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TEST // Im Märchenwald

TEST // Im Märchenwald

Schon 2000 veröffentlichte der Remsecker Verlag ADLUNG mit "Im Märchenwald" ein kooperatives Memory-Spiel von Markus Nikisch für 1-8 Spieler, welches 2001 zum Kinderspiel des Jahres nominiert war. Wir hieven das Spiel aus der Mottenkiste direkt auf unseren Tisch und schauen es uns für euch einmal genauer an.

Worum geht es im Spiel?

Ziel des Spiels ist es, die Prinzessin mit sieben magischen Gegenständen zu heilen. Dafür müssen die Spieler den namensgebenden Märchenwald erkunden und die Gegenstände vor ihren Widersachern, den sieben Zwergen, ausfindig machen. Und keine Sorge, der Titel eignet sich auch für Vielspieler, wie ihr im Fazit nachlesen könnt. Aber zunächst der Spielablauf.

Für den Spielaufbau werden zunächst die Waldkarten gemischt und diese verdeckt zu einem 7 x 7 großen Feld ausgelegt. Die Baumkarten werden auf die Seite gelegt und kommen erst später ins Spiel. Dann wird aus den Startkarten ein magischer Gegenstand gezogen, den die Gruppe jetzt als erstes suchen muss. Dafür decken die Spieler reihum je eine Karte auf. Diese beinhalten in aller Regel einen auf dem Waldboden liegenden Gegenstand, den man mit der Abbildung im Spiegel auf der Startkarte abgleicht. Passt es, haben die Helden die erste Aufgabe erfüllt, die Karte wird zur Startkarte gelegt und eine Baumkarte an ihre Stelle gelegt. Auf dieser Karte ist wiederum oben ein Spiegel abgedruckt, der den Gegenstand anzeigt, welche man nun im Wald erspähen muss. Der aktive Spieler darf als Belohnung gleich nochmal losziehen und eine weitere Karte aufdecken. Stimmen die Gegenstände nicht überein, kommt einfach der nächste Spieler dran.

Neben den magischen Gegenständen kann das Team auch auf Hexen, Raben und Zwerge stoßen. Bei Hexen müssen zwei beliebige Karten getauscht werden, der Rabe klaut den Spielern Gegenstände. Danach werden beide wieder an Ort und Stelle umgedreht. Es ist also ratsam, sich genauestens zu merken, wo sich Hexe und Rabe befinden. Das ist im Falle der Zwerge nicht notwendig, da sie am Spielfeldrand wie die magischen Gegenstände gesammelt werden. Läuft der Gruppe der siebte Zwerg über den Weg, ist das Spiel sofort verloren und die Prinzessin wird von den kleinen Gesellen zum Dank für die Rettungstat mitgenommen. Hat man hingegen sieben der magischen Gegenstände gesammelt, muss man schnell das Schloss im Karten-Wirrwarr finden, dann gewinnen alle.

Spielmaterial

Wie üblich bei ADLUNG-Spielen kommen die Karten in einem schönen Karton daher, der mit einer zum Thema passenden Illustration aufwartet. Franz Vohwinkel schaffte es hier, eine verträumte Szenerie einzufangen, welche sicherlich zu den schönsten im gesamten ADLUNG-Backkatalog gezählt werden kann und auch viele Konkurrenzprodukte aus der jüngeren Vergangenheit in die Tasche steckt. Apropos in die Tasche stecken. Aufgrund des Formats passt die Schachtel in jede Hosen- oder Jackentasche, sodass man das Spiel überall hin mitnehmen kann. Allerdings wird der gefaltete Karton so mit der Zeit sehr leiden, da das Material für solche Strapazen nicht ausgelegt ist. Für jemanden wie mich, denen unbeschädigte Verpackungen wichtig sind, ein klarer Minuspunkt. Aber das ist aus meiner Sicht ein generelles Dilemma beim Verlag.

Die beiliegende Anleitung ist entsprechend der Schachtelgröße recht klein und die winzige Schrift wird gerade die älteren Semester vor Probleme stellen. Zum Glück ist die Anleitung aber gut strukturiert und die einfachen Regeln sind dadurch schnell gelesen. Die Karten bilden das Herzstück von Im Märchenwald und greifen farblich die Schachtelgestaltung auf, wodurch beim Legen der Karten eine stimmungsvolle Atmosphäre aufkommt. Lediglich der Rabe und die Bäume sind aufgrund des niedrigen Kontrasts bei schlechtem Licht kaum zu unterscheiden, was wir als störend empfunden haben. ADLUNG-typisch warten die Karten aber mit einer hohen Materialdicke auf, was gerade bei einem Kinderspiel vonnöten ist.


Wie schlägt sich das 19-jährige Leichtgewicht nun auf dem Spieletisch und für wen könnte Im Märchenwald interessant sein? Kinder sind sicherlich die eigentliche Zielgruppe von "Im Märchenwald". Das wohlvertraute Memory-Konzept, verbunden mit einer Märchensaga und dem kooperativen Spielelement, welches zum Erscheinungszeitraum lange nicht so verbreitet war wie heute, sollte die Kleinen bald fesseln. Ganz nebenbei werden wichtige soft skills für das spätere Leben vermitteln. Ich muss allerdings zugeben, dass ich das Spiel noch nie mit Kindern gespielt habe und daher nicht abschließend sagen kann, wie gut "Im Märchenwald" in dieser Konstellation wirklich funktioniert.

Bei einem bin ich mir aber sicher – der Nachwuchs wäre den meisten von uns Erwachsenen haushoch überlegen im Merken der passenden Paare. In meinen Spielerunden gab es genug Momente, bei welchen wir kopfschüttelnd ob unserer eigenen Unfähigkeit, sich Dinge kurz einzuprägen, dasaßen. Das war natürlich verbunden mit dem einen oder anderen Lacher. Für alle Koop-Freunde da draußen kann "Im Märchenwald" nach hitzigen Gefechten oder gemeinsamen Schlachten ein idealer Absacker sein, bei dem man nicht allzu viel denken muss und sich zur Not einfach dem brillanten Setting und dem Zufall hingeben kann. Denn auch dann funktioniert das Spiel noch prächtig und erzeugt durch den Raben-Mechanismus immer wieder Spannung. Die Zwerge machen einem das Leben ebenfalls schwer und gewinnen die Partie gerne auch mal, sodass zumindest unter Erwachsenen kein Durchmarsch möglich sein sollte. Die Hexe empfanden wir als Spielelement, welches den Verlauf kaum verändert. Stellenweise hilfreich, ansonsten reines Abarbeiten von Formalien.

Nichtsdestotrotz überzeugt "Im Märchenwald" auf weiter Strecke und könnte gerade für Familien und die oben erwähnten Fans von kooperativen Spielen ein Titel sein, dem man nach all den Jahren doch mal eine Chance gibt. Alle anderen werden hier jedoch nicht glücklich, da das Spiel dafür einfach nicht genug hergibt und auch nicht für diese Zielgruppen konzipiert wurde. Ich ziehe jetzt aber erstmal wieder los, um die Prinzessin zu retten. Mein Kopf raucht schon vor lauter Schreiben. In diesem Sinne sage ich: „Bis zum nächsten Mal.“

Bilder zum Spiel

Tags: 1-8 Spieler, Memory, Familienspiel, Kooperativ, Solospiel

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