TEST // BRASS BIRMINGHAM - Zweite Meinung Sven
Ich habe das alte „Kohle“ nie gespielt, durfte aber bereits Bekanntschaft mit dessen Neuauflage „Brass: Lancashire“ machen, was der 1:1 Nachfolger sein soll.
„Brass: Birmingham“ fügt dem ursprünglichen Spiel einen kleinen Aspekt hinzu, lässt dafür einen anderen Teil weg. Es ist dennoch der etwas anspruchsvollere der beiden Titel.
Es gibt viele Aktionsmöglichkeiten, die nach ein paar wenigen Spielzügen bereits verinnerlicht sind. Die Regeln sind im Grunde recht einfach und ich konnte sie bisher jedem Mitspieler verständlich erklären.
Das Spiel und dessen Zusammenhänge dann zu beherrschen ist dagegen eine Herausforderung. Vor allem, wenn Mitspieler einem immer wieder dazwischenfunken! Sie kaufen die für den eigenen Zug so dringend benötigte Kohle aus dem Markt oder - was noch viel schlimmer ist - sie benutzen mein mühsam gebrautes Bier, um ihre eigenen Waren zu verkaufen!
Bei all dem Leid, was die Interaktion der Mitspieler einbringt, kommt mein Spielzug nie ins Stocken und es findet sich immer eine gute Ausweichmöglichkeit. So bringt mir das Bier, welches mein Gegenspieler aus meiner Brauerei genommen hat, zum Beispiel wertvolles Einkommen. Unter Umständen wird meine Aktion etwas teurer, durchführbar ist sie in den meisten Fällen aber doch.
Im Allgemeinen ist viel Planung vonnöten. Zwei bis drei Spielzüge im Voraus zu planen, ist keine Seltenheit. Um eine Ware zu verkaufen brauche ich die Fabrik, Bier und eine Verbindung zum Markt. Um das alles zu bauen, benötige ich Eisen und Kohle. Nehme ich diese aus dem Markt, kostet es wertvolles Geld. Möchte ich dagegen meine eigenen Ressourcen herstellen, bedarf es mehrere Spielzüge, dafür aber auch einen höheren Gewinn. Viel besser wäre es, wenn meine Konkurrenz Fabriken baut und mir die Ressourcen sozusagen frei Haus liefert!
Negatives habe ich nicht viel zu berichten. Höchstens die bei schwachem Licht schlecht erkennbare Nachtseite des Spielplans, bzw. der Spielertableaus. Da ich die Tagseite sowieso bevorzuge, ist es für mich nicht relevant. Das Material und die Illustrationen der Karten und des Spielbretts sind wunderschön.
Die erste Partie sollte als eine Kennenlernpartie angesehen werden. In den Folgepartien gewinnen manche Aktionen an Gewicht, die anfangs für sehr schwach gehalten wurden und vermeintliche Extremstrategien stellen sich als harmlos heraus, sobald die Spieler gelernt haben, wie diese auszuhebeln sind.
Ich empfinde „Brass: Birmingham“ als absolut genial. Es ist innerhalb weniger Partien auf meiner Rangliste ganz nach oben geklettert und konnte den Vergleich mit „Brass: Lancashire“ locker standhalten.
Bilder vom Spiel
Tags: Ressourcenmanagement, Pick up and deliver, 60-120 Minuten, Auslegen, 2-4 Spieler, Eurogame