TEST // THE FEW AND CURSED - DELUXE EDITION
Vergesst den Wilden Westen, wie ihr ihn aus so vielen Filmen kennt. In THE FEW AND CURSED ist der Wilde Westen eine trostlose Steppe, in der Wasser ein seltenes Gut ist, weshalb es anstelle von Silber und Gold als Zahlungsmittel verwendet wird. Das Land steckt voller Gefahren, die meist alles andere als irdischen Ursprungs sind. Einsame Outlaws wie Redhead, Jebediah und Co. haben sich in dieser rauen Welt einen Namen gemacht, indem sie finstere Mächte bekämpfen. Neben dem Umstand, dass die Welt dadurch ein klein wenig sicherer wird, gelingt es ihnen so auch, die eine oder andere Wassereinheit zu verdienen. Doch am Ende geht es nur darum, wer von ihnen den größten Schneid unter Beweis gestellt hat.
GRIMSPIRE hat uns THE FEW AND CURSED freundlicherweise in der DELUXE VERSION für eine Rezension zur Verfügung gestellt. Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Spiel mit dem Lied vom Tod
In THE FEW AND CURSED kämpfen die Spieler darum, wer den größten Schneid hat. Gespielt wird über mehrere Runden, bis entweder alle Artefakte gefunden oder 3 von insgesamt 4 Monstern besiegt wurden. Wer zu diesem Zeitpunkt den meisten Schneid über das Erledigen von Aufträgen, das Sammeln von Artfakten und die Kopfgeldjagd erreicht hat, wird zum größten Outlaw gekürt. Sollte eines der Monster die Stadt San Andreas erreichen, haben die Spieler gemeinsam verloren.
Zu Beginn des Spiels wählt jeder Spieler seinen Outlaw und erhält die passende Miniatur zusammen mit dem Spielertableau und dem Startdeck des Charakters. Die Charaktere unterscheiden sich durch leichte Variationen im Startdeck, verschiedene Grundwerte und eine persönliche Fähigkeit. Zusätzlich wird entschieden, ob die Tag- oder Nachtseite des Spielbretts genutzt wird. Diese unterscheiden sich dadurch, dass auf der Nachtseite mehr Ressourcen für Bewegungen aufgebracht werden müssen.
Jede Runde beginnt mit der Improvisationsphase. In dieser Phase zieht jeder Spieler 2 Karten vom Verbesserungsstapel, wählt eine der beiden Karten aus und nimmt diese direkt auf die Hand. Die Karten versorgen die Helden in erster Linie mit Ressourcen für Bewegung, Kampf und Wasser (=Währung) und bieten teilweise zusätzliche Sonderfähigkeiten. Karten und Ausrüstung können in den einzelnen Phasen ausgespielt werden, um Ressourcen und Aktionen zu sammeln. Was in der jeweiligen Phase nicht genutzt wird, verfällt beim Übergang zur nächsten Runde.
Es folgt die Begegnungsphase. Charaktere, die in San Andreas stehen, können entweder ihr hart verdientes Wasser gegen Ausrüstungen oder Grundwert-Verbesserungen im Laden eintauschen oder neue Aufträge vom Anschlagbrett annehmen. Wer außerhalb der Stadt steht, zieht eine Begegnungskarte und liest den Abschnitt für den entsprechenden Ortstyp (Wüste, Ruinen oder Schluchten) durch und handelt das Ereignis ab. Wer auf einem verfluchten Ort steht, zieht eine verfluchte Begegnung und wählt eine der drei dort angezeigten Möglichkeiten aus und handelt diese ab.
In der Aktionsphase, der Hauptphase des Spiels, können Karten und Ausrüstung gespielt werden, um Ressourcen für Bewegung und Kampf zu erhalten. Bewegungspunkte müssen ausgegeben werden, um sich von einem Ort zum nächsten zu bewegen. Teils müssen hierzu zusätzlich noch Angriffspunkte ausgegeben oder der Fluchlevel erhöht werden. Erreicht das Fluchlevel die maximale Levelrate des Charakters, muss dieser seine Charakterkarte umdrehen. Dadurch ist die persönliche Fähigkeit nicht mehr verfügbar und wird durch eine negative Anforderung ersetzt. In der Regel bedeutet dies, dass eine bestimmte Ressource pro Runde gezahlt werden muss, ansonsten werden Lebenspunkte abgezogen. Die Fluchseite hat aber auch den Vorteil, dass bei Kämpfen höherer Schaden ausgeteilt werden kann.
