Test | Mind MGMT - Fazit + Wertung von Vera & Thorsten
Vorab: „Mind MGMT“ ist ein Erlebnis. Schon beim Betrachten der Spielschachtel fallen einem die kleinen Easter Eggs und versteckten Botschaften auf, die an die Recruiter:innen und Rogue Agents gerichtet sind. So ist, wenn man sich den Kopf der Frau auf der Schachtel näher betrachtet, mit durchsichtigem Lack je nach Spiegelung ein Totenkopf zu sehen. Das Spiel basiert auf der Comic Vorlage von Matt Kindt und das merkt man dem Spiel wirklich an. Die Autoren haben sich Mühe gegeben, das Gefühl und Artwork der Comics im Spiel umzusetzen. So gibt es versteckte Botschaften, die man nur mit einer Rot Blau Brille lesen kann, es sind überall kleine Comics verbaut: in den Paketen des Shift Systems, auf der Rückseite des Spielplans und bei den Illustrationen der Karten. Wir haben die Comicreihe nie gelesen, aber auch ohne Vorkenntnisse haben wir alles rund um Artwork und Gestaltung sehr genossen.
Die Anleitung ist auf den ersten Blick etwas unübersichtlich, da die Trainingsrunde und die eigentlichen Regeln parallel beschrieben werden und die entsprechenden Absätze farblich markiert sind. Uns liegt das Spiel auf englischer Sprache vor und zum Verstehen der Anleitung sind gute Englischkenntnisse von Vorteil. Wir können auf jeden Fall empfehlen, die Regeln mehr als einmal zu lesen und die entsprechende Trainingsrunde zu spielen, um sich mit den doch teilweise detaillierten Regeln vertraut zu machen.
Das Spielmaterial ist toll und hat auch schon in der uns vorliegenden Retailversion eine gute Qualität. So gibt es abwischbare und beschreibbare Tokens, einen Sichtschirm, Holztokens, Standees aus Pappe und vieles mehr. Auch die möglichen Aktionen sind direkt auf den Karten, die man unter das Spielfeld schiebt, in detaillierter Form zu finden und ersparen eine Hilfe für Spielerinnen und Spieler. Das Auspacken der Shift Boxen und das Entdecken der Inhalte hat uns auch sehr viel Spaß bereitet.
Eins der größten Mankos von Hidden Movement Games ist auch bei „Mind MGMT“ wieder zu finden. Es kann je nach Gruppe dazu kommen, dass eine Partei immer und immer wieder gewinnt und die anderen entsprechend gar keine Chance auf einen Sieg haben. Aber genau für diesen Fall kommt das SHIFT SYSTEM in „Mind MGMT“ zum Einsatz. Verliert man eine Partie, so darf eine der verschlossenen kleinen Boxen geöffnet werden. Darin enthalten sind Vorteile, die es den Rogue Agents ermöglichen, das Mind MGMT schneller aufzuspüren oder als Recruiter:in länger im Verborgenen zu bleiben. Mit Hilfe dieses SHIFT SYSTEMS schafft das Spiel ausgeglichene Bedingungen und sorgt für Spannung im Spiel. Das Shift System funktioniert sehr gut und hilft sehr dabei, das Spiel auszubalancieren. Mal eine Runde zu verlieren ist so gar nicht weiter schlimm, da man ja eine Box öffnen darf und immer neue Fähigkeiten und Möglichkeiten zum Spielen entdecken kann. Die Spieldauer lag bei uns immer unter einer Stunde, sodass immer mindestens eine Revancherunde gespielt wurde.
Ein weiterer großer Pluspunkt ist die Variabilität der Anzahl an Spielerinnen und Spieler. Das Spiel funktioniert in jeder Anzahl von Spielerinnen und Spielern sehr gut und es ist auch gerade zu zweit sehr gut spielbar. Zu zweit wird die Rolle der Agent:innen ein wenig schwieriger, da sich eine Person mehr Informationen merken muss, aber es trotzdem eine tolle Spielerfahrung ist.
Das Spielgefühl ist je nach Rolle sehr unterschiedlich. Durch Pech bei den Standortfragen saßen die Rogue Agents manchmal planlos vor dem Spielbrett, da sie keinerlei Anhaltspunkte für den Aufenthaltsort des Recruiters hatten. Andererseits war es teilweise für die Recruiter:innen frustrierend, wenn sie durch einen lucky guess der Agents in die Enge getrieben wurden und kein Entkommen mehr möglich war. Wie bei allen Spielen solcher Art, spielt auch immer das Glück eine Rolle. Wer sich daran stört, sollte das Spiel vielleicht erst einmal Probe spielen.
Wir müssen aber noch ein Wort zur Balance des Spiels verlieren. In allen Runden, die wir gespielt haben, war das Mind MGMT im Vorteil und viele Entscheidungen der Agent:innen laufen am Ende auf eine 50/50 Entscheidung heraus. So hatten wir oft ein bis drei Felder, auf denen sich das Mind MGMT verstecken konnte und es lief am Ende auf eine reine Glücksentscheidung heraus. Grundsätzlich bietet das Spiel Möglichkeiten, das Feld genau herauszufinden. Oft passiert es aber, dass die Agent:innen nicht mehr genug Züge haben, um sich abzusichern und raten müssen, wenn sie das Spiel noch gewinnen wollen. Uns hat es aber nicht so gestört, da die Runden fast immer bis zum Ende spannend waren. Sollte den Agent:innen keine Shiftbox zur Verfügung stehen, weil sie die letzte Runde gewonnen haben, läuft es oft auf einen Sieg des Mind MGMTs heraus oder es wird zumindest sehr schwierig für die Agent:innen.
Wir hatten sehr viel Spaß mit „Mind MGMT“ und sehen das Spiel als eine Bereicherung für unsere Spielesammlung. Fans von Hidden-Movement-Spielen á la „Scotland Yard“ sollten definitiv einen Blick auf „Mind MGMT“ werfen. Wir können uns aber auch vorstellen, dass alle die, die ihre Probleme mit Hidden Movement Games haben, durch das Artwork und das Shift Systems endlich einen Vertreter aus diesem Genre finden können, der ihnen zusagt. Aktuell ist das Spiel nur in englischer Sprache verfügbar und zumindest für die Regeln sollten gute Englischkenntnisse vorhanden sein. Im Laufe des Jahres soll „Mind MGMT“ jedoch in der Spieleschmiede auf Deutsch zur Verfügung stehen.
Tags: Hidden Movement, 1-5 Personen, 60 Minuten, Deduktion