Test | Tamashii

Verfasst von Jesper Tessin am 01. Mai 2024. Veröffentlicht in Brettspieltest

Die Welt hat sich verändert. Als Japan anfing, die erste KI zu entwickeln, die den Menschen ersetzen konnte, haben alle gejubelt. Jetzt sind von Ihnen nur noch wenige übrig, die den unaufhaltsamen Fortschritt der KI miterleben. Die alten Tempel wurden durch gläserne Bauten ersetzt, in denen neue KI Einheiten produziert werden können.

Wir Überlebende müssen im Schatten agieren, unsere Körperhüllen anlegen und unentdeckt bleiben. Man nennt uns die Tamashii. Die Tamashii stellen das letzte Aufgebot der Menschheit dar und wir werden nicht aufgeben, ehe nicht die letzte KI Einheit zu Altmetall verarbeitet wurde.

Das Spiel wurde uns kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf die Bewertung hat dies keinen Einfluss!

Darum geht es in dem Spiel

„Tamashii“ ist ein kooperatives, Szenario Spiel aus der Feder von Kamil Cieśla, Robert Plesowicz und Łukasz Włodarczyk. Es ist für 1-4 Personen ausgelegt und ab 12 Jahren geeignet. Eine Partie dauert, laut dem Entwicklerteam, durchschnittlich 60-180 Minuten. In dem Spiel schlüpfen die Spieler und Spielerinnen in die Rolle von Überlebenden. Diese verwenden modifizierte Körperhüllen, um KI Einheiten zu eliminieren.

Schaden wird in dem Spiel über Würfel und einen Puzzle-Mechanismus verteilt. Es sind 11 Szenarien im Grundspiel vorhanden, die in beliebiger Reihenfolge gespielt werden können. Das große Finale und eine Zusammenfassung der Abenteuer findet zuletzt im Endszenario statt.

Geisteskrank im Cyberpunk

Nach der Auswahl eines Szenarios wird das Spiel aufgebaut und die Startcharaktere vorbereitet. Jedes Szenario in „Tamashii“ ist unabhängig von den anderen Abenteuern im Grundspiel. Nachdem das Spiel aufgebaut wurde, wird „Tamashii“ in Runden gespielt. Jede Runde besteht aus verschiedenen Phasen, die simultan abgehandelt werden können.

Planungsphase:

Verfolgungswurf: Je höher der Marker auf der Verfolgungsleiste platziert ist, desto mehr Würfel werden geworfen, die potentielle KI Einheiten anlocken.

Launcher nachfüllen: Platziere Data Tokens auf den hellen, freien Feldern des Spielbretts. Wenn der Nachziehbeutel leer ist, werden alle Data Token, die sich im Abfall befinden, wieder in den Beutel platziert.

Programmierung: Verschiebe Data Tokens auf dem Spielbrett, um passende Muster zu erstellen. Muster können Statuswerte wie Angriff und Verteidigung erhöhen, aber auch neue Fähigkeiten freischalten, Spezialangriffe aktivieren oder Zugang zu neuen Körperhüllen verschaffen.

Aktionsphase:

Bewegen: Bewege die Figur zu einem neuen Distrikt oder bleibe auf dem Distrikt stehen. Das Stehenbleiben an einem Distrikt erhöht den Marker auf der Verfolgungsleiste mehr als das Erkunden neuer Plättchen.

Distrikt Effekt: Verwende den Effekt des Distrikts.

Launcher aktivieren: Verschiebe alle Data Token, die für bestimmte Muster eingesetzt wurden, in deinen Abfall und führe die Effekte aus.

Kampfphase:

Würfeln: Die KI-Würfel und die Angriffswürfel werden geworfen.

Aktiven Gegner zuweisen: Die KI-Würfel bestimmen welcher und wie viele Gegner aktiv werden und den nächsten Angriff ausführen.

Würfelergebnisse auswerten: Die Würfelergebnisse werden verschiedenen Attacken zugeordnet. Dies geschieht sowohl für die KI als auch für die Charaktere. Der Angriff endet, sobald eine Seite besiegt wurde oder keine Würfel mehr Angriffen zugeordnet werden können.

Quest-Phase:

Charakter-Aktivierungsphase: In einigen Szenarien können in dieser Phase spezielle Aktionen ausgelöst werden.

Welt-Aktivierungsphase: In dieser Phase finden Events des Szenarios statt.

Startspieler: Der Startspielermarker wird weitergereicht.

