TEST // COLOURS OF PARIS

Test | Colors of Paris

Ende des 19. Jahrhunderts versammelt die Kulturhauptstadt Paris ein paar der einflussreichsten Maler der Kunstgeschichte. Die Atelier-Partner Renoir und Monet inspirieren die Kunstszene mit ihrem sogenannten Impressionismus. Während Manet zum innovativen Freiluftmaler aufsteigt, portraitiert Degas das bunte Pariser Nachtleben. Von dessen Vorbild fasziniert bewundert die Stadt die neue Plakatkunst von Toulouse-Lautrec - ein Meilenstein der Werbung! Sein Freund Vincent van Gogh beginnt hier als Kunsthändler in einer Familienfiliale. COLOURS OF PARIS versammelt die großen Meister zu einem freundschaftlichen Wettbewerb im heimischen Atelier.

 

infos zum spiel

Wir haben COLOURS OF PARIS selbst gekauft.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!

Als Künstler hat man in Europa kein Zuhause. Außer in Paris. (Friedrich Nietzche)

Im Grundspiel von COLOURS OF PARIS erhält jede Person ein Playerboard, auf dem drei Leisten (Farbtuben-, Paletten- und Pinselleiste), sowie der aus dem Kunstunterricht bekannte Farbkreis zu finden ist. Auf ihm werden die farbigen Klötzchen, die Grundfarben und Mischfarbenpigmente darstellen, gesammelt. Alle erhalten drei Figuren in der jeweiligen Spielerfarbe. Das Spielbrett mit der großen Drehscheibe wird in die Tischmitte gelegt und drei bis vier (je nach Personenanzahl) Pappstaffeleien daneben drapiert.

Vom Stapel der Gemäldekarten werden drei mit der Rückseite nach vorne auf diese Staffeleien gestellt. Sie zeigen ein drei-mal-drei-Raster unterschiedlich farbiger Quadrate, auf denen später die Pigmente platziert werden müssen. Abwechselnd setzen die spielenden Personen nun ihre Künstlerfiguren am Rand des Aktionsrades ein. Wurden alle gesetzt, werden die dazugehörigen Aktionen im Uhrzeigersinn, ausgehend von der Person mit dem Startmarker, nacheinander in beliebiger Reihenfolge ausgeführt. Hier erhalten die Kunstschaffenden Pigmente in den Grundfarben gelb, blau oder rot. Die Position ihres Markers auf der Tubenleiste ihres Playerboards gibt an, wie viele Farbpigmente genommen werden dürfen.

Auf drei anderen Feldern können die Grundfarben gemischt werden, um orange, grün oder lila herzustellen. Hierbei muss die Position des Palettenmarkers beachtet werden, um die Anzahl der ,,gemischten“ Farbpigmente zu ermitteln. Schwarze Pigmente sind je sechs Siegpunkte wert und können auf einem Aktionsfeld gegen ein lilafarbenes, ein orangenes und ein grünes Pigmentsteinchen eingetauscht werden. Um ein Bild zu malen, muss ein Meeple zunächst auf einem entsprechenden Aktionsfeld mit Kartensymbol stehen. Nun darf eine ausgestellte Karte von einer Staffelei genommen und neben dem Playerboard platziert werden.

Auf einem anderen Feld, auf dem ein Maler abgebildet ist, kann anschließend die Malaktion ausgelöst werden. Hierbei darf der Spieler oder die Spielerin so viele Farbpigmente auf die passenden Felder der Karte legen, wie der Marker der eigenen Pinselleiste anzeigt. Weiße Pigmente dienen hierbei als Joker, kosten eingesetzt am Ende jedoch zwei Siegpunkte. Sobald eine Karte keine freien Farbfelder mehr hat, wird sie umgedreht, das Bild eines berühmten Künstlers wird sichtbar und die abgedruckten Siegpunkte erhalten ihre Gültigkeit. Erhöht werden können Pinsel-, Paletten- und Tubenleiste auf entsprechenden Aktionsfeldern und gegen Abgabe zweier beliebiger Farbpigmente.

