Test | Eclipse - Das zweite galaktische Zeitalter - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel
Bevor ich zu meiner Wertung komme, die wahrscheinlich nur die wenigsten wirklich überrascht, ein paar Dinge vorab: In meiner Spielegruppe spielen wir so gut wie nie Spiele wie „Eclipse - Das zweite galaktische Zeitalter“. Auch habe ich im Allgemeinen mit Spielen dieser Art nur begrenzte Erfahrung (zwei Partien Twilight Imperium 3. Edition zum Beispiel). Ebenso habe ich den Vorgänger „Eclipse“ von 2011 nie gespielt. Dementsprechend ist die Wertung aus einer anderen Perspektive zu sehen.
Um nicht länger um den heißen Brei herumzureden: „Eclipse - Das zweite galaktische Zeitalter“ ist eins der besten Spiele, die ich jemals auf den Tisch bekommen habe. Denn auch obwohl ich gar nicht wirklich zur Zielgruppe gehöre, hat es mich und meine Mitspielenden von der ersten Partie an begeistert. Dazu trägt sicherlich auch der etwas Eurogame-artige Mechanismus des Spiels bei. So gibt es eine begrenzte Rundenanzahl, die sich vor allem im Spiel mit weniger Personen recht knapp anfühlt. Das hält die gesamte Spielzeit im Rahmen. Außerdem müssen Ressourcen verwaltet werden, von denen eine (das Geld) als Aktionspunkte fungiert, die man pro Runde ausführen kann. Da fühlte ich mich doch etwas heimisch.
Der dickste Pluspunkt ist für mich aber die Zugänglichkeit des Spiels. Auch wenn es eine ungeheure Komplexität und eine nicht gerade kleine Zahl an verschiedenen, miteinander verwobenen Mechanismen und Regeln bietet, ist es doch relativ leicht zu erlernen und eingängig zu spielen. Nach ein paar Runden oder spätestens einer Partie sitzen die Grundregeln. Viel Geblättere im, übersichtlichen und gut geschriebenen, Regelbuch ist nur selten nötig. Die Aktionen und Züge sind klar strukturiert und recht simpel. Die Runden laufen wie eine gut geölte, meist sehr flotte Maschinerie.
Apropos Maschinerie: Das eigene Weltraum-Imperium zu verwalten ist für Freunde von knappen Aktionen und Ressourcen ein wahres Fest. Jede Erkundungsaktion ist spannend und kann spielprägend sein, denn gerade die ersten paar entdeckten Sektoren sind maßgeblich für die eigene Strategie. Zu entscheiden, welche Sektoren und Planeten kontrolliert bzw. besiedelt werden sollen fühlt sich – im bestmöglichen Sinn – an wie ein Puzzle. Lieber die Wissenschaft ausbauen, um möglicherweise spielentscheidende Technologien vor den anderen zu entwickeln, oder doch mehr Baumaterial beschaffen, um mehr Schiffe oder Gebäude zu produzieren? Aber was bringt es alles, wenn nicht genügend Cash für Aktionen zur Verfügung steht? Man muss sich seine Prioritäten jede Runde neu setzen.
Die Interaktion zwischen allen Mitspielenden kann stark variieren, je nachdem, welche Fraktionen an der Partie beteiligt sind. Die ganz der Wissenschaft verschriebenen Hydraner oder die moosähnlichen Planta machen lieber ihr eigenes Ding und bunkern sich ein. Ganz anders spielt es sich bspw. als Orion Hegemonie, die voll auf Konfrontation setzen. Bei allen Star Trek-Fans wird diese Fraktion mit ihren großen schwarzen (Borg?-)Würfeln ganz bestimmte Assoziationen auslösen. Die Fraktionen unterscheiden sich dabei genug voneinander, dass man jede ausprobieren möchte aber doch nicht so sehr, dass es in Asymmetrie kippen würde.