Jede Partie kann gewonnen oder verloren werden, wenn bestimmte Situationen eintreten, die sich von Szenario zu Szenario unterscheiden.

Das Entwicklerteam von Awaken Realms hat in der Vergangenheit bewiesen, dass sie Spiele entwickeln können, die Spieler und Spielerinnen in eine neue Welt entführen und interessante Mechaniken beinhalten. Ob es Ihnen mit „Tamashii“ ebenfalls gelungen ist, haben wir für euch herausgefunden.

Wir haben die Version des Spiels, mit Miniaturen und den Stretch Goals des ehemaligen Kickstarters, zugesendet bekommen. In dieser Version befinden sich etliche Miniaturen, Plastik- und Papptoken, Karten, modulare Plättchen, eine Mini Kampagne, vier Stoffbeutel und einiges mehr. Ihr merkt bereits, dass die Box bis an den Schachteldeckel mit Inhalt gefüllt wurde. Das Artwork auf den Stoffbeuteln, der Schachtel, den Plättchen und den Karten ist sehr schön illustriert. Die Miniaturen sind detailliert mit einigen dynamischen Posen. Insgesamt kann „Tasmashii“ definitiv mit der Qualität der Komponenten punkten.

Die Anleitung ist gut formuliert und es sind einige Beispiele vorhanden, um dem Leser oder der Leserin zu helfen. Außerdem kann das erste Szenario, welches den Namen Prolog trägt, als Tutorial oder Learn-to-Play Szenario angesehen werden. Spielerisch können so die Grundmechaniken des Spiels verinnerlicht werden. Dem Spiel sind zusätzliche Hilfekarten beigelegt, welche auf fast alle Fragen, die beim Spielen aufkommen, die passende Antwort liefern und die Spieler und Spielerinnen durch die Rundenabläufe leiten. Selten kam es vor, dass ich Regeln in der Anleitung nachschlagen musste. Trotzdem sind die ersten Spielzüge noch recht unrund, bis ich ein Verständnis für den Spielablauf aufbauen konnte. So ist es mir zu Beginn häufiger passiert, dass ich direkt nach dem Befüllen des Launchers und der Programmierungsphase die Muster aktivieren wollte. Dieser Schritt wird jedoch erst später nach dem Erkunden neuer Distrikte ausgeführt.

Das Thema kommt sehr gut durch und die Szenarien unterscheiden sich stark voneinander. Die Geschichte ist spannend, allerdings solltet ihr euch nicht auf den Story-Umfang eines „Oathsworns“ oder „Aeon Trespass Odysseys“ einstellen. Jedes Szenario hat einen angegebenen Schwierigkeitsgrad mit unterschiedlicher Spieldauer. Interessant ist es, dass einige Szenarien unterschiedliche Enden haben. Spieler und Spielerinnen können also an Schlüsselpunkten den Ausgang eines Szenarios bestimmen. Es ist durchaus möglich, dass sich diese Entscheidungen in der finalen Mission bemerkbar machen.

Die Mechaniken sind interessant und unverbraucht. Bag Builder trifft auf Puzzle Mechanismus. Mir hat das Tüfteln am Launcher sehr gut gefallen. Eigentlich bin ich abgeneigt, Spiele mit Puzzle Mechanismus zu spielen, da ich Vertreter dieses Genres als langweilig empfunden habe, aber „Tamashii“ konnte mich vom Gegenteil überzeugen. Ebenso wenig konnte ich mich bisher für Solospiele begeistern, aber auch das funktioniert in diesem Spiel einwandfrei. Auch zu zweit konnte das Spiel überzeugen. Ab drei oder vier Spielern könnte jedoch der Spielablauf ins Stocken geraten. Besonders aufregend habe ich das Anlegen neuer Körperhüllen, das Platzieren einer neuen Miniatur und den Erhalt anderer Fähigkeiten empfunden.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass „Tamashii“ ein gelungenes Spiel geworden ist. Das Setting und die Mechaniken sind unverbraucht, die Artworks schön illustriert und die Szenarien kurzweilig, sodass sie auch in einer Partie beendet werden können. Daraus ergeben sich 11 interessante Brettspielabende, die gut mit einem Partner oder einer Partnerin oder ganz alleine verbracht werden können.

Welche Erfahrungen hast du mit diesem Spiel gemacht
oder hast du noch Fragen zu diesem oder anderen Spielen?

Dann schaut doch auf unserem Discord-Server vorbei: https://discord.gg/DacwPAQJWs

Bilder vom Spiel