TEST // DICE FORGE
Ein neuer Platz im Pantheon der Götter wurde frei und es wurde entschieden, dass es einem Sterblichen gestattet sei, zur Gottheit aufzusteigen. Es soll durch einen Wettkampf entschieden werden, wer eines Gottes würdig ist! Also kommt alle herbei und greift zu euren…. Würfeln? Habt ihr einen Platz unter den Göttern verdient?
Für diesen Test liegt uns eine private Kopie des Spiels DICE FORGE von LIBELLUD vor.
Auf unsere Bewertung hat das keinen Einfluss.
Darum geht es im Spiel!
Bei DICE FORGE versuchen 2-4 Spieler in einem Würfelspiel, so viele Ressourcen und Siegpunkte wie möglich zu ergattern, um zum Schluss als Sieger im Pantheon der Götter aufgenommen zu werden. DICE FORGE ist dabei aber kein normales Würfelspiel. Wie der Name schon vermuten lässt, ist die Hauptmechanik des Spiels das „Schmieden“ seines eigenen Würfels. Jeder Spieler hat zu Beginn 2 identische Würfel, deren Seiten einzeln herausgelöst und mit anderen Seiten ersetzt werden können. Die Würfelseiten geben dabei verschiedene Symbole an und haben einen unterschiedlichen Wert, sodass jeder Spieler seine eigene Strategie verfolgen kann, indem er versucht, seinen Würfel anzupassen.
Die Würfelergebnisse können Gold, Siegpunkte, sogenannte Mond- oder Sonnensteine oder sogar eine Kombination aus allem einbringen. Eine Spielrunde besteht aus 2 festgelegten Phasen.
In Phase 1 werden alle Würfel gewürfelt (nicht nur der Spieler, der am Zug ist, würfelt, sondern alle anderen Mitspieler auch) und die Ergebnisse auf dem jeweiligen Spielertableau festgehalten. Um den Spielbereich so ordentlich wie möglich zu halten, werden diese Ressourcen mit Ressourcenmarkern auf dem Spielertableau vermerkt.
In Phase 2 hat der aktive Spieler die Wahl, ob er mit seinem Gold „shoppen“ gehen oder sich in den Kampf mit Monstern stürzen möchte. Entscheidet er sich für ersteres, begibt der Spieler sich zum „Tempel“, auf dem verschiedene Becken abgebildet sind, in denen sich unterschiedliche Würfelseiten befinden. Nun kann er Würfelseiten für die angegebenen Goldkosten kaufen und direkt in einen seiner beiden Würfel einsetzen. Er darf dabei aber niemals 2 Würfelseiten aus dem gleichen Becken in einem Zug kaufen. Entscheidet er sich für eine „Heldentat“, setzt der aktive Spieler seine Spielfigur auf eine Insel auf dem Spielplan und nimmt sich eine der dort befindlichen Karten. Diese Karten kosten eine gewisse Anzahl an Mond- oder Sonnensteinen, die zuvor mit den Würfeln erwürfelt worden sind.
Die Karten variieren zwischen Karten, die einen bestimmten Effekt auslösen, und Karten, die ausschließlich zum Schluss des Spiels eine große Menge Siegpunkte vergeben. Die Effekt-Karten können beispielsweise spezielle Würfelseiten verleihen, die Mitspieler würfeln lassen und das gewürfelte Ergebnis verlieren oder weitere Effekte, die den Spielverlauf interessant gestalten können. Die Spielfigur des Spielers bleibt nun auf der Insel stehen und „blockiert“ diese für andere Spieler. Diese „Blockade“ ist aber nur metaphorischer Natur, da andere Spieler ihre Figuren immer noch auf diese Position setzen und damit die Spielfigur des anderen Spielers verdrängen können. Der verdrängte Spieler erhält dadurch den Bonus, einen seiner Würfel erneut würfeln zu können und dadurch weitere Ressourcen zusätzlich zu erhalten.
War jeder Spieler einmal an der Reihe, wird der Startspielermarker weitergegeben, sodass der Spieler, der die Runde begonnen hat, in der darauffolgenden Runde als letzter am Zug ist. Dieser Zyklus wiederholt sich, bis eine je nach Spieleranzahl angepasste Rundenanzahl erreicht wurde und die Endwertung ausgeführt wird. DICE FORGE bietet darüber hinaus für eine erhöhte Spielvariation austauschbare Karten für die Inseln an. Diese variieren zwischen schwierigen und leichteren Karten und können auch untereinander gemischt werden. Damit können eigene Spielvarianten mit den liebsten Karten erstellt werden oder auch der Schwierigkeitsgrad bzw. die Komplexität des Spiels angepasst werden.