Neben der Bewegung gibt es sechs verschiedene Aktionsmöglichkeiten, von denen genau eine gespielt werden muss. Wer an einem Ort ist, kann durch das Ausgeben von Angriffspunkten Kopfgelder eintreiben. Zu jedem Ortstyp gibt es einfache WANTED-Kopfgelder, die nur wenig Schneid einbringen, aber zur Überbrückung, bis die ertragreichen MOST WANTED-Kopfgelder eingesammelt werden können, gute Dienste leisten. Um einen Gegner zu besiegen, müssen Angriffspunkte über Karten sowie über das Ausgeben von Munition gesammelt werden, bis sie den Wert des Gegners übersteigen. Wer über genügend Angriffspunkte verfügt, kann WANTED-Kopfgelder gleich zweimal eintreiben. Wird die unterste Karte eines MOST WANTED-Stapels aufgedeckt, kommt direkt eines der Monster auf den Spielplan. Die Besonderheit bei diesen Gegnern ist, dass sie sich am Ende einer Spielrunde in Richtung Stadt bewegen. Sollte eines der 4 Monster die Stadt erreichen, haben die Spieler verloren.
Wer an einem der großen verfluchten Orte in den 4 Ecken des Spielbretts steht, kann sich eines der dort verfügbaren Artefakte nehmen, soweit er von dem Ort noch kein Artefakt genommen hat. Neben dem Token gibt es das Artefakt auch als Karte, das dem eigenen Deck hinzugefügt wird und neben verschiedenen Fähigkeiten auch noch Schneidpunkte einbringt. Wer mit einem anderen Spieler auf einem Feld steht, kann diesen ausrauben, was Schneid und Wasser einbringt. Eine weitere Möglichkeit bei einigen Charakteren ist, ihre Fähigkeit auszuspielen. Zu guter Letzt kann das Lager aufgeschlagen werden, wodurch Leben regeneriert und alle Karten zu einem neuen Nachziehstapel zusammen gemischt werden. Spieler, die ihren Abwurfstapel in einen neuen Nachziehstapel mischen müssen, damit sie nachziehen können, werden am Ende der Runde automatisch nach San Andreas versetzt, solange dies nicht bereits während der Lager-Aktion geschehen ist. Wer seine Aktionsphase in der Stadt verbringt, kann entweder noch einmal einkaufen oder neue Aufträge holen. Aufträge können gegen Erfüllen der Bedingungen auf der Karte zu jeder Zeit erledigt werden.
In der Aufräumphase können Handkarten abgeworfen werden, bevor anschließend auf 4 Karten nachgezogen wird. Ein Kartenlimit nach oben gibt es nicht. Wer mehr als 4 Karten am Ende in der Hand hat, zieht nicht nach und nimmt sämtliche Karten mit in die nächste Runde. Ist keine der Endbedingungen erreicht, geht es weiter mit der nächsten Improvisationsphase.
The good, the bad and the ugly
Die Schachtel von THE FEW AND THE CURSED macht großen Eindruck, enttäuscht dann aber mit nur rund 1/3 Füllung. Die Schachtel hätte problemlos um einiges kleiner ausfallen können. In der Box befinden sich neben dem großen, im 16:9 Breitbildformat gehaltenen, beidseitig bedruckten Board vor allem einige stabile Karten, 8 Miniaturen, Kunststoffwürfel, doppellagige Charaktertableaus und Marker aus stabilem Karton. Optisch bietet das Spiel einen wunderbar stimmigen Comiccharakter. Lediglich beim Design des Boards hätte ich mir eine deutlichere Kennzeichnung der verschiedenen Ortstypen gewünscht. Gerade zu Beginn ist es nicht unbedingt gleich ersichtlich, welches Feld für welchen Ortstyp steht.
Bei der zum Test vorliegenden Deluxe-Version des Spiels gibt es zusätzlich noch weitere Charaktere mit Tableau, Miniatur und eigenem Starterdeck. Dazu gibt es noch die Erweiterung „Gefallene Unsterbliche“ bestehend aus 4 Karten und 4 Miniaturen, die zufällige Begegnungen an bestimmten Orten hervorrufen. Wer SET A WATCH sein Eigen nennt, darf sich über 4 frische Karten für das Spiel freuen. Noch mehr Freude dürften Besitzer von MAXIMUM APOCALYPSE haben, da Outlaw REDHEAD mit einem kompletten Deck für das Spiel und einer zusätzlichen Miniatur beiliegt.
Bei uns gab es hinsichtlich der Qualität ein paar kleinere Problem. So fehlte die Wendigo-Miniatur, dafür war die Krähen-Miniatur doppelt vorhanden. In der Deluxe-Box fehlte zudem die Startspielermünze. Die Miniaturen waren teilweise deutlich verbogen.
Die Anleitung hat das Format eines Comicheftes und erklärt auf 32 Seiten die Regeln des Spiels, zahlreich bebildert. Im Großen und Ganzen sind die Erklärungen der nicht allzu komplizierten Regeln gut gelungen, teilweise finden sich Erklärungen allerdings an Stellen, an denen man sie nicht vermuten würde. Da es kein Stichwortregister gibt, ist dies beim Nachschlagen unnötig mühselig. Nach den ersten 1-2 Spielen sollten die Regeln aber bereits soweit sitzen, dass ein Nachschlagen nicht mehr notwendig ist. Neben der Standardvariante gibt es auch noch eine Solo- und Voll-Kooperative-Spielvariante in der Anleitung zu finden.
Tags: Semi-Kooperativ, Miniaturen, 1-4 Spieler, Kooperativ, Deckbauspiel