Das Salz in der kosmischen Suppe sind für mich die Technologien, die jede Runde neu gezogen werden. Es ist einfach unheimlich spannend zu sehen, welche Waffen, Gebäude und Technologien zur Verfügung stehen. Vor allem in den ersten Partien hält das Spiel somit einige Überraschungen parat. So wird die Bunker-Strategie, in der man die erforschten Sektoren so legt, dass andere Fraktionen gar nicht bis zum eigenen Reich durchdringen können, obsolet, sobald der Wurmloch-Generator aufgedeckt wird. Dieser erlaubt es durch nicht vollständig verbundene Sektoren zu reisen: Eine Fähigkeit, die alles verändern kann.
Ebenfalls eine schöne Knobelei sind für mich die Schiffs-Verbesserungen. Es macht mir unheimliche Freude über mögliche Zusammenstellungen von Kreuzern, Abfangjägern und Raumstationen nachzudenken. Lieber defensiv und hartnäckig mit viel Panzerung und Schilden oder doch als Glaskanone mit Raketenwerfern und Kanonenrohren durch das Weltall fliegen? Das eine klingt sinnvoller, aber sechs Würfel pro Schiff im Angriff werfen? Das klingt einfach nach Spaß.
Und auch wenn ich mit der Schwärmerei sicherlich noch lange weitermachen könnte, gibt es doch auch Kritikpunkte. Zuallererst muss die Produktion, das Material und der damit einhergehende Preis erwähnt werden. Bei „Eclipse - Das zweite galaktische Zeitalter“ handelt es sich in allen genannten Kategorien um ein absolutes Premium-Produkt. Die Miniaturen finde ich in einem Spiel dieser Art sinnvoll, auch wenn man über deren Größe diskutieren kann. Allerdings hätten die Macher ansonsten etwas am Plastik sparen können: Zum Beispiel bei den Bevölkerungs-Markern oder den Einflussscheiben. In seiner jetzigen Produktionsform artet das Spiel doch zu einer ziemlichen Plastik-Schlacht aus.
Außerdem ist Größe generell so eine Sache. Das Spiel nimmt schon zu dritt oder viert einen extra großen und künstlich erweiterten Tisch vollständig ein. Das liegt hauptsächlich an den übertrieben großen Fraktionstableaus und den unzähligen Aufbewahrungskisten und eher nicht an den Minis oder dem Spielplan. Sortieren und einräumen lässt sich so alles gut, aber Platz beim Spielen muss man dafür auch erstmal finden. Hinzu kommen dann noch die Ressourcentafeln, deren Aussehen sicherlich Geschmackssache ist. Über deren Funktion lässt sich aber streiten. Als Stauraum funktionieren sie gut, aber das Verstellen der einzelnen Ressourcen-Regler und die ganzen kleinen Würfelchen auf den Bevölkerungsleisten sind schon etwas fummelig. Die Platzierung dieser ganzen Kästen und Tableaus gleicht einer Partie Space-Tetris, was den Aufbau anstrengender macht als er sein müsste.
Lobend erwähnen muss ich aber noch die Spielschachtel, die zwar groß, aber zumindest nicht größer ist, als sie sein müsste. Und das Sortiersystem ist wirklich super. Eine kleine, einseitige Anleitung zeigt auf, in welcher Reihenfolge alles übereinandergeschichtet werden soll – und das passt dann auch.
Insgesamt muss ich vor „Eclipse - Das zweite galaktische Zeitalter“ meinen Hut ziehen. Das Spiel fühlt sich episch an, ist aber vom Regelwerk und auch von der Spielzeit her im Bereich des Machbaren angesiedelt. Dabei gibt es unheimlich viel an Fraktionen, Technologien sowie Verbesserungen zu entdecken und auszuprobieren. Die Verwaltung des eigenen Reichs ist stets knifflig, aber nicht zermürbend komplex. Wer bereit ist, den Platz und das Geld zu investieren, bekommt dafür sehr viel geboten – und zwar auch, wenn man nicht unbedingt passionierter Weltraum 4X-Spieler ist. Für eine Platzierung im höchsten interstellaren Spiele-Olymp reicht es zwar nicht ganz, aber dennoch zählt Eclipse zu den besten Spielen, die ich seit Langem gespielt habe und hat seine Top-Bewertungen und den Hype absolut verdient. Ich habe mein persönliches Weltraum 4X-Spiel gefunden.
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Bilder zum Spiel
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Tags: 4X Spiell, Miniaturen, Weltraum, Science Fiction