Spielmaterial
Die Spielschachtel von DICE FORGE bietet 8 Würfelrohlinge, 108 Würfelseiten, 96 Heldentat-Karten, 4 Spielertableaus, 4 Holz-Spielfiguren, 20 farbige Ressourcenmarker, 1 Inselspielplan, 1 Tempelspielplan und ein Plastiksortiersystem, womit die Spielschachtel im Spiel als Tempelfläche und „Bank“ für Kleinteile dient. Die Qualität der Materialien ist sehr solide. Die Würfel und Würfelseiten sind sehr hochwertig. Die Bedienung und das Austauschen der Würfelseiten sind gut durchdacht, da das Austauschen durch Einlassungen zum Aushebeln erleichtert wird. Der Druck ist sehr farbenintensiv und nimmt auch nach häufigem Gebrauch nicht ab. Die Karten entsprechen dem Brettspielstandard, wodurch zwar Kartenhüllen zu empfehlen sein könnten, aber nicht zwangsläufig erforderlich sind.
Die Idee, die Ressourcen anhand von Einlassungen in den Spielertableaus mit Ressourcenwürfeln anzugeben, ist zwar gut, aber die Umsetzung ist dabei etwas holprig. Das „Problem“ ist, dass das Spielertableau keine Rückwand für die Einlassungen hat und die Ressourcenwürfel dadurch schnell herausfallen können.
Das Plastiksortiersystem der Spielschachtel dient nicht nur als Spielelement, sondern auch zum schnellen Einsortieren der Materialien. Jeder Kartenstapel, jeder Würfel und jeder Marker hat eine Einlassung, sodass der Aufbau und Abbau des Spiels schnell und effizient von statten gehen kann. Das Artwork und das generelle Design der Helden und Monster im Comicstil kommt bestimmt bei vielen Altersgruppen gut an.
Das Regelbuch erklärt die Regeln mit sehr vielen Grafiken, sodass nur wenig Text gelesen werden muss. Dadurch wird ein sehr schneller und effizienter Einstieg ermöglicht. Die Symbole und weitere Erklärung zu den Würfelseiten und Karteneffekten werden in einem separaten Appendix erklärt, das am besten immer griffbereit gehalten werden sollte.
Deckbuilding, Enginebuilding und sogar Cardbuilding sind nichts neues mehr auf dem Brettspielmarkt, aber Dicebuilding ist da schon etwas besonderes. DICE FORGE ist schon seit einiger Zeit in meiner Sammlung und kam schon des Öfteren auf den Tisch. Das hat den Vorteil, dass ich es schon mit den verschiedensten Alters- und Spielergruppen austesten konnte und dabei überwiegend positive Rückmeldung erhalten habe.
Die Möglichkeit, seine Würfel im Laufe des Spiels an seine eigene Strategie anpassen zu können und damit verschiedene Möglichkeiten der Siegpunktgewinnung zu schaffen, fühlt sich sehr „richtig“ an. Nüchtern betrachtet ist diese Mechanik zwar ein „Deckbuilding“ im neuen Gewand, aber genau das macht den Charme des Spiels meiner Meinung nach aus. Durch den Würfelaspekt existiert auf jeden Fall ein gewisser Glücksfaktor, aber dieser kann durch die eigene Kontrolle über die Würfelseiten bis zu einem gewissen Grad kontrolliert werden. DICE FORGE ist eines dieser Spiele, bei dem das eigentliche Setting eher irrelevant ist. Am Ende des Tages hätte auch jedes andere Thema als Aufhänger dienen können.
Die Pluspunkte sammelt DICE FORGE insbesondere durch das präsentierte Gesamtbild. Es ergibt Sinn, dass die Würfelseiten durch die Gaben der Götter im Tempel verliehen werden und Siegpunkte durch Heldentaten erreicht werden. Diese Logik rundet das Spielgeschehen sehr gut ab. Auch die Integration der Spielschachtel in den Spielaufbau ist eine sehr gute Idee, da so die Spielfläche und das enthaltene Material optimal genutzt werden. Wie bereits erwähnt, ist die Qualität, die hier angeboten wird, sehr solide. Auch nach häufigem Gebrauch gibt es keine merklichen Gebrauchsspuren, was auch daran liegt, dass das Spielmaterial in horizontaler Lage vom Plastiksortiersystem an seinem Platz gehalten wird.
Dazu kommt, dass die Regeln leicht verständlich sind, was DICE FORGE zu einem guten Spiel für viele Altersgruppen macht. All dies scheint dabei zu vermitteln, dass DICE FORGE ein leichtes Spielchen ausschließlich für Gelegenheitsspieler und Familien ist, aber dies trifft nur teilweise zu. Die Kontrolle und die Möglichkeiten, die die Spieler während ihrer Spielrunden haben, ermöglichen die unterschiedlichsten Strategien, was DICE FORGE damit auch für Brettspiel-Veteranen attraktiv macht, die auf der Suche nach einem schönen Spiel für zwischendurch sind.
Interessiert ihr euch generell für Würfelspiele, habt Freude am Erstellen eurer eigenen „Decks“, um eure Strategie möglichst effizient zu verfolgen, oder wollt einfach ein visuell ansprechendes Spiel für zwischendurch? Dann könnte DICE FORGE etwas für euch sein. Sucht ihr aber ein Spiel mit viel Geschichte, Setting und realistischem Artdesign, bei dem es so gut wie keinen Glücksfaktor gibt, könntet ihr mit DICE FORGE eher weniger Spaß haben.
Bilder vom Spiel
Tags: Draften, Engine Builder, Press Your Luck, Worker Placement, Fantasy, 2-4 Spieler