Test | Brew
Im Waldland herrscht Chaos. Die Zeit ist erschüttert und alle vier Jahreszeiten existieren gleichzeitig. Zumindest kommt es uns so vor, denn ob das Ganze wirklich so stattfindet lässt sich anzweifeln. Im Spiel brauen die Charaktere Tränke, in denen nicht selten „Shrooms“ eine Zutat sind. Nun ist der Wald voller mystischer Kreaturen, die Zeit verändert und auch sonst ist alles anders. Es ist an uns wieder Ruhe ins Waldland zu bringen.
"Brew" stammt aus unserer privaten Sammlung.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Worum geht es in dem Spiel?
„Brew“ ist ein Dice-Placement- und Ressourcenmangement-Spiel mit einem hohen Area-Control-Anteil. Jede Runde werden Würfel geworfen und auf Waldkarten eingesetzt, um Aktionen auszuführen und hoffentlich die Mehrheit mit eigenen Würfeln zu erreichen, um die Waldkarte zu erobern. Ziel des Spiels ist es am meisten Siegpunkte zu generieren, mit eroberten Waldkarten, trainierten Tieren und Tränken.
Jede Person sucht sich einen von vier Charakteren aus und erhält vier Würfel in der entsprechenden Farbe plus zwei Element-Würfel. Die Würfel zeigen jeweils drei verschiedene Symbole. Zu Beginn jeder Runde werden alle sechs gewürfelt und können nun, wie in einem klassischen Worker-Placement-Spiel, auf dem Spielplan und den Waldkarten eingesetzt werden.
Die meisten Einsatzfelder fordern ein bestimmtes Symbol, welches der Würfel zeigen muss, damit es genutzt werden kann. Durch das Einsetzen können mystische Tiere trainiert werden, die Sonderfähigkeiten haben oder es werden schlicht Ressourcen gesammelt. Diese können in Tränke investiert werden, die einerseits Siegpunkte wert sind, aber auch eine Fähigkeit, die ausgelöst wird, mitbringen sobald der Trank getrunken wurde. Durch Tränke, die Symbole auf den Element-Würfeln und einigen Einsatzfeldern lassen sich Würfeln manipulieren und verschieben.
Wer am Ende der Runde die meisten Würfel der eigenen Farbe auf einer der Waldkarten hat, kann diesen für sich beanspruchen. Wälder und Tiere haben bestimmte Jahreszeiten, die farblich markiert sind. Ein trainiertes Tier kann in einen eroberten Wald der gleichen Farbe entlassen werden, um noch mehr Punkte einzubringen. Wurden die Wälder verteilt und eine neue Runde beginnt, wird der Spielplan von der Tag- auf die Nachtseite gedreht und es gibt nun anderen Einsatzfelder zur Auswahl.
Auf dem Spielplan können Element-Würfel entfernt, Tiere trainiert, Ressourcen gesammelt, Tränke reserviert und sogar Einsatzfelder auf Waldkarten verbrannt werden. Aber jeder Würfel auf dem Spielplan ist nicht auf einer Waldkarte und zählt nicht zu den Mehrheiten.
Nach vier Runden ist das Spiel vorbei und alle Punkte werden zusammengezählt.
„Brew" ist eine Mixtur aus Eurogame und Area Control. Ein Dice Placer mit einer hohen Interaktion. Es werden nicht nur Stellplätze weggeschnappt, wie in anderen Spielen dieses Genres, es wird wirklich um Stellplätze gekämpft.
„Brew“ lädt ein zum Grübeln, aber beschränkt auf galante Weise die Möglichkeiten, indem die Einsatzfelder bestimmte Würfelsymbole benötigen. Was sich nach Glück anhört, würde ich eher als Varianz bezeichnen und sorgt hier für den nötigen Spielfluss. Wie die Symbole auf den Karten in „Dune Imperium“, die benötigt werden, um bestimmte Felder nutzen zu können, ist auch hier die eingeschränkte Auswahl eine treibende Kraft. Es ist dennoch immer etwas möglich und zur Not muss halt der Spielplan herhalten, der einige starke Aktionen bereithält.
Das Verdecken, Verschieben und Beseitigen der gegnerischen Würfel macht richtig Spaß, ist aber auch eine knifflige Aufgabe. Die Aktionen auf den Trankkarten und die Effekte der Tiere richtig einzusetzen und auch noch alle Gegenspielerinnen und -spieler auszutricksen erfordert ganz schön Gehirnschmalz. Aber die Leistung fühlt sich nicht so vergeudet an, wie in komplexen Aufbauspielen, bei denen stumpf nebeneinanderher gespielt wird. Das Spiel belohnt geglückte Manöver sofort. Ich habe richtig das Gefühl etwas für meine Anstrengung zu bekommen.
