TEST // CITY OF ANGELS - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel
CITY OF ANGELS ist ein fesselndes Detektivspiel, das nicht zuletzt durch seine verschiedenen Spielvarianten eine breite Masse von BrettspielerInnen ansprechen dürfte. Der kompetitive Ermittlungsmodus ist der mir bislang einzig bekannte dieser Art, was gerade bei Detektivspiel-AnhängerInnen, die sich gerne im Kampf gegen andere ErmittlerInnen erproben möchten, für besondere Freude sorgen dürfte. Allerdings hängt dieser Modus sehr stark von der Qualität des Stichels ab. Wenn der Stichel sich selbst als Teil des Wettkampfes sieht und verbissen versucht, die DetektivInnen zu schlagen, stelle ich mir das Spielerlebnis wenig unterhaltsam vor. Sieht sich der Stichel jedoch als Spielleiter, der der Gruppe ein möglichst großes Spielvergnügen bieten möchte, kann das gleiche Spiel mit den gleichen DetektivInnen viel Spaß bieten. Ich persönlich ziehe die kooperative Spielvariante mit dem Solobuch vor. Zum einen lässt sich dies bestens mit 2 Personen (oder solo) spielen, zum anderen gefällt mir persönlich die Mechanik mit Bespitzeln und Bedrohen nicht ganz so gut.
Beim Spiel mit dem Solobuch hat meine Frau das Nachhalten der Aktionen und die Buchführung übernommen, während ich die Texte vorgelesen haben. Dazwischen gab es dann immer die Diskussionen, wer als nächstes verhört werden soll bzw. welchen unbekannten Ort wir als nächstes näher unter die Lupe nehmen sollten. Mit den Erkenntnissen begannen wir dann, gemeinsam Theorien zu entwickeln und alles durch Beweise wasserdicht zu machen. Bei allen 9 Fällen waren wir mit dieser Methode erfolgreich. Die ersten Fälle waren schnell gelöst und in nicht einmal 30 Minuten haben wir unserem Chef erfolgreich und frühzeitig den Abschlussbericht vorlegen können. Später wurde es zeitlich deutlich anspruchsvoller und es kam vor, dass wir in die Verlängerung gehen mussten. Wir hatten aber nie das Gefühl, dass das Spiel unfair war. Stets gab es Hinweise, die auf den passenden Weg hindeuteten.
Kommen wir nun zu den Punkten, die mir nicht ganz so gut gefallen haben. Mit einer UVP von 69,99 € ist der Preis für meinen Geschmack ein wenig zu hoch. Auch wenn sich das Material als sehr gut herausstellt und sicherlich auch einiges an Entwicklungsarbeit in dem Spiel steckt, wäre ein Preis um die 50 € für mein Wertegefühl deutlich angemessener. Dass ein Tag im Spiel manchmal mitten in einem Verhör wechselt, ist im Hinblick auf das immersive Spielgefühl nicht ganz gelungen. Beim Lösen der Fälle gab es 2 Momente, die wir nicht ganz gelungen fanden. So war die Mordwaffe in einem Fall nur durch Raten und Bauchgefühl als solche zu erkennen und im finalen Fall war die Festlegung des Mordmotivs zu eng gefasst. Wir hatten den Fall bis ins kleinste Detail gelöst, das Motiv aber zwei anderen Begriffen zugeordnet als vorgesehen. Dass die Einsatzbesprechungen und Epiloge von Oliver Rohrbeck, vielen bekannt als Justus Jonas von den ???, vorgelesen werden, ist für HörspielfreundInnen (wie mir) auf der einen Seite zwar eine schöne Sache. Auf der anderen Seite habe ich beim Vortrag immer den Schrottplatz im Hinterkopf und warte förmlich darauf, dass Tante Mathilda mit Kirschkuchen um die Ecke kommt. Eine etwas rauere Stimme, wie die von Matthias Klie (Bosch) wäre thematisch noch ein klein bisschen stimmungsvoller gewesen. Aber hey, das ist nun wirklich Jammern auf hohen Niveau. Oliver Rohrbeck macht seine Sache gut und die Assoziation ist am Ende mein Problem. Beim Spielmaterial gibt es ein Problem mit dem Solobuch. Unter Eintrag 583 steht „[…] ist Verdächtiger #4 […]“, während es hier hätte heißen müssen „[…] ist Verdächtiger #5 […]“. Dies kann je nach Ermittlungsstand zu unschönen Problemen führen. Wer plant, CITY OF ANGELES mit dem Solobuch zu spielen, sollte dies unbedingt vorher korrigieren!
Wen der Preis nicht abschreckt und wer Spaß an Detektivspielen hat, sollte auf CITY OF ANGELS unbedingt sein Augenmerk lenken. Das Verhörsystem macht Spaß, sei es mit einem gut agierenden Stichel oder dem Solobuch, und das Lösen der Fälle hat uns ohne Ausnahme komplett mitgerissen. Die Kritikpunkte sind letzten Endes nur Kleinigkeiten, die dem vorhandenen Spielspaß nur wenig anhaben können. Ich kann CITY OF ANGELS guten Gewissens allen ans Herz legen, die Spaß an Detektivspielen haben. Egal, ob als Team mit Solobuch oder kompetitiv mit einem passionierten Stichel, das Spiel hat beide Modi gut durchdacht und beide wissen auf ihre Art zu gefallen. Wer das Spiel im Solomodus durchgespielt hat, ist bestens gewappnet, um anschließend mit einer anderen Gruppe den Stichel zu spielen. Dann würde sich der Preis auch wieder etwas relativieren.
Bilder zum Spiel
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Tags: 1-5 Spieler, Solospiel, Detektiv