Erreicht ein Marker die Mitte der Leiste, kann sich entweder eine Plakette mit sechs Siegpunkten oder ein zusätzlicher Meeple genommen werden. Am Ende jeder Leiste werden jeweils 10 Siegpunkte freigeschaltet. Die Drehscheibenmitte enthält ein Feld, auf das unbegrenzt Figuren gestellt werden können. Hier werden weiße Pigmente, entsprechend der Anzahl, die die Tubenleiste vorgibt, ausgeschüttet. Auf den Aktionsfeldern daneben kann der Startmarker stibitzt werden, eine andere außenliegende Aktion kopiert oder die Scheibe zu Beginn der nächsten Runde zwei Felder oder gar nicht weitergedreht werden.

Nach der Ausführung jeder einzelnen Aktion wird der entsprechende Meeple umgelegt, um die Übersichtlichkeit zu wahren. Steht keine Figur mehr aufrecht auf dem Board, werden alle bis auf einen wieder zurück in den eigenen Vorrat genommen. Diese verbleibende Figur wird für die nächste Runde wieder aufgestellt und das Aktionsrad wird um ein Feld weitergedreht. Ein Worker ist also bereits für die nächste Runde gesetzt, die dazugehörige Aktion hat sich durch das Drehen des Aktionsrades jedoch verändert. Die Gemäldekarten auf den Staffeleien werden aufgefüllt und die Kunstschaffenden kontrollieren abschließend, ob sie das Pigmentlimit von 12 einhalten. Wenn nicht, werden überschüssige entfernt und die nächste Worker-Einsetzrunde beginnt.

Sobald eine Person am Tisch ihr zweites Gemälde fertiggestellt hat, oder alle sechs schwarzen Farbpigmente verteilt wurden, endet das Spiel und die Person mit den meisten Siegpunkten hat das Spiel gewonnen.

Dem Spiel liegen zwei Erweiterungsmodule bei: Bonuskarten und Charaktertableaus. Von ersterem liegen immer vier offen aus. Sie zeigen Aktionen des Spielplans oder Zusatzaktionen. Diese Karten können durch die Aktivierung des Kartenaktionsfeld mit weißen Farbpigmenten gekauft werden und entweder einmal direkt nach dem Kauf oder einmal zu einem beliebigen Zeitpunkt in der Partie ausgelöst werden. Hierüber entscheidet die Spielerunde zu Beginn der Partie. Werden die Charaktertableaus mit ins Spiel genommen, sucht sich jede Person einen berühmten Maler aus und legt ihn neben ihr Playerboard. Jeder berühmte Künstler hat eine individuelle Fähigkeit, die die Grundregeln oder die Aktionen auf dem Spielplan erweitern.

Farbtokens aus der Tube

Das Kunstthema wird schon durch das Spielmaterial gelungen transportiert: die komplette Farbpalette wird durch viele kleine bunte Marker realisiert, die geordnet in den eigenen Farbkreis auf dem hochwertigen Doublelayerboard abgelegt werden können. Die charmante Drehscheibe auf dem Spielbrett ist unkompliziert zu handhaben, die Einsatzfelder auf dem statischen Brett darunter könnten etwas deutlicher hervortreten.

Neben den vielen Plastikwürfelchen liegen kleine, pinselschwingende und baskenmützentragende Malerfiguren aus Holz bei, die das thematische Flair unterstützen. Die Gemäldekarten sind einfach wunderschön anzusehen, da sie berühmte Werke von Van Gogh bis Monet zeigen. Portraits dieser Meister sind auf den dicken Charakterkarten beidseitig zu finden, was jedes Kunstkennerherz höherschlagen lässt.

Die Anleitung fasst die Regeln bebildert und knapp auf acht Seite zusammen – teilweise etwas zu knapp, da auf Regeldetails, wie ausgehende Farbpigmente, nicht eingegangen wird.


Als Kunst-Fan konnte das Spiel bei mir schon mit seinem wunderschönen Cover punkten. Das Material und die Illustrationen sind so liebevoll und authentisch gestaltet, dass bereits das Auspacken und Anschauen Freude macht. Die Regeln sind schnell gelesen, verstanden und anderen beigebracht. Im Grunde ist COLOURS OF PARIS nämlich ein klassisches und unkompliziertes Worker-Placement Spiel. Im Grundspiel sogar auf Familienspielerniveau.