So ein gutes Spaß zu Schmalz Verhältnis erlebe ich selten und es lässt mich in Erinnerungen schwelgen, als bei uns noch mehr „Scythe“ gespielt wurde. Denn wann kommt es schon mal vor, dass Aufbaustrategie und Kampf so gut miteinander harmonieren? Leider sehr selten. Im Gegensatz zu „Scythe“ lässt sich „Brew“ auch sehr gut zu zweit spielen. Es funktioniert in jeder Konstellation.
Am schwierigsten ist es die farblich passenden Wälder zu den trainierten Tieren zu erobern. Jetzt fallen die Würfel und es sind nicht die richtigen Symbole dabei für den Wald des Begehrens. Also erst ein Tier besorgen, das einem mehr Zutaten einbringt, um einen Trank zu brauen, der die Würfel auf die benötigten Seiten dreht und den Rest nutzen, um die Waldkarte zu erkämpfen. Alles ist sehr schön miteinander verzahnt.
Vom Komplexität Grad her ist es gleichauf mit „Flügelschlag“. Die Einstiegsschwelle ist niedrig genug, dass auch Gelegenheitsspielerinnen und -spieler sie problemlos überwinden können, aber die strategische Tiefe ist hoch genug, dass auch Expertinnen und Experten damit ihren Spaß haben. „Brew“ trifft genau den Sweet Spot. Alle Aktionen und Effekte sind schnell erklärt, aber das Spiel zu gewinnen ist eine Herausforderung.
Nicht nur mechanisch hat „Brew“ meinen Geschmack voll getroffen. Auch der Fantasy-Manga-Mix der Illustrationen zieht mich sofort in diese Welt. Die Aufmachung ist sehr gelungen und für unter 40€ ist das Material hervorragend.
Ich muss sagen, dass ich lange nicht mehr so begeistert war. Es ist ein gutes Aufbauspiel, das vom Anfang bis zum Ende spannend ist. Es ist günstig, top gestaltet und bietet langanhaltenden Spielspaß. Ich kann „Brew" uneingeschränkt empfehlen.
„Brew“ ist eine interessante Mischung aus Area Control, Dice Placement und Eurospiel und bietet ein wildes Potpourri an Spielelementen, die - soviel sei schon mal verraten - wunderbar ineinander greifen, ohne dabei komplex zu wirken.
Die kompakte Spielbox ist bis oben hin mit Spielmaterial gefüllt, ordentlich sortiert in das mitgelieferte Inlay. Generell lässt der erste Auftritt von „Brew“ nichts zu wünschen übrig. Die Illustrationen sind stimmig, das Spielmaterial hochwertig. Vor allem die schicken Würfel haben es uns angetan.
Auch wenn die Regeln nicht schwierig sind, war doch eine erste Partie nötig, um sich in die Spielmechanik einzufinden und das Zusammenspiel der verschiedenen Mechanismen zu verstehen - beispielsweise welche Würfel wo und wie am besten zu nutzen sind. Danach ist das Spiel aber sehr intuitiv und in etwa zehn Minuten auch Neueinsteigern erklärt.
Eine sehr interessante Idee ist das Wenden des Spielfelds in jeder Runde, wodurch andere Aktionen zur Verfügung stehen. Wir können nicht unbedingt behaupten, dass wir aktiv danach gespielt hätten, dennoch schafft dies durchaus Abwechslung.
Durch das Area Control Spielelement mit dem Besetzen der Wälder ist das Spiel stark interaktiv und zuweilen auch richtig gemein. Für Fans friedfertiger, harmonischer Spiele ist „Brew“ damit eher nicht geeignet - auch wenn das Titelbild eher etwas anderes vermittelt. Für uns war gerade diese starke Interaktion aber eine große Stärke des Spiels. Es macht Spaß zu taktieren, wie der Konkurrenz ein Wald abgeluchst werden kann, indem zum Beispiel zwei Würfel getauscht, oder mal eben alle verbleibenden freien Felder verbrannt werden.
Das Spiel ist bereits zu zweit sehr spannend. Je mehr Personen beteiligt sind, desto weniger planbar wird es dann aber, da zwischen zwei eigenen Zügen mehr geschieht und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die begehrten Plätze belegt sind. Mit zwei oder drei Personen hat uns „Brew“ daher am besten gefallen, es macht aber durchaus auch zu viert Spaß, dann allerdings mit steigenden Wartezeiten.
Uns hat „Brew“ mit seinen vielen Möglichkeiten, der hohen Interaktion und der hübschen Optik bei einer überschaubaren Spielzeit sehr gut gefallen. Es bietet keine wirklich innovativen Spielelemente, vielmehr wurden bekannte Mechanismen geschickt so miteinander verknüpft, dass durchaus ein eigenes, unverbrauchtes Spielgefühl aufkommt. Wir können nur empfehlen, einen genaueren Blick auf „Brew“ zu werfen.
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Bilder vom Spiel
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Tags: 2-4 Personen, Ressoucenmanagement, Würfelplatzierung, 45-90 Minuten, Area Control, Eurogame