugänglich sind. Ähnlich wie in „Via Nebula“ können von mir erschlossene Ressourcen in der nächsten Runde schon weg sein, weil sie auch ganz gut zu den Bauprojekten der anderen am Tisch passten. Wer eine Sägemühle baut, baut diese für alle.
Nicht nur durch das gemeinsame Bauen am Dorf, sondern sich auch gegenseitig die Baumaterialien streitig machen sorgt für eine tolle Interaktion. Das Spielmaterial wirkt leider wie aus der „Tiny Epic“-Reihe. Alles ist klein und fummelig und auch das Dorf wackelt während des Spiels gerne mal auseinander. „Hamlet“ hat aber doch für einen positiven Ersteindruck gesorgt.
Meinung von Philipp
Städtebauspiele sind für mich ein schweres Pflaster. Ich mag das Prinzip dahinter zwar sehr gerne und bin auch ein großer Freund von Aufbau-Strategiespielen am PC, wie beispielsweise City Skylines, Anno oder die alten Siedler. Brettspiele in dem Genre fühlen sich für mich allerdings meistens nicht so toll an, denn es geht oft hauptsächlich um Boni für optimale Platzierung oder möglichst effizientes Bauen. „Hamlet“ ist da jedoch ganz anders, was man schon durch die sehr verschieden geformten Plättchen sieht.
Spielerisch fühlt es sich ebenso anders und besonders an. Dadurch, dass alle Materialien für die verschiedenen Aktionen über das Spielfeld transportiert werden müssen, entstehen teils sehr komplexe und ineffiziente Lieferketten. Und das ist etwas Gutes, denn so fühlt es sich an, als würde da wirklich ein kleiner Ort ganz organisch entstehen. Denn die Konkurrenz will einem natürlich nicht beim Erfüllen der eigenen Ziele helfen – und die baut eben auch mit! Total spannend und für mich DAS Highlight der SPIEL’22.
Quellen:
Tags: 1-4 Personen, Worker Placement, Städtebau