Mit den beiden Modulen erreicht es dann Kennerlevel. Unkompliziert, aber nicht unkomplex, denn die leichte Würze zeigt sich beim Drehen des Aktionsrades. Besonders reizvoll ist dieser Twist zwar nicht, aber es hebt sich damit schon etwas von ähnlichen Leichtgewichten des Genres ab. Hat man den Anspruch einer cleveren Spieltaktik, muss beim Setzen der Figuren bereits an das Drehen in der nächsten Runde gedacht werden, um von der Änderung der Aktionsfelder langfristig zu profitieren. Das Zurücklassen eines kostbaren Arbeiters ist dann die Prise Salz in der Suppe, wenn der Teller sich dreht. Spielmechanisch ist es also durchaus interessant, für uns aber erst ab drei Spielern. Zu zweit werden zwar einige Felder gesperrt, trotzdem fühlten sich die Möglichkeiten uninteressanter an, als im Spiel zu viert. Den Startspielermarker zu ergattern oder auf unvorhersehbare Weise am Rad zu drehen, ist in größeren Runden deutlich attraktiver.

Das Kriterium für das Spielende hört sich zunächst einfach an, zwei Gemälde mit je neun Pigmenten werden doch wohl schnell zu schaffen sein, gerade wenn die Tubenleiste mit einem Zug fünf oder mehr Pigmente ermöglicht, doch Leisten aufzuleveln, Farben zu sammeln und zu mischen, Karten zu holen und das Pigmentlimit von 12 einzuhalten, erweist sich dann doch zeitintensiver als gedacht. Trotzdem ist eine Partie auch zu viert in ca. einer Stunde flott gespielt und wird so seinem Familien-, bis Kennerspielniveau gerecht. Die Symbolik trägt hier ebenfalls zum flüssigen Spielablauf bei, denn alles ist thematisch absolut stimmig und damit nachvollziehbar. Grüne Pigmente erhält man durch die Abgabe von blauen und gelben Tokens, orangene mit rot und gelb usw.

Dass die Anzahl der Grundfarbenpigmente mit der Anzahl der vorhandenen Tuben (Tubenleiste) und die Mischfarben mit der Palettenleiste korrelieren, auf der die Farben gemischt werden, und zum Malen mehr Pinsel gebraucht werden, können alle am Tisch nachvollziehen. Nachdem bereits 12 Pigmente gesammelt wurden, trocknet die Farbe aus, weil laut Anleitung zu viele Tuben geöffnet wurden. Jedes Bild braucht eine andere Farbkombination um hergestellt zu werden. Beim ,,Malen“ und ,,Mischen“ kommt daher das Gefühl einen Künstler zu imitieren absolut rüber. Ist ein Gemälde vollendet und man sieht nach dem Umdrehen zum ersten Mal sein gemaltes Kunstwerk, ist man auf eine mütterliche Art stolz darauf. Schade nur, dass an dieser Stelle der Lerneffekt, aufgrund des fehlenden Künstlernamens auf den Gemälden, ausbleibt und jedes der insgesamt acht Werke je viermal vorhanden ist. Dadurch kommt man sich wie ein Kunstschwindler vor, wenn dasselbe Bild bereits im Repertoire des Nachbarkünstlers zu finden ist. Die Kunstwelt hätte da bestimmt noch das ein oder andere Meisterwerk hergegeben. CANVAS hat mit ähnlichem Thema und hochwertigen Ministaffeleien die Latte innerhalb dieses Themas sehr hoch gelegt. Dagegen wirken die Zwei-Komponenten-Pappstaffeleien hier doch sehr primitiv. Diese Feinheiten fallen jedoch bestimmt nicht jedem auf oder ins Gewicht.

Die Module bringen kleine Entscheidungen und Variationen ins Spiel, strategische Veränderungen bieten hier aber nur die Bonuskarten. Die Charakterkarten sind zwar schön anzusehen, bringen aber dem Spiel nicht viel Mehrwert und noch weniger Sinnhaftigkeit. Denn wenn Renoir ein Van-Gogh-Gemälde vollendet, fühlt sich das als Kunstliebhaber einfach falsch an.

Familien- und Kennerspieler mit Affinität zur impressionistischen Kunst und Worker-Placement-Mechanik machen mit COLOURS OF PARIS wenig falsch. Uns konnte es zwar nicht langfristig um sein drehbares Spielfeld locken, dafür aber vielleicht mal wieder ins nächste Kunstmuseum.

 

Wertung zum spiel

 

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Tags: 40-80 Minuten, Ressourcenmanagement, Enginebuilder, Workerplacement, 2-4 Spieler

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