
Prototyp | Final Titan - Meine Meinung
Zunächst möchte ich betonen, dass es sich bei „Final Titan“ um einen Prototyp handelt. Material, Spielmechaniken, Regeln, Werte und Kartentexte befinden sich noch in der Entwicklung und können sich bis zur finalen Version ändern.
„Final Titan“ hat mich auf mehreren Ebenen positiv überrascht. Nerdlab Games, ein sympathisches deutsches Studio, das bereits mit „Mindbug“ und „Agent Avenue“ kreative Ideen überzeugend umgesetzt hat, zeigt auch hier wieder Mut zur Originalität.
Die Regeln sind angenehm verständlich und mit einem Augenzwinkern formuliert – inklusive zahlreicher Beispiele. Humor in Regeltexten ist nicht ungefährlich, funktioniert hier aber gut. Der lockere Ton passt hervorragend zum trashig-emotionalen Arena-Feeling, das das Spiel vermitteln möchte.
Ein besonders positiver Aspekt von „Final Titan“ ist die niedrige Einstiegshürde. Das Spiel ist sehr schnell erklärt. Bei meinen Testrunden konnte ich teilweise sogar während des Spielens die Regeln vermitteln – etwas, das ich sonst zu vermeiden versuche. Trotzdem entstehen sofort emotionale und mitreißende Momente. Das Spiel lebt von diesen Tischdynamiken: lautes Anfeuern, fiese Kommentare ausgeschiedener Mitspielender und dramatische Gefechte in der Arena. Diese Art emotionaler Interaktion erinnert stark an Spiele wie „Luchador!“.
Ein großes Thema dürfte das Artwork sein. Der Schriftzug erinnert sofort an „Indiana Jones“, die Illustrationen hingegen wirken wie aus einem Marvel-Comic. Das sorgt für Diskussionsstoff, denn über den Grafikstil lässt sich streiten. Ich selbst bin kein Fan von Superhelden-Ästhetik, und in meinen Runden wurde das Design durchaus kontrovers aufgenommen. Interessanterweise waren gerade die lautesten Kritikerinnen und Kritiker später oft die größten Fans – nicht selten wurde trotz anfänglicher Skepsis direkt eine zweite Partie gespielt.
Was den Langzeitspielwert betrifft, fällt mir eine abschließende Bewertung noch schwer. „Final Titan“ ist bewusst simpel gehalten und will kein Kennerspiel sein. Unterstützende sollten sich dieser Tatsache bewusst sein. Das Spiel ist stark glücksabhängig, bietet aber im Rahmen der Mechanik strategische Entscheidungen. Die große Vielfalt an Charakteren und Kombinationsmöglichkeiten im Team sorgt für Abwechslung und lädt dazu ein, Synergien zu entdecken und gezielter zu draften.
Als Absacker oder Icebreaker funktioniert „Final Titan“ sehr gut. Es nimmt sich selbst nicht zu ernst, bringt aber genau die richtige Portion Chaos und Emotionen an den Tisch. Gruppen, die Lust auf schnelle und witzige Konfrontationen haben und selbst zur Stimmung beitragen, könnten hier gut aufgehoben sein. Besonders in der aktuellen Zeit ist es erfreulich zu sehen, wenn deutsche Entwicklerteams den Schritt auf internationale Crowdfunding-Plattformen wagen – das verdient Beachtung und Unterstützung.
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Bilder des